Kaiserslautern Heine-Schüler gewinnen Regional-Finale von „Jugend debattiert“

Jugend debattiert: vorne von links Viviane Koob, Felix Rubick, Ariane-Marie Huf und Felix Schäfer.
Jugend debattiert: vorne von links Viviane Koob, Felix Rubick, Ariane-Marie Huf und Felix Schäfer.

Mit Nervosität hatten wohl alle mehr oder weniger zu kämpfen, die am Donnerstagmorgen in die schon traditionelle Debatten-Arena im Kaiserslauterer Rathaus stiegen. Vor allem jugendliches Publikum besetzte nahezu alle Plätze in der Tagungsstätte des Stadtrates. Moderiert wurde die Veranstaltung von Lena Wilking.

Von Joachim Baadte

„Wir müssen endlich damit beginnen, die Spaltung in unserer Gesellschaft zu überwinden“, forderte Viviane Koob vom Ritterberg-Gymnasium zur Eröffnung der Debatte. Sie gehörte zu den vier Siegern aus der Sekundarstufe II, die es in dieses Finale geschafft hatten. Zum Thema „Soll jeder Mensch in Deutschland zum 18. Geburtstag ein Grunderbe erhalten?“, sagte sie weiter: „20.000 Euro Grunderbe für jeden sind ein erster Schritt, der extremen Ungleichheit bei der Verteilung der Vermögen zu begegnen.“ Und ihr Mitstreiter Felix Rubick vom Heinrich-Heine-Gymnasium ergänzte: „Die Verteilung der Chancen ist in Deutschland sehr ungerecht.“ Die für das Grunderbe erforderlichen 16 Milliarden Euro seien das geeignete Instrument zur Lösung des Problems. Die dafür erforderliche Reform der Erbschaftssteuer könne das Geld dafür freimachen. Außerdem sei wenig Bürokratie nötig.

Pro und Contra Grunderbe

Ariane Huf vom St.-Franziskus-Gymnasium hielt dagegen: „Wer garantiert denn dafür, dass die 20.000 Euro Grunderbe nicht für Luxusgüter oder alles Mögliche ausgegeben werden?“ Viel sinnvoller wäre es doch, das Geld in Bildungseinrichtungen oder in die Gesundheitspflege zu stecken. Für eine qualifizierte Ausbildung gebe es doch das Bafög. „Im Übrigen ändert das Grunderbe doch gar nichts an der gesellschaftlichen Ungleichheit“, fügte Felix Schäfer vom Leibniz-Gymnasium in Pirmasens an. Denn diese 20.000 Euro erhielten doch unterschiedslos alle 18-Jährigen. Außerdem sei dafür eine Steuererhöhung erforderlich. Man müsse befürchten, dass Leute mit der Fähigkeit zum Investieren dann das Land verlassen und sich die Krise damit verschärfe.

Anja Pfeiffer, die zuständige Dezernentin für Schulen, Soziales, Jugend und Sport, hatte zu Beginn der Veranstaltung die Schülerinnen und Schüler begrüßt. „Das ist heute ja so eine Art Stadtratsfeeling“, meinte sie. Debatten seien gelebte Demokratie. Sie hoffe deshalb auch, dass das Engagement bei den Rededuellen zur Folge haben könne, dass sich vielleicht Nachfolger für die heute in den demokratischen Institutionen Verantwortlichen finden.

Videoüberwachung im Schwimmbad?

Für die Debattenrunde der jüngeren Schüler aus der Sekundarstufe I war als Thema vorgegeben: „Sollen öffentliche Schwimmbäder eine flächendeckende Videoüberwachung einführen?“ Er erinnere sich noch sehr gut an eine Meldung darüber, dass in einer Badeanstalt auf eine Mutter und ihr Kind eingeschlagen worden sei, führte Max Engelhardt vom Heinrich-Heine-Gymnasium an. „Es geht einfach darum, Sicherheit zu schaffen, indem die Identität von Tätern leicht zu ermitteln ist.“ Auch Vandalismus könne mit der Kameraüberwachung verhindert werden. Die Hauptsache sei, dass durch Abschreckung möglicher Täter sich Familien in Schwimmbädern wohlfühlen könnten. Martha Ankovic vom Albert-Schweitzer-Gymnasium fügte an, dass vor allem aus Berliner Schwimmbädern immer wieder von Übergriffen berichtet werde. Durch Überwachung mit Hilfe von Kameras könne die Regierung in Rheinland-Pfalz durch Fördergeld dazu beitragen, dass es hierzulande nicht zu solchen Zuständen komme.

„Sieben Millionen Gäste besuchen bei uns im Land jährlich die Schwimmbäder“, stellte Jil Adler vom St.-Franziskus-Gymnasium fest. „Wird durch das Aufstellen von Kameras Sicherheit vermittelt?“ Es sei eher das Gegenteil der Fall. Es würden dadurch Ängste geschürt. Und ganz davon abgesehen zeige die Videoüberwachung an Bahnhöfen, dass Straftaten trotzdem begangen würden. Nicht auszudenken sei es außerdem, wenn diese Videosequenzen etwa über das Darknet in falsche Hände gerieten. „Video-Überwachung gerade in der privaten Atmosphäre des Schwimmbads bedeutet doch für alle Beteiligten eine Stresssituation“, meinte Marie Allmann vom Albert-Schweitzer-Gymnasium. Dabei gehe es doch um Wohlbefinden. Deshalb sei Videoüberwachung an diesen Orten ihr Geld nicht wert.

Gewinner dürfen zum Landesfinale in Mainz

In der Sekundarstufe II siegte Felix Rubick vom Heinrich-Heine-Gymnasium in Kaiserslautern, auf Platz zwei kam Felix Schäfer, Leibniz-Gymnasium in Pirmasens. In der Sekundarstufe I belegte Max Engelhardt, Heinrich-Heine-Gymnasium, den ersten Platz, gefolgt von Jil Adler, St.-Franziskus-Gymnasium Kaiserslautern. Die Gewinnerinnen und Gewinner der Debatten treten nun im Landesfinale im Mainzer Landtag an.

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