Leichtathletik Elena Hartmanns neuer Weg

Die 4x400 m Mixed-Staffel des 1. FC Kaiserslautern hatte sich für die DM in Bietigheim-Bissingen qualifiziert, hatte aber ja kei
Die 4x400 m Mixed-Staffel des 1. FC Kaiserslautern hatte sich für die DM in Bietigheim-Bissingen qualifiziert, hatte aber ja keine Chancen auf vordere Platzierungen. Nur einen Wimpernschlag hinter dem Großverein LGSWM München konnte sie den anderen Groß-Verein Dortmund noch hinter sich lassen. Für Elena Hartmann (links) war es einer von wenigen Wettkampfeinsätzen in diesem Jahr.

Blickpunkt: Elena Hartmann, Leichtathletin des 1. FC Kaiserslautern, hat eine Entscheidung getroffen: Sie hat den Fokus neu gesetzt, konzentriert sich jetzt auf ihre Ausbildung zur Physiotherapeutin. Hürdenlauf, Langstreckenlauf und ihr Team vom FCK sind ihr trotzdem weiter wichtig. Wie sie versucht, den Spagat hinzubekommen und was sie an neuen Feldern entdeckt hat, die sie interessieren, hat sie RHEINPFALZ-Redakteurin Maria Huber verraten.

Donnerstagnachmittag am Schulzentrum Süd in Kaiserslautern. Das Training ist in vollem Gange. Die Leichtathleten des 1. FC Kaiserslautern sprinten, springen, werfen. Elena Hartmann kommt später. Mit Sondergenehmigung. Seit sie die Entscheidung getroffen hat, den Fokus auf ihre Ausbildung zu legen, gelten für sie Sonderregeln. Sie trainiert nur zweimal in der Woche in Kaiserslautern mit. Dafür macht sie zusätzliche Einheiten.

„Anders würde das mit der Fahrerei nicht klappen“, sagt sie. 2021 hat die Börrstadterin erklärt, dass sie „nicht mehr so viel Leistungssport machen aber trotzdem weitermachen will“, weil sie sich an der Physiotherapieschule (PTS) in Grünstadt zur Physiotherapeutin ausbilden lassen will. Seitdem hat sich einiges für sie verändert. 2022 war sie „ein bisschen auf anderen Strecken unterwegs“. Ihre Paradedisziplin, 400 Meter Hürden, lief sie gar nicht, dafür ein paarmal 800 Meter, auch in der Staffel, 400, 300 und 150 Meter. „Ich bin nicht mehr so festgelegt“, sagt sie.

Sie versucht den Spagat zwischen ihrem Sport und der Ausbildung hinzubekommen, „aber ich mache mir nicht mehr den Druck, dass ich die Leistung erbringen muss“, sagt sie. „Früher habe ich auch meinen Schlafrhythmus angepasst und für den Sport auch Treffen mit Freunden abgesagt.“

Der neue Tagesablauf

Die 21-Jährige trainiert jetzt viermal die Woche statt fünfmal. Von 8 bis 16 Uhr ist sie in der Schule beziehungsweise Klinik. Montags und donnerstags fährt sie direkt nach der Schule zum Training mit den FCK-Leichtathleten nach Kaiserslautern. Dienstags und freitags trainiert sie meist in Grünstadt, teilweise auch in Börrstadt, wo sie wohnt, und manchmal auch in Eisenberg. Seit 2021 ist sie an der PTS, etwas mehr als ein Jahr hat sie noch vor sich. Den Schritt hat sie nicht bereut. „Ich lerne viel, auch für mich, für das eigene Training.“ Der Kontakt mit den Patienten macht ihr Spaß. Die Idee, dass ihr der Bereich liegen könnte, kam durch den Sport, durch Physios im Freundes- und Bekanntenkreis und durch ein Praktikum, das das bestätigte. „Es ist der richtige Weg“, sagt die angehende Physiotherapeutin. „Ich weiß zwar noch nicht, ob ich so hundertprozentig auf dem Pfad bleibe, aber die Richtung passt.“

Inzwischen hat sie auch schon mal ihren Trainingspartnern weiterhelfen können, auch mal einen Teil der Einheit geleitet. Und sie hat auch eigene Defizite gefunden. „Ich habe verkürzte Hüftbeuger, die oft stark angespannt sind. Dadurch komme ich nicht so in die Streckung.“ Jetzt kennt sie Übungen für die Beckenaufrichtung, „damit ich nicht so ins Hohlkreuz falle“.

Heute trainiert sie nicht mehr auf Wettkämpfe hin. „Wenn ich eine Norm laufen sollte, würde ich auf alle Fälle überlegen, ob es für mich zeitlich passt.“

Angst vor der Enttäuschung

Jochen Allebrand, ihr Trainer, bedauert es natürlich schon ein wenig, dass Elena Hartmann kürzertritt. Ihn zu enttäuschen, davor hatte die 21-Jährige am meisten Angst, weil er sich immer so für sie engagiert hat. Doch ihr Trainer machte ihr keine Vorwürfe. „Sie hätte schon Talent für mehr“, sagt er und zeigt Verständnis, dass sich ihre Prioritäten verlagert haben, dass jetzt die Ausbildung im Vordergrund steht. Und er ist froh, dass und wie sich die Leichtathletin weiter im Verein engagiert. Elena Hartmann hat den C-Trainer-Schein gemacht, trainiert an einem der zwei Tage, an denen sie in Kaiserslautern ist, die U12 des FCK mit.

Von Börrstadt weg will sie trotz der vielen Fahrtzeit nicht. Börrstadt liege schließlich auch so ziemlich in der Mitte zwischen Grünstadt und Kaiserslautern, verteidigt sie ihren Heimathafen. Die 21-Jährige fühlt sich wohl im Elternhaus, in dem auch ihre beiden älteren Schwester noch wohnen. Die beide ebenfalls sportlich sind, „mehr akrobatisch“. Früher gingen alle drei zum Voltigieren in den Nachbarort nach Standenbühl. Ihre zwei Schwestern Sarah und Sabrina gründeten später mit anderen Turnerinnen eine eigene Voltigiergruppe, die sie zu einer eigenen Abteilung in Börrstadt weiterentwickelten. Sie betreuen inzwischen die Showgruppe und die Kindershowgruppe „und sind ziemlich viel aktiv“, auch bei Crossfit sind sie dabei. Ihre Schwester Sarah hat Asthma. Elena Hartmann konnte ihr da Tipps geben. „Aber es ist eher so, dass ich mir Tipps von ihr hole, weil sie Ergotherapeutin ist.“

Bewusst atmen

Für sich selbst hat Elena Hartmann „viele Ideen und weiß noch nicht so richtig, wo es hingeht“. Sportlich hat sie vor, ihren zweiten Halbmarathon zu laufen und auch mal einen Marathon oder irgendwann vielleicht einen Ultramarathon. Hürden will sie im Wettkampf „vielleicht noch mal laufen, aber ich habe gemerkt, da kommt man schnell in die eigenen Erwartungen und dahin, was man früher mal für Ziele hatte, die man nicht erreicht hat und nicht erreichen wird.“ Ihr Fokus liegt aber jetzt eher auf anderen Dingen. 400 bis 800 Meter auf der Laufbahn, die Ausbildung. Was sie fasziniert und interessiert ist der Bereich Atemtechnik. „Man kann damit so viel beeinflussen und kann es vielseitig anwenden im Training und im Alltag. Es ist vielen nicht bewusst, wie sehr man den Körper durch den Atem beeinflussen kann.“ Die Ausbildung zum Breathwork-Coach würde sie reizen. Und privat hat sie noch andere Träume. „Ich schreibe und fotografiere gern. Und irgendwann würde ich mal gern ein Buch schreiben.“

Die Arbeit als Physiotherapeutin macht ihr Spaß.
Die Arbeit als Physiotherapeutin macht ihr Spaß.
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