Kaiserslautern Ex-Untier-Kabarettist Philipp Tulius auf neuen Wegen

Kabarettist Philipp Tulius macht Pause, bleibt aber kreativ und werkelt an einem Soloprogramm.
Kabarettist Philipp Tulius macht Pause, bleibt aber kreativ und werkelt an einem Soloprogramm.

Es soll Leute geben, die nur deshalb die Auftritte der Lauterer Kabarettgruppe Die Untiere besucht haben, um deren ergötzliche Oberbürgermeister-Nummern mitzuerleben. Doch jetzt: eine veritable Zeitenwende auch auf kommunaler Ebene. OB Klaus Weichel ist im Ruhestand, sein Parodist Philipp Tulius hat die Untiere verlassen. Der 37-Jährige will kabarettistisch und musikalisch eigene Wege gehen.

Dank seiner anderen Pöstchen erklingt Weichels blaffende Rhetorik mit dem rollenden R zwar weiterhin von den Polit-Bühnen und Rednerpulten der Pfalz. Die Untiere dagegen müssen ohne Weichel, seinen durchweg mit eigenen Texten jonglierenden „Impersonator“ Tulius und beider „stimmhaften alveolaren Vibranten“ auskommen. Fähige Nachahmerinnen des getragen weihevollen Wohlfühl-Wortschatzes der neuen Oberbürgermeisterin Beate Kimmel sind bis dato nicht in Hörweite.

Die Untiere um den sprachmächtigen Spötter Wolfgang Marschall haben soeben ihr 15-jähriges Bestehen gefeiert. Seit 2012 war Philipp Tulius als festes Mitglied dabei. „Wir hatten eine gute Zeit, aber ich brauchte eine ,untierische’ Pause“, sagt er. „Das habe ich im vorigen Sommer entschieden.“

Überraschend, aber großartig

Dennoch kam sein Ausstieg für die Öffentlichkeit überraschend, zumal er von Marschall eher nebenbei in einem RHEINPFALZ-Interview erwähnt wurde. „Dass man meine Spuren einfach verwehen lässt“, findet er insofern „etwas schade“. Für die Brettl-Lehrzeit ist er dem „Ober-Untier“ nach wie vor dankbar: „Außerdem hatte ich im September-Programm einen großartigen Abschied vom Publikum.“

Tulius will zurück auf die Solo-Pfade seiner Anfänge. Der 1986 geborene Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik, der hauptberuflich im öffentlichen Bauwesen tätig ist, spielte auf der großväterlichen E-Orgel, dann Bass und Gitarre. „Meine Mutter ist Fasnachterin durch und durch“, sagt er. So stand er 2002 in der Erlenbacher Prunksitzung erstmals auf der Bühne. Weiter referiert er: „Mein Weg von der Fasnacht zum Kabarett ist vor allem mit einem Namen verbunden: Thomas Heinz. Er hat mich für den Karnevalverein ,entdeckt’, über Jahre gefördert, zum Fernsehen gebracht und mir letztlich die Tür zur Kammgarn aufgestoßen.“

Endlich Geld verdienen

Im Lauterer Kulturzentrum wurde Philipp Tulius mit einem eigenen Soloprogramm vorstellig, das er tatsächlich aufführen konnte. Zuvor aber brachte ihn Kammgarn-Chef Richard Müller mit den Untieren zusammen. Der Rest ist bekannt und eine vergnügliche Erfolgsgeschichte.

Ein Musikstudium an der Mannheimer Pop-Akademie ließ er trotz bestandener Aufnahmeprüfung sausen, „um endlich Geld zu verdienen“. Zum normalen Berufsalltag kamen Auftritte mit der Band Krachleder und sehr viel Radio-Comedy auf Privatsendern, etwa als fränkisch radebrechender Fußballer in „Loddars Woche“. Zum Stimmen- und Dialekt-Repertoire des Lauterers gehören ferner Idiom-Ikonen wie Mario Basler und Oliver Kahn, Markus Söder und Olaf Scholz, sogar Frauen wie die dürre Domina Lisa Eckhart. „Bei einer guten Parodie muss alles an der Person stimmen“, sagt er. „Stimme, Gestus, auch die Denke, der Habitus, die innere Einstellung.“

Etwas Neues machen

Dann kommt die Rede auf künftige Aktivitäten. „Das Publikum hat ja schon in den zurückliegenden Jahren gesehen und gehört, was ich kann“, sagt er. „Der Wunsch, etwas Eigenes zu machen, schlummert schon lange in mir. Ich will den Leuten einen kompletten Abend bieten. Da ist es am besten, genau jetzt einen Cut zu machen und was Neues aufzubauen.“

„Es muss ja nicht gleich auf dem Betzenberg sein“, schiebt der Besitzer einer FCK-Dauerkarte verschmitzt bescheiden nach. Er will sich Zeit lassen: „Die kreative Pause habe ich im vergangenen November mit meiner Freundin auf einer Costa-Rica-Reise eingeläutet.“

Umjubeltes Rockkonzert

Zur Jahreswende gab er in der ausverkauften Kammgarn ein umjubeltes Konzert mit der Band Fused; den selbst ernannten „Rock-Feinschmeckern“ gehört er seit viereinhalb Jahren an: „Das war überwältigend.“ Nicht zuletzt deshalb will er „künftig zweigleisig fahren, also mit Comedy und Kabarett einerseits und darüber hinaus mit Gitarre und Gesang“.

Am ersten Programm wird noch gewerkelt, Premiere soll im Mai 2025 sein – „selbst wenn am Ende nur vier Leute kommen und bis zum Schluss bleiben müssen, weil ich sie zugeparkt habe“. Dem Interviewer gibt Philipp Tulius zum Schluss noch eine kluge, nachdenkens- und beherzigenswerte Lebensweisheit mit auf den Weg: „Jeder ist seines eigenen Schusters Schmied.“

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