Kaiserslautern Lange Nacht der Kultur beginnt

Sie geht schon heute Morgen los − die Lange Nacht der Kultur. Über 500 Künstler machen die ganze Stadt zu einem einzigen Kulturerlebnis. Gut 30 Veranstaltungsorte sind im Spiel. Die RHEINPFALZ hat Kulturschaffende gefragt, wo es sie in der Langen Nacht hinzieht.

Michael Geib, Leiter des Docu Centers Ramstein:

Alle wollen in den Bus – ich nicht! Tolle Idee, aber mir ist diesmal eher nach was Ruhigerem zu Mute. Da kommt mir die Pfalzgalerie gerade recht: „Lounge und Entspannungsfußbäder“ lese ich da. Klingt vielversprechend! Und „Chill out set“ sowie „Poesie des Alltags“. Wenn man da nicht runter kommt! Dann noch kurz den netten Kollegen in seinem Graphikdepot besucht. Die besitzen eine tolle Sammlung – und an dem Abend kann man mal hinter die Kulissen beziehungsweise in die Mappen und Archivschränke schauen. Entdeckungswürdig! Das gilt übrigens auch für andere Einrichtungen in der Stadt. Am Vormittag etwa: nach dem samstäglichen Markt mal kurz zum Flohmarkt der Musikschule. Was wohl eine Musikschule auf ihrem hauseigenen Flohmarkt anbietet? Später ins Zink-Museum. Da ist das FCK-Museum zu Gast. Welche Kuriosa haben die neu in der Sammlung? Bevor es dann abends aber zu ruhig wird: ab auf die Wiese zwischen Fruchthalle und Theater. Da zeigt Thomas Brenner seine tollen Blowups zum Thema „Krieg und Frieden“. Am Rheinland-Pfalz-Tag werden wir seine Arbeiten im Docu Center Ramstein präsentieren. Mal sehen, wie die wirken. Anlass zum Gespräch sind sie allemal. Und das ist für mich an der Langen Nacht auch fast das Reizvollste: Leute treffen, sich auf Entdeckungstour treiben lassen, Anregungen erhalten. Ganz locker, weil − alles kann man gar nicht machen. Hannelore Bähr, Schauspielerin: Ach, wäre diese Nacht doch länger! So ein Angebot gab es noch nie, und ich selbst muss einiges verpassen, da wir spielen. Übrigens unbedingt sehenswert: „Viel Lärm um nichts“ von Shakespeare im Pfalztheater! Also keine chilligen Fußbäder im Museum Pfalzgalerie, das hätte ich sehr gerne erlebt! Und den Joshua Endreß mit seinem Zauberprogramm, bezaubernd. Vor dem Theater gibt es auf der Wiese gleich zwei spannende Präsentationen, von Thomas Brenner und unabhängig davon, aber vielleicht verbindet sich da was, das Kulturkollektiv: Kontrast. Jetzt! Ab 17 Uhr gefällt mir persönlich die Idee der VHS, eine Mitmalaktion zu starten, nicht nur gucken und genießen, sondern selbst Hand anlegen! Gute Idee. Und später „Winterland“ mit ihren Eigenkompositionen. Hörenswert! Und zu Imperial Bedrooms um 23 Uhr, auch beim SWR, könnte ich es schaffen. Mit dem Bus dann weiter zum Waldschlösschen: Busfahren und Texte übers Fahren hören. Die Qual der Wahl: das „süße Geheimnis“ in der Künstlerwerkgemeinschaft im Waldschlösschen (19 bis 24 Uhr). Und obwohl ich Mitglied bin: Ich weiß auch nix und lasse mich überraschen (Küsse, Zucker, olala???!!! oder was sonst?). Noch ein Tipp: Die Tanzskulpturen von Frau Palz um 18 Uhr im Zink-Museum. Das „Fräuleinwunder“ im Teehaus in der Steinstraße. Das WebEnd mit einer Reise durch die Musikgeschichte, die Blaue Blume mit musikalisch-literarischen Programmen, beides in der lebendigsten Straße Kaiserslauterns, der Richard-Wagner-Straße. Und dass sich die Lange Nacht in der Fruchthalle, dem Mutterschiff der Veranstaltung, für mich und sicher viele dem Ende zuneigt mit Roland Weimers Klangschalen, nicht ohne vorher noch einige Salsaschritte getan zu haben, selbstredend! Ich freue mich. Daniel Böhm, Schauspieler: Dieses Jahr versuche ich es mal mit einem Zeitplan (den ich wahrscheinlich sowieso nicht einhalten kann): Start mit den Tanzskulpturen von Margarete Palz im Zink-Museum − und zwar in Bewegung. Ohne diese habe ich sie schon gesehen. Jetzt bin ich neugierig, wie sie tanzend aussehen. Dann Wechsel in die Pfalzgalerie: bin gespannt, wie die Entspannungsfußbäder bei der Eröffnung der Lounge wirken. Weiter ins SWR-Studio zur Lesung mit Kerstin Bachtler und Heinz Moosmann. „111 Gründe, die Pfalz zu lieben“ sollten hierfür Erklärung genug sein. Zurück zur Pfalzgalerie zur Führung „Magische Zeichen“. Hinter Geheimnisse von Kunstwerken zu kommen, hat mich schon in frühester Jugend fasziniert. Zwischendurch versuche ich natürlich, auch etwas von den Kollegen auf der Werkstattbühne des Pfalztheaters mitzubekommen. Auch hier nur interessante Programme… Der Japanische Garten übt bei jeder Kulturnacht bei gutem Wetter einen besonderen Zauber aus. Die traditionellen Taiko-Trommeln werden diesen sicher noch verstärken. Schließlich werde ich wohl final in der Fruchthalle landen. Laura Kloos, Pop-Sängerin: Auch wenn ich beim Anblick seiner Bilder das sofortige Verlangen verspüre, meine Koffer zu packen und in den Süden zu fliehen, werde ich mir auf jeden Fall die Bilder von Heinrich Steiner anschauen. Dann werde ich zum „Weinseligen Klosterhof“ gehen und einen guten Wein aus der Pfalz trinken. Und für diese Wahl werde ich mir dann bei der Lesung „111 Gründe, die Pfalz zu lieben“ Bestätigung holen. Vielleicht gehe ich aber auch direkt mit meinem Glas Wein zu Pauline Ngoc und lasse mich mit französischen Chansons über die pfälzische Grenze hinaustragen. Die „Poesie des Alltags“ interessiert mich auch sehr, da es ein wichtiger Punkt in der Kunst ist, in dem Gewöhnlichen das Besondere zu sehen und es für andere sichtbar, greifbar oder hörbar zu machen. Ob Poesie, Musik, Malerei, Tanz oder einfach nur der Genuss eines guten Weins − man hat die Auswahl, sich von den schönen Dingen des Lebens aus dem Alltag reißen zu lassen. Ich freue mich darauf. Wolfgang Marschall und Marina Tamássy, Kabarettisten: Eigentlich dürften wir zwei ja gar nicht auf die „Piste“... Eigentlich wäre ja hochkonzentriertes Texten und Proben in eigener Sache angesagt, damit auch nächste Woche am Mittwoch und Donnerstag wieder „scharf“ gelacht werden kann... Aber ein abendliches „Päuschen“ gönnen wir uns doch und die Lange Nacht der Kultur ist ja auch nicht alle Tage! Wir werden also den „Lange-Nacht-Bus“ besteigen, uns dort mobil bespaßen lassen und zuerst mal bei der Künstlerwerkgemeinschaft „reinschneien“. Dort lockt nämlich ein ominöses „süßes Geheimnis“. Wenn das mal keine Neugier weckt! Dann treffen wir uns mit unseren Untier-Kollegen und schauen uns die „RebellComedy“ in der Kammgarn an. Anschließend noch ein Abstecher ins Roachhouse und danach zu Alexa Feser in die Fruchthalle. Mit der Mitternachtslesung in der Stiftskirche lassen wir dann den Abend ausklingen und bewegen uns – erfüllt mit neuen Eindrücken und Impulsen – wieder hurtig zurück an unsere Schreibtische.

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