Kaiserslautern „Müssen dringend etwas tun“

Rund 2,4 Millionen Euro aus einem dreijährigen Sonderprogramm des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) sollen helfen, schwer behinderte arbeitsfähige Menschen in der Region Westpfalz in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt einzugliedern. Die zu diesem Zweck gegründete Inklusionsinitiative Westpfalz (IWP) hat sich eine Vermittlungsquote von 60 Prozent zum Ziel gesetzt.

Über Einzelheiten informierten gestern Hans-Joachim Omlor, Leiter der federführenden Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens und die Kooperationspartner Marco Dobrani, Stiftungsvorstand der Heinrich-Kimmle-Stiftung, Walter Steinmetz, Geschäftsführer des Ökumenischen Gemeinschaftswerks Pfalz und Peter Kaiser, Vorstand des Evangelischen Diakoniewerks Zoar sowie stellvertretend für die sieben Jobcenter der Region Hans-Jürgen Sponauer, Betriebsleiter des Jobcenters Kaiserslautern. Arbeitsagenturleiter Omlor unterstrich die Dringlichkeit der Aufgabe. Nach seinen Angaben sind schwer behinderte Menschen trotz besserer Qualifizierungsmaßnahmen in der Regel länger arbeitslos als nicht behinderte. Einem Rückgang der Arbeitslosenzahlen im Agenturbereich um vier Prozent im vergangenen Jahr stehe bei behinderten Arbeitnehmern ein Rückgang von nur 0,4 Prozent gegenüber. Es müsse dringend etwas getan werden. Die Kooperation der Partner zum Erreichen des gemeinsamen Ziels nannte Omlor beispielhaft. Das Konzept, mit dem die Inklusionsinitiative Westpfalz eigenen Angaben zufolge nach langen und sehr schwierigen Vorbereitungen in einem anspruchsvollen Verfahren schließlich den Zuschlag erhielt, setzt auf individuelle Betreuung und Begleitung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern sowie eine passgenau Vermittlung der Arbeitskräfte. Die Partner präzisierten das Vorgehen. Danach ermöglicht es das Förderprogramm, zwölf Mitarbeiter als Fachbegleiter – je sechs Sozialpädagogen und sechs in der besonderen Aufgabenstellung geschulte Handwerker − einzustellen und an den Standorten von Arbeitsagentur und Jobcentern als Anlaufstellen Inklusionsbüros einzurichten. Hauptstützpunkte, die an Wochentagen durchgehend besetzt sind, werden Kaiserslautern und Pirmasens sein. Die anderen Standorte werden nach Bedarf vorübergehend besetzt. Die Mobilität der Mitarbeiter gilt deshalb als mitentscheidend für das Gelingen des Projekts. Zielgruppe der Förderung ist nicht der Personenkreis aus den Werkstätten der Behinderteneinrichtungen; es sind vielmehr erwerbsfähige Menschen über 50 mit mehreren Behinderungen und persönlichen oder privaten Schwierigkeiten. Sie sollen die gleiche Chance haben wie jene in den Werkstätten. Das Konzept der Initiative geht von einer individuellen Betreuung und Begleitung dieser Menschen und auch der potenziellen Arbeitgeber aus. Nicht jeder der zurzeit knapp 1300 arbeitslosen Schwerbehinderten passt in das Programm. Deshalb ist es am Beginn der Betreuung Aufgabe der Fachbegleiter, das Potenzial eines Bewerbers zu ermitteln und danach einen möglichst passgenauen Arbeitgeber für ihn zu finden. Das gemeinsame Ziel nach einem Praktikum im Unterstützungsbetrieb ist die dauerhafte Übernahme. Über die gesamte Laufzeit sollten so viermal je 144 Teilnehmern – insgesamt 576 – unterstützt und geförderte werden. „Wir sind froh, dass es losgeht“, sagte der Vertreter der Jobcenter. Den bei der Zielgruppe des Projekts besonders hohen Beratungsbedarf, den ein Personalschlüssel von 1:12 gewährleiste, könne das Jobcenter mit seinem Stammpersonal nicht leisten. Der Arbeitsamtschef würdigte ausdrücklich eine gute Netzwerkarbeit bei der zeitaufwendigen Vorbereitung und Erstellung des Konzepts. Ohne die Partner hätte die Agentur alleine dies nicht leisten können. |krh

x