Kaiserslautern Erneuter Versuch in Sachen Stier

Tierschutz mit dem Narkosegewehr: Erwin Schablowski nimmt einen aufklappbaren Hochsitz aus Stahl mit.
Tierschutz mit dem Narkosegewehr: Erwin Schablowski nimmt einen aufklappbaren Hochsitz aus Stahl mit.

Das Narkotisieren des Stiers im Landkreis Günzburg wird für den Erlenbacher Tierfänger Erwin Schablowski immer mehr zur Odyssee. Ihm ist es bislang nicht gelungen, den ausgebüxten Bullen zu betäuben, nächste Woche nimmt Schablowski nun einen neuen Anlauf.

Der Stier ist vor zwei Monaten ausgebüxt, streift seitdem durch den Wald. Wie berichtet, hat ihn eine Tierliebhaberin gekauft, um sein Leben zu retten, und Kontakt zum Tierschutzverein Rüsselheim aufgenommen, der im Sommer 2016 bereits die im Stadtteil Einsiedlerhof entlaufene Kuh Johanna gerettet hat. Damals betäubte Schablowski das Tier und brachte es auf einen Gnadenhof. Mit dem entlaufenen Stier soll nun genauso verfahren werden – bislang allerdings ohne Erfolg. Vor zwei Wochen war Schablowski bereits im Landkreis Günzburg, musste unverrichteter Dinge aber wieder abfahren, da er den Stier nicht nahe genug vor sein Narkosegewehr bekommen hatte. Außerdem war seine befristete Jagderlaubnis, die ihm die Kaiserslauterer Stadtverwaltung ausgestellt hatte, abgelaufen. Dieses Problem ist mittlerweile vom Tisch. Die Stadtverwaltung habe ihm nach langem Hin und Her eine auf drei Jahre ausgelegte Erlaubnis zugeteilt, sein Narkosegewehr bei Einsätzen mitzunehmen. Nachdem er den Bürgerbeauftragten des Landes eingeschaltet habe, habe es ein Gespräch mit dem Leiter des Rechtsamtes gegeben, erklärte Schablowski gestern gegenüber der RHEINPFALZ. Die Genehmigung gelte für das gesamte Bundesgebiet, er könne nun jederzeit zu Einsätzen fahren, brauche vor Ort lediglich noch eine Schießerlaubnis. Der Tierfänger ist froh, dass das Thema befristeter Waffenschein vom Tisch ist, ärgert sich aber, dass das ganze Prozedere so lange gedauert und ihm reichlich Anwaltskosten beschert hat. Dass der Stier in Günzburg noch nicht narkotisiert ist, hängt nach seinen Worten auch damit zusammen, dass er wegen der Probleme mit dem Kaiserslauterer Rechtsamt nicht unverzüglich Richtung Günzburg fahren konnte, nachdem er die Nachricht von dem entlaufenen Stier erhalten hatte. „Wenn ich gleich hätte losfahren können, wären die Chancen, das Tier zu erwischen, weitaus größer gewesen“, betont Schablowski. Bei ausgerissenen Tieren sei es sehr wichtig, sie gleich zu erwischen, bevor sie Scheu vor Menschen entwickeln. Genau das ist nun im Landkreis Günzburg passiert. Der Stier meide Menschen, er sei bereits verwildert und verstecke sich im Wald, komme erst nachts hervor, erklärt der Tierfänger. Das Betäuben des Bullen werde noch dadurch erschwert, das die dortigen Jäger in keiner Weise kooperativ seien, das Tier lieber selbst erlegen wollten. Schablowski lässt sich dadurch nicht beirren und unternimmt nun einen neuen Anlauf. Am Dienstag will er Richtung Günzburg aufbrechen, mit im Gepäck ein aufklappbarer Hochsitz aus Stahl. Falls er den Stier zu Gesicht bekomme, baue er seinen Hochsitz auf und lege sich auf die Lauer. Im Prinzip müsste er längere Zeit dort bleiben und den Stier mit Futter anlocken, bis er zutraulicher wird, diese Zeit habe er aber nicht, sagt Schablowski. Falls sein Betäubungsversuch nicht gelinge, könne er den Stier nicht vor dem Erschießen durch die Jäger retten. Trotz der widrigen Umstände nimmt Schablowski eine Portion Zuversicht mit. „Der Stier wäre das erste Tier, das ich mit meinem Narkosegewehr nicht erwische“, sagt der Erlenbacher Tierfänger.

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