Kaiserslautern „Grüezi mitenand“

Großes Hallo, großer Bahnhof: Die Theatermannschaft ist zurück am Musentempel. Gestern begrüßten Intendant Urs Häberli und (Kultur-)Prominenz aus Stadt und Land die Theatermannschaft.

Die rund eineinhalbstündige Begrüßung gestern Vormittag im Großen Haus hatte über weite Strecken kabarettistisches Format. So gut gelaunt präsentierte sich die Rednerschar auf der Bühne. Allen voran Intendant Urs Häberli. Mit einem markigen „Grüezi mitenand!“ hieß er seine Mannschaft und die illustren Gastredner willkommen. Rückblickend würdigte er die vergangene Saison: „Wir können stolz auf das Ergebnis sein!“ Eine Auslastung von über 80 Prozent mache Mut und Zuversicht. Mit der neuen Spielzeit wolle das Theater historische und gesellschaftliche Ereignisse der vergangenen 100 Jahre reflektieren. „Es ist erstaunlich, wie nahe wir damit der Realität heute kommen“, gab er zu bedenken. Das Pfalztheater wolle einen Beitrag zur soziokulturellen Diskussion liefern und gleichzeitig ein breites Publikum erreichen und langfristig fürs Theater begeistern. „Ich zähle auf jeden von ihnen“, schwor er seine Mannschaft ein. Nicht nur als Oberbürgermeister, sondern auch als stellvertretender Bezirkstagsvorsitzender und damit Vertreter für den Vorsitzenden Theo Wieder stand Lautern-OB Klaus Weichel erstmals auf der Pfalztheaterbühne. Die herzliche Begrüßung der Theaterleute untereinander erinnere ihn „an die eigene Schulzeit, an das Wiedersehen nach den Ferien – nur ohne Tüten“. Weichel betonte die Bedeutung des Theaters: „Es ist ein Pfund, das die Stadt hat. Das Pfalztheater ist einer der wichtigsten Belange Kaiserslauterns.“ Was die Finanzierung des Theaters – 40 Prozent durchs Land, je 30 Prozent durch Stadt und Bezirksverband – angehe, sei die „mittelfristige Unterstützung sichergestellt, auch für die Folgejahre“. Eine Einschätzung, der sich Kulturstaatssekretär Walter Schumacher anschloss. „Das Land steht zu seinen vier Theatern“, war sein starkes Bekenntnis zur Bühnenvielfalt, „wir können damit strunzen.“ In launigen Worten erinnerte sich der gebürtige Kaiserslauterer an seine auch vom Pfalztheater geprägte Kindheit und griff ebenfalls die glanzvollen Zeiten des FCK („wir sind jetzt zeitweise dauerhaft in der Zweiten Liga“) und der Industrie auf. Immerhin hätten Technologie-, Forschungs- und Kulturstätten deren Verfall aufgefangen. Schumacher erntete für seine kabarettreifen Ausführungen heftigen Beifall. Traditionell einen hohen Unterhaltungswert haben auch die Beiträge der Feuerwehr, am Theater für Arbeitssicherheit zuständig. Karsten Thiel erläuterte mit stoischer Miene und in Anspielung aufs Spielplanmotto „Spiel – Plan – Europa – Plan – Spiel“ Planspiele der Feuerwehr, insbesondere die Rettung von Personen in Zwangslage – kurz PiZ – betreffend, etwa aus brennenden Autowracks oder festgekettet ans Bett. Auch ihm war der Beifall sicher. Mit einem Kulturvergleich zwischen Deutschland und Frankreich punktete Personalratsvorsitzender Markus Staut. Als Kenner der 100.000-Einwohner-Stadt La Rochelle stellte er heraus, dass die reiche französische Stadt sich bedauerlicherweise kein Theater leiste. Ernster wurde es mit seinem Ausblick auf die Zustände der deutschen Bühnenlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern. „Dort brennt es“, warnte der engagierte Gewerkschaftler. Er wies gleichzeitig auf die 16 vakanten Planstellen am Pfalztheater hin, die seit Jahren mit Zeit- und Leiharbeitern gefüllt würden. „Hier beginnt eine gefährliche Umwandlung des Personalstamms.“ „Kaiserslautern ist reich an Kultur, und Kultur macht reich“, eröffnete Michael Krauß, Vorsitzender der Freunde des Pfalztheaters, sein Plädoyer fürs Haus. Die Institution Theater sei ein „Geschenk der Demokratie und ein Beispiel gelebter Weltkultur“. (faro)

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