Kaiserslautern Grüne Hölle Schalke?

Keine Formel 1, kein Musikfestival: Der neue Betreiber des Nürburgrings, der Investor Capricorn, scheint es sich mit allen zu verderben. Schaden nehmen wird dadurch vor allem erneut die Marke Nürburgring. „Grüne Hölle Rock“ sollte es Ende Mai auf der Rennstrecke geben: Capricorn hatte sich nicht mit Marek Lieberberg über die finanziellen Modalitäten seines Festivals „Rock am Ring“ (RaR) einigen können und die Konzertagentur Deag als neuen Partner geholt, bislang eher bekannt als Veranstalter von Klassik-, Schlager- und Popshows von Künstlern wie Hansi Hinterseer, Peter Maffay, Madonna und Zugpferd David Garrett. Zwei Festivals sollte es nun geben: „Grüne Hölle“ auf dem Nürburgring, „RaR“ auf dem Flugplatz Mendig, nur wenige Kilometer vom Ring entfernt. Doch die Fans wollen keine zwei dreitägigen Rockspektakel im Wochenabstand in der Eifel und bleiben der eingeführten Marke treu: „RaR“ ist ausverkauft. „Knapp 90.000“ Tickets sind laut Lieberberg abgesetzt. Für die Gegenveranstaltung am Nürburgring sollen – gerüchteweise – hingegen bisher unter 10.000 Karten weg sein. Die Organisatoren selbst nennen keinerlei Zahlen. Abgesagt werden soll die „Grüne Hölle“ zwar nicht, schließlich sind Bands gebucht, und die sollen auch bei zwei Schwesterfestivals in München und Österreich spielen. Doch will die Deag nun vielleicht in ein Fußballstadion umziehen: auf Schalke. Die dortige Arena ist zwar konzerterprobt, aber wahrlich keine „Grüne Hölle“, sondern eher weißblaue Business-Ödnis. Immerhin aber gehört grün zu den Farben des Arenasponsors Veltins. Häme herrscht nun vor allem in den sozialen Netzwerken. Allerdings ist der Misserfolg hausgemacht. Zwei Festivals mit sehr ähnlichem Programm in einer strukturschwachen Region im Abstand von einer Woche – das kann kaum funktionieren, vor allem da der „Grünen Hölle“ ein Mega-Headliner fehlt. Gut, Kiss wollen kommen, das zieht. Dazu sind andere Haudegen gebucht wie Accept oder Judas Priest, ebenso Limp Bizkit, Faith No More oder die alten Ring-Bekannten Metallica und die zur Rockoper tendierenden Muse. Aber diese Bands sind den Musikfans offenbar keine 179 Euro wert. Vielleicht ist es auch schlicht das falsche Wochenende: Marek Lieberberg hat mit „RaR“ in Mendig den angestammten Termin Anfang Juni gewählt, die „Grüne Hölle“ soll von 29. bis 31. Mai laufen. Die Fans mögen auch einfach den Namen blöd finden. Oder es bewahrheitet sich schlicht die Weisheit: „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht.“ Neue Festivals zu etablieren, ist harte Arbeit. Das weiß auch Marek Lieberberg selbst, der mit seinem Hockenheimring-Festival „Rock’n’Heim“ Probleme hat: Auch er hat zu wenige Karten verkauft, will das Festival nun abspecken auf einen Tag (). Allerdings ist der Termin Mitte August per se schwierig: Rock’n’Heim liegt in den Ferien und hat Konkurrenz von anderen Festivals gerade in Urlaubsregionen. Für den „Grüne Hölle“-Veranstalter geht es nun um Schadensbegrenzung. Die Deag will ihre Festivals „Rockavaria“ (zeitgleich in München) und „Rock in Vienna“ (Anfang Juni in Wien) retten, für die laut Deag zusammen bisher 50.000 Karten verkauft sind. In der Schweiz will die Deag drei Festivals stemmen, dafür seien 100.000 Karten abgesetzt. Den Nürburgring-Betreibern wirft die Deag „Vertragsbruch“ vor. Entgegen der Vereinbarungen habe sich die Capricorn Nürburgring GmbH „bisher zu keinem Zeitpunkt an den Zahlungen für Künstlergagen und Werbemaßnahmen beteiligt“. Die Deag habe alleine „sämtliche Kosten“ getragen „und bereits beglichen, inklusive der Vorauszahlungen für die Künstlergagen“. Von zwei Millionen Euro spricht Deag-Chef Peter Schwenkow. Noch heute will die Deag entscheiden, wohin die „Grüne Hölle“ geht. Denn einen Vertrag mit der Arena in Gelsenkirchen gibt es bislang nicht.

x