Kaiserslautern Etwas fürs Auge und die Fotolinse
Ein Stück Autogeschichte in Kaiserslautern: Das boten die Kaiserslautern Classics am Samstag in der Innenstadt und im Gewerbegebiet West. Nicht nur Aussteller und Liebhaber von Oldtimern und Youngtimern kamen beim Anblick betagter und auf Hochglanz polierter fahrbarer Schmuckstücke auf ihre Kosten, dem Charme der guten alten Zeit konnten auch Passanten nicht widerstehen.
Zum Beispiel einem „Lincoln“ Continental aus dem Jahr 1959. Der ist in der Marktstraße zu bewundern. Ein Traum von einer schwarzen Limousine mit einem Kofferraum, so groß und geräumig wie ein Bett. In einer Scheune im Dossenheimer Steinbruch bei Heidelberg hat Andreas Kirsch das Fahrzeug vor zehn Jahren aufgestöbert. 20 Jahre muss es in dem Schuppen gestanden haben, bevor es sein jetziger Besitzer gesichtet und kräftig aufpoliert hat: „Der erste Lincoln, der nach Deutschland kam.“ An dem Fahrzeug geschraubt und geputzt hat auch Lisa, seine siebenjährige Tochter. Andreas Kirsch hat einen Narren an alten Fahrzeugen gefressen. Hat auch schon im Kofferraum übernachtet. 30 Oldtimer und zehn Motorräder gehören zu seiner Fahrzeugflotte. Über die Kaiserslautern Classics lässt er nichts kommen. „Die werden von Jahr zu Jahr besser“, freut er sich über die Vielzahl und die Bandbreite der Fahrzeuge, die der Kaiserslauterer Innenstadt um die Mittagszeit Glanz verleihen. Wie putzig dagegen die „Isettas“, die mit ihrer kugeligen Form und ihren blau- und rot-weißen Lackierungen ins Auge fallen. Martin Welz spricht von einer „Polizei-Isetta“, die Anfang der 1960er-Jahre zwischen Bad Dürkheim und Ludwigshafen im Einsatz war. 1966 hat er das Fahrzeug von BMW für 295 D-Mark ersteigert. Erst vor fünf Jahren hat er den Kugelblitz mit 424.000 Kilometern auf dem Buckel komplett auseinandergenommen und wieder zusammengebaut. „Immer noch ein Anziehungspunkt für junge Frauen“, weiß der Mann aus Bad Dürkheim. Ob die Flotte älterer Opelfahrzeuge vor P&C und in der Riesenstraße, ein schnittiger Triumph TR 4, Baujahr 1965, mit Lederkoffer auf dem Kofferraumdeckel, ein Chevrolet Bel Air 4-Door Sedan, Erstzulassung 1956, am Altenhof oder ein rot lackierter Cadillac Coupe De Ville mit Chromapplikationen aus dem Jahr 1959 in der Marktstraße: Die Automobile sind Hingucker fürs Auge und willkommene Objekte für Fotografen. Italienisches Flair gepaart mit Rock ’n’ Roll lässt die Menschen vor der Stiftskirche verweilen. Dort zeigt der Rock ’n’ Roll Club Forever aus Karlsruhe, welche Freude es macht, sich zu den Nummern des Piano-Rock’n’Rollers Harald Krüger dem Tanzgefühl der 50er-Jahre hinzugeben. Von den Ständen mit Schlemmereien aus Italien duftet es nach frischer Pizza und Pasta. Was es heißt, Volkswagen Classic zu lieben, zeigen Freunde um Viktor Riesling von der „Hot Aircooled Box“ aus Pirmasens. Prachtexemplare von alten VW-Kleinbussen der T-1-Reihe aus den 50er- und 60er-Jahren sind es, die die Herzen von Jung und Alt höher schlagen lassen. Tiefer gelegte Modelle mit aufklappbaren Fenstern, aufgemotzten Motoren und diversem Zubehör verleiten zum Fachsimpeln und zum Erzählen. Abenteuerlich die Geschichten ihres Autolebens, das die Bullis von Deutschland in die USA, nach England und wieder zurück in ihre Heimat geführt hat. Nobel dagegen der schwarz lackierte „Adenauer-Mercedes“ aus dem Jahr 1959. Und während auf dem Schillerplatz Vorführungen der Tanzschule Metzger über die Bühne gehen, sich auf dem Altenhof ausrangierte Fahrzeuge der Feuerwehr präsentieren, liegt auf dem Gelände des TÜV im Gewerbegebiet West Dieselduft in der Luft. Dort hat der TÜV Rheinland als Ergänzung zu den Kaiserslautern Classics zu einer Traktoren- und Oldtimerschau geladen.
