Kaiserslautern Jennifer Höning holt die Menschen vom Sofa

Eine der Ideen, die Jennifer Höning mit der Bewgungsinitiative des Landes umsetzt: Sie bemalt Steine, gibt darauf Bewegungstipps
Eine der Ideen, die Jennifer Höning mit der Bewgungsinitiative des Landes umsetzt: Sie bemalt Steine, gibt darauf Bewegungstipps und legt sie zum Beispiel im Stadtpark aus.

Sporthelden der Coronakrise: Jennifer Höning hat was Ansteckendes. Als Physiotherapeutin weiß sie, wie wichtig Bewegung ist, als Sportlerin weiß sie, wie gut sie tut und als Bewegungsmanagerin der Stadt Kaiserslautern lässt sie sich ständig was Neues einfallen, um Menschen dazu zu bewegen, sich zu bewegen. Und sie schafft es. Sie bringt Jung und Alt dazu, vom Sofa aufzustehen und plötzlich Dinge zu schaffen, die sie selbst nicht erwartet hätten.

Amy, Jennifer Hönings zweieinhalbjährige Tochter, kennt ihre Mutter nur in Bewegung. „Amy ist schon einen Marathon gelaufen“, erzählt die 38-Jährige. „Damals war ich schwanger, wusste das aber nicht.“ Als Amy, die in den USA geboren wurde, drei Monate alt war, wagte Jennifer Höning den ersten Lauf mit ihr im Jogger. Seitdem lief sie regelmäßig mit Amy. „Im Lockdown bin ich jeden Mittag mit ihr losgezogen.“ Am liebsten sind die beiden im Stadtpark in Kaiserslautern unterwegs. Der liegt praktisch vor ihrer Haustüre.

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Die Frau mit dem Jogger, in dem ihre zweijährige Tochter am liebsten schläft, erregte bald Aufmerksamkeit. „Die Leute aus dem Seniorenheim haben gefragt, ob man das überhaupt darf.“ Sie waren verunsichert wegen der Einschränkungen im Lockdown, und Höning war erschrocken, dass gerade die älteren Menschen, die Bewegung so dringend bräuchten, nicht wissen, dass sie rausdürfen. Sie ging auf die Senioren zu, animierte sie zum Spazierengehen. Es war der Anfang einer langen Liste von Punkten, mit denen Höning die Leute in Bewegung brachte und bringt.

Das Tischtennis-Talent

Die Wurzeln dafür, dass Sport und draußen sein, für sie so wichtig ist und dass sie daraus so viel Energie zieht, dass sie sie an andere weitergeben kann, liegen in ihrer Kindheit. „Meine Eltern waren beide Trainer, erzählt sie. Hönings Mutter ist zuständig für Gymnastik und Breitensport, hat die Lizenz vom Sportbund, ihr Vater war Fußballtrainer. Und Jennifer Höning entdeckte als Kind einen Sport für sich, in dem sie offensichtlich Talent hat: „Ich war sieben und habe auf einer Freizeit Tischtennis gespielt. Ich hatte das erste Mal einen Schläger in der Hand. Ein Trainer hat das gesehen und gesagt die muss in den Verein.“ Mit siebeneinhalb Jahren spielte sie in der ersten Mannschaft, durchlief die Kader, trainierte jeden Tag. „Es ging fast Richtung Leistungssport.“ Jennifer Höning verbrachte die ganze Kindheit und Jugend mit Tischtennis, war jedes Wochenende auf Wettkämpfen unterwegs. „Das hat mir viel gegeben, hat mich definitiv geprägt“, sagt sie heute.

Die Physiotherapeutin

Mit 18 begann die Pfälzerin eine Ausbildung zum Physiotherapeutin und legte den Tischtennisschläger beiseite. „Ich habe über zehn Jahre nichts anderes gemacht, und irgendwann war die Luft raus.“ Zwei Jahre zuvor hatte sie angefangen, Trainerscheine zu machen. „Mit 18 hatte ich alle.“

Sie arbeitete als Physiotherapeutin und als Trainerin, war ein Jahr in Stuttgart, kam zurück, arbeitete im Krankenhaus und gab Kurse und machte sich schließlich selbstständig. Inzwischen gibt sie Patienten mit Rezept Physiotherapiestunden und arbeitet außerdem als Personaltrainerin.

Was sie antreibt: Sie will den Menschen helfen. Und ihnen zeigen, dass kein Weg unmöglich ist. „Mein erster Patient hatte einen Schlaganfall. Er wollte wieder Laufen gehen. Am Ende waren wir fünf Kilometer zusammen Walken“, erzählt sie und ihre Augen strahlen. Ihr ist es wichtig, mit den Menschen, die sich ihr anvertrauen, kleine Schritte zu machen, die sie voranbringen. „Ich bin nicht die, die sagt, in drei Monaten zum Marathon.“

Die Trainerin

Wenn ihre Schüler und Kunden dann trotzdem unerreichbar Geglaubtes erreichen, freut sie sich umso mehr. Vor einem Jahr hat sie im Lockdown angeboten, kostenlos Trainingspläne zu schreiben und in den Sozialen Netzwerken unter dem Stichwort „corunja“ zum Laufen aufgefordert. Die Resonanz war überwältigend. Unzählige Menschen meldeten sich und sie begleitete sie „von null auf fünf, von null auf zehn. Vier sind inzwischen von null auf Halbmarathon gelaufen. Mit dem letzten bin ich jetzt erst zusammen gelaufen.“

Jennifer Höning schrieb ihnen – auf sie zugeschnitten – kostenlos Trainingspläne, gab Tipps zum Stabilisieren und Dehnen, freute sich, wenn die Sportler sich freuten, dass sie jetzt ein Ziel haben. Sie motivierte sie und ließ sich immer wieder was Neues einfallen, wie sie Menschen allen Alters mitreißen und zum Bewegen animieren könnte.

Die Bewegungsmanagerin

Sie unterrichtete Studenten bei Fresenius an der Hochschule, bildete Laufgruppen, wo immer sie war, im Krankenhaus, mit den Physiotherapeuten, an der Uni. Als sie eine Fortbildung beim Sportbund machte, um ihre Trainerlizenz zu verlängern, stieß sie durch Zufall auf eine Stellenanzeige: Die Landesinitiative „Land in Bewegung“ suchte einen Bewegungsmanager für die Stadt. Sie bewarb sich für den Job auf 450-Euro-Basis und bekam ihn. Seitdem hilft sie auch über diese Plattform jeden Tag Menschen, in Bewegung zu bleiben und gibt ihnen Tipps, wie sie spielerisch fit bleiben, Spaß im Training haben, die Übungen in den Alltag integrieren können. Auch für die RHEINPFALZ lässt sie sich zusammen mit Arice Sapountsis, der Bewegungsmanagerin, die für den Landkreis Kaiserslautern zuständig ist, immer wieder was einfallen, stellt Übungen für den Alltag vor.

Warum sie auf die Menschen zugeht, gerade jetzt im Lockdown, warum sie mit Amy, so oft es geht, in den Park oder in den Wald geht, während ihr Mann arbeitet und viel unterwegs ist, erklärt sie so: „Ich wollte helfen, bin es gewohnt, Menschen um mich zu haben.“ Inzwischen hat sie ein riesiges Netzwerk mit Freunden aufgebaut, die sich von ihr mitreißen und motivieren lassen und die dank ihr Dinge schaffen, von denen sie nie gedacht hätten, dass sie sie können.

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