Kaiserslautern Ja ist denn schon Frühjahr?

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Engelbert Müllers Bilder sind eines sicher: fantasieanregend. Mal nahezu abstrakt mit Drift in die Farbfeldmalerei, mal reduziert und mal figürlich. Und manchmal ganz unorthodox alles zusammen. Gerne setzt der Künstler starke Farben ein, es mangelt nicht an strahlendem Gelb, glühendem Orange, sattem Braun und tiefem Blau. Poppig. Aber nur fast.

Im Verein mit seinen gitterhaften, durchscheinenden hölzernen Stelen von klein bis übermannshoch bieten die Werke des 1950 geborenen Künstlers jede Menge Raum, die Vorstellungs- und Assoziationskraft spazieren gehen zu lassen. Der diffuse Schleier, der über so manchem Bild Müllers zu hängen scheint, wirkt wie ein Verstärker. Seltsamerweise gibt dieser Schleier Müllers starken Farben eher mehr Kraft, als dass er diese abmildern würde. So wie eine Nebelschlusslampe durch die winzigen Tröpfchen in der nebligen Luft verstärkt wird. Darunterliegende Straßen- und sonstige Alltagsszenen wirken so mal traum- oder auch mal alptraumhaft. Andere Bilder bestechen eben durch einen Zug ins Poparthafte, nicht ohne Platz für Humor zu lassen. So zeigt eines der großformatigen Gemälde eine fast klassisch zu nennende Staffage aus Sofa und Bild mit röhrendem Hirsch. Aber keine Angst, hier wird’s nicht bieder, sondern eher lustig. Das Sofa ist wild braun zugeklatscht, tropft lila vor sich hin, und der Hirsch hat einen alarmfarbenen, orangenen Rand. Die hölzernen Gitterstelen des Künstlers gefallen durch klare und einfache, doch aber auch filigran verfügte Form. Schlicht kreideweiß oder fahlrot gefärbt, wirkt der Ausgangsstoff Holz bei Müller immer noch natürlich. Bilder und Stelen ergänzen sich und gehören zusammen. Laudatorin Claudia Gross meinte, alle Arbeiten Müllers hätten einen biografischen Bezug. So läge seinen „Sputnik“-Bildern eine witzige Aktion zugrunde. Ein von Müller und Sohn zusammengelöteter Pseudosatellit habe dereinst im Banner Umland für Aufregung und Verwunderung inklusive entsprechendem RHEINPFALZ-Artikel („Das Ding in der Wiese“) gesorgt. Die dazugehörigen Bilder fänden sich auch in der Schau, so Gross. Weiter meinte sie etwa, der Künstler mische verschiedene Malstile nach Gutdünken. Was der Wirkung seiner Kunst aber keinen Abbruch tue, ganz im Gegenteil. Seine Bilder seien wie Vorträge in Stichpunkten, das Weiterdenken bliebe Sache des geneigten Publikums. Auf der Flucht vorm eher lichtlosen Januar ist man also derzeit in der Holzwerkstatt genau richtig. Denn viele Werke Engelbert Müllers besitzen jede Menge Strahlkraft und wirken belebend wie die Sonne, welche unvermittelt durch die Wolken bricht. Ein künstlerisches Frühjahr sozusagen. Ausstellung Die Schau am Martinsplatz 6 ist montags bis freitags von 14 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr zu sehen. Im Abteihof in Wadgassen bei der Schau „Terror trifft Kunst“ zeigt Müller seine Arbeiten ebenso, im Netz unter www.wadgassen.de.

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