Kaiserslautern Fackelträger und Fuhrleute

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Das 15. Kammgarn International Blues Festival steht vor der Tür. Und Jünger des Gitarren-lastigen Delta-Blues dürfen sich besonders freuen. Von Donnerstag, 15. Oktober, bis Samstag, 17. Oktober, stehen insgesamt acht Bands auf der Kammgarn-Bühne, davon drei aus den USA, zwei aus Großbritannien, zwei aus Deutschland und eine schillernde Nachwuchskünstlerin aus Frankreich. Darunter lauter bluesige Leckerbissen, wie auch der Blick auf die aktuellen Plattenveröffentlichungen der Musiker und Gruppen verrät.

Während anderswo noch diskutiert wird, ob der Blues schon tot ist, präsentiert Kammgarn-Chef Richard Müller den Zwölftakter in stoischer Ruhe und allen Variationen. Und während mancher wehmütig an di Zeiten denkt, wo Buddy Guy die wildeste Gitarre im Blues spielte, gibt es heuer in der Kammgarn gleich mehrere Gitarristen, die aufhorchen lassen. Popa Chubby, 1960 in New York City geboren, zählt schon zu dem alten „Fuhrleuten“, die mit hartem, energiereichem Gitarrenspiel, vor allem mit eigenen Songideen bestechen. Am Donnerstag, zum Auftakt des Festivals, können sich Bluesfans ab 21.30 Uhr im Cotton Club davon überzeugen. Jedem Ton seiner Gitarre und jedem Ton seiner rauen Stimme ist inneres Feuer anzuhören, wie die 2014 produzierte CD „I’m Feelin’ Lucky“ verrät. Aus Anlass seines 25-jährigen Bühnenjubiläums hat er dieses Studioalbum bei Dixie Frog Records aufgenommen. Die Gitarre laut in den Vordergrund gemischt, die Rhythmen fett und schwer. Tatsächlich hat sich Popa Chubbys Musik von der Tradition des Mainstream-Blues entfernt. Sie enthält Hard-Rock-Elemente, die durch seine Vorliebe für Led Zeppelin und Black Sabbath aus der Mitte der 1970er Jahre begründet sind. Nicht weniger beeinflusst haben ihn auch Jimmy Page und Eric Clapton. Schließlich wuchs er auch in einem von Musik geprägten Umfeld mitten in der Bronx auf. Mit Popa Chubby auf Tour sind die Balkun Brothers aus Connecticut (USA), die den Part des Aufwärmers ab 20 Uhr haben. „Storm For The Devil“, so ein Titel von ihrem Album „Good Bless Our Fallout Shelter“, lautet offensichtlich ihre Devise. Extrem groovig geben sie dem Blues die Peitsche. Steve Balkun moduliert ebenfalls wunderschöne, wilde, ausgedehnte Gitarrensoli, er mischt aber zusammen mit seinem Bruder Nick „The Hammer“ (Schlagzeug) dem traditionellen Delta- und Electric-Blues schweren Rock, Funk-Grooves und sogar Psychedelic bei. So vereinen sie die Vergangenheit mit der Zukunft und versprechen eine einzigartige Live-Show. Jetzt schon gelten sie als die „spektakulären Fackelträger des amerikanischen Blues“. Steigerungsfähig ist derlei Gitarrenfeuerwerk nur noch durch den Pyromanen Luck Peterson (Freitag, 21.30 Uhr, im Kasino). In seinem Silberling „The Son Of A Bluesman“ (2014) wird sein Gitarrensound immer abwechslungsreicher. Zusammen mit seinen Kolaborateuren nutzt der in Buffalo, New York, geborene Blueser alle Tempo-, Klang- und Emotionspaletten, so dass ein abwechslungsreiches Album entstanden ist. Den Blues reichert er mit Elementen des Gospel, Funk und Soul an. Dabei verfügt er auch über virtuose Fähigkeiten auf der Hammond-B3-Orgel. Auf mittlerweile 16 Alben präsentiert Peterson den Blues in immer neuen Variationen. Eine runde Sache ist auch Jack Broadbent’s Werk „Along The Trail Of Tears“ (2015), der am Freitag um 20 Uhr beginnt. Der Engländer bezaubert mit einem einzigartigen Slide-Gitarrenstil, der durch Künstler wie John Lee Hooker, Peter Greene, Robert Johnson und Crosby, Stills, Nash and Young beeinflusst ist. Entstanden ist ein subtiles Meisterwerk in entspannt melancholischer Atmosphäre und mit einem sehr warmen Klang. Nicht schlecht für einen Singer/Songwriter, der als Straßenmusiker anfing und in kürzester Zeit mit seinen Live-Shows bestach. Krüger rockt! heißt es dann anschließend, um 23 Uhr, im Cotton Club. Von dem heißen Quartett sagt man, es sei „die schärfste Rock’n’Roll-Band seit Einführung der Anschnallpflicht“. Und Harald Krüger wird nachgesagt, er sei der „beste Jerry Lee Lewis der Republik“. Der Heidelberger Boogie-Woogie-Pianist beherrscht alles, von Chuck Berry über Elvis bis zu Buddy Holly. Ganz heiß wird es da nochmal um Mitternacht. Am Samstag, 20 Uhr, geht’s im Kasino mit dem 33-jährigen britischen Blues-Rock-Gitarristen Danny Bryant wieder in die Vollen. Fans von erdig-schweißtreibendem Bluesrock bekommen hier ihr richtiges „Futter“ serviert, wie sein neuester Silberling „Temperature Rising“ schon verrät. Die Musik ist noch heißer als die eineinhalb Jahre zuvor produzierte CD „Hurricane“. Heftige, ausgedehnte Soli steigern sich zu unglaublicher Intensität. Bryant hat spätestens mit diesem Album seinen Meisterbrief in Sachen fulminantem als auch gefühlvollem Saitenanschlag in der Tasche. Die Band besteht zwar nur aus drei Musikern, spielt aber mit einer unwiderstehlichen Eigendynamik und überträgt mit ihrer Energie den Charakter einer Live-Show auf die Studioatmosphäre. Wer denkt, mit der zierlichen Pariserin Nina Attal gehe es ab 21.30 Uhr in ruhigere Fahrwasser, hat sich getäuscht. Das Tattoo auf ihrem rechten Arm ist schon Programm: „Groove“ steht da zu lesen. Das zweite Album „Wha“ der erst 22 Jahre alten Musikerin, produziert in New York, bietet einen kraftvollen Mix aus B.B. King-, Stevie Wonder- und Chaka Khan-Einflüssen, gebettet in kraftvollen Rhodes-Sound, stylische Gitarren- und schäumende Bläser-Riffs. Ihre Stimme ist aufsehenerregend und absolut vibratolos. Gerade mal 17 Jahre alt war sie, als sie mit fünf Preisen vom angesehenen „Blues sur Seine Festival“ zurückkam. Seitdem erobert sie das Publikum im Sturm. Mit der Saarbrücker Band Groovie Cookies (mit dem Lautrer Kurt Landry am Schlagzeug) gibt es im Cotton-Club dann den Festival-Kehraus bis weit nach Mitternacht. (fk) Karten... ... zum Festival gibt es im Vorverkauf etwa bei Thalia und Popshop, und daneben an der Abendkasse.

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