Kaiserslautern Gänsehaut im Wirbelsturm

Sensationelle Stimme: David Moore, vor der Riege seiner Kollegen.
Sensationelle Stimme: David Moore, vor der Riege seiner Kollegen.

Nicht erst seit dem Fernsehauftritt in der ARD beim „Adventsfest der 100.000 Lichter“ von Florian Silbereisen erfreut sich die Weihnachtsshow „Christmas Moments“ des Trierer Musikers, Komponisten und Produzenten Thomas Schwab größter Beliebtheit. Das zeigte sich auch am Dienstagabend im Ramsteiner Congress Center, wo die dreistündige Show mit 720 Besuchern ausverkauft war. Traditionelle Weihnachtslieder trafen in einer einzigartigen Live-Show auf Pop, Musical, Klassik und Gospel. Ein Festival der Stimmen.

„Im Himmel ist die Hölle los“, stöhnt der Weihnachtsengel (der Wiener Schauspieler Stefan Konrad). Gehetzt und mit einem Berg von Paketen bewaffnet, hetzt er auf die Bühne. Seit die Chinesen auch an das Christkind glaubten, müssten sie Millionen von Briefen im Himmel öffnen und sortieren. Als Beispiele stellt er zwei Briefe vor. Max, acht Jahre, schreibt: „Liebes Christkind, alles, was ich mir wünsche, findest Du im Internet unter www.max-scheuermann@gmx.de.“ Ein Mädchen schreibt: „Liebes Christkind, bring mit dieses Jahr einen Bruder. Aber nichts Mama verraten. Es soll eine Überraschung sein.“ Hoch her geht es auch auf der Bühne, wo sich fünf Sängerinnen und Sänger das Mikrofon aus der Hand nehmen und die großartige, fünfköpfige Live-Band einen Höhepunkt nach dem anderen setzt. Thomas Schwab hat das Programm geschickt aufgebaut. Zwischen ruhigen Balladen und mitreißenden Rock-Songs findet er die ideale Balance und schafft damit die Voraussetzung für eine wunderbare Atmosphäre. Das Existenzielle als Thema hat sich das Ensemble damit mehr denn je bewahrt. Denn auf besondere Weise bringt die Show Musik und Poesie zusammen. Das zeigt sich besonders im Auftreten des Weihnachtsengels, der zwar lustig und humorvoll erscheint, aber auch zutiefst besinnliche, gesellschaftskritische Töne anschlägt und die Zuschauer zur Besinnung auf Mitmenschlichkeit ermahnt. „Wie viel Zeit habt ihr geschenkt an Menschen, die euch wichtig sind?“, fragt er und konstatiert: „Sich Zeit zu nehmen für andere, das ist das Wichtigste, was wir in den Herzen anderer Menschen hinterlassen.“ In die Herzen der Besucher pflanzen sich die brillanten Vokalkünstler. Mit hörbarem und vor allem ansteckendem Spaß am Singen geht Emely Valerius aus Plein, Eifel zu Werk. Diese kaum erst 17 Jahre alte Schülerin, bekannt durch ihren Auftritt in der Talentshow „The Voice Kids“, scheint die Unbekümmertheit mit Löffeln gefressen zu haben. Mit ihrer angenehmen, oft tieftraurigen, kristallklaren Stimme und Songs wie „Mein größter Weihnachtswunsch“ oder „In dieser Nacht“ bezirzt sie die Hörer und demonstriert dabei einen schier ewig langen Atem. In dem Rock’n’Roll „Run Run Rudolph“ besticht die Kindfrau mit expressiven Schreien. Die zauberhafte Musical-Sängerin Aloysia Astari aus Jakarta, Indonesien, seit 2002 wohnhaft in Wien, verwandelt das zarte Weihnachtslied „Leise rieselt der Schnee“ in einen Wirbelsturm, eine rasante, hellblaue Stichflamme, die alle Atemluft verschlingt und wozu Andreas Steffen auf dem Saxophon eine heiße Kanne bläst. Dass sie auch wundervoll lyrisch zu singen versteht, demonstriert Astari in „Wenn Engel reisen“ (von Thomas Schwaben). Eine Sensation ist Amy de Bartolomeo, zuletzt im Londoner West End und Bochumer „Starlight Express“-Ensemble. In „O Holy Night“ lässt sie ihre Stimme, die gleichermaßen Coolness und Leid vereint, übergangslos vom Pianissimo zum expressiven Fortissimo anwachsen und verursacht Gänsehaut am ganzen Körper. Selbst die Töne in den höchsten Lagen intoniert sie makellos. Das „Adagio“ von Albinoni singt sie mit Feuer und Stahl. Aus dem ruhigen Gebet, das sie mit engelsgleicher Sopranstimme anstimmt, wird bald ein Klassik-Rock mit schrillen Tönen, die den Himmel aufreißen könnten. In Songs wie „Bringing Home“, „Dann fängt Weihnachten an“ oder „Wenn Engel reisen“ besticht Dominik Steegmüller aus Mannheim mit souliger Gänsehautstimme, wozu Thomas Schwab am Klavier brillant begleitet. Die Sensation aber ist David Moore, der von Sir Cameron MacIntosh, einem wichtigen Musical-Produzenten, vom Fleck weg für „Miss Saigon“ in Stuttgart engagiert wurde. Dieser Musicalstar betörte ein ums andere Mal, wie in „Thank God It’s Christmas“, mit außerordentlichem Stimmvolumen und dynamischer Bandbreite. Dabei kann er seine ungemein flexible Stimme, wie in der außergewöhnlichen Interpretation von „Stand By Me“ oder „Never Enough“ vom schmiegsamen Soul-Gewisper bis zum ekstatisch-opernhaften Rock-Crescendo hinaufschrauben, während er über die Bühne wirbelte. Die Besucher im Congress Center sind begeistert. Frenetischer Beifall im Stehen.

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