Kaiserslautern Einst ein unbebaubares Sumpfgelände

Der Schillerplatz soll neu gestaltet werden. Das hat die Stadt in Aussicht gestellt. Ideen schillern auch schon durch für ein neues Schiller-Viertel, für das City-Ensemble Fruchthalle/23er Denkmal / Schillerplatz / Schillerstraße. Mit Ideen, Umgestaltungen und Nutzungen des Areals beschäftigt sich die Stadt immer wieder einmal seit fast zweihundert Jahren.

Eine der jüngeren Gestaltungsideen: „Auf dem Schillerplatz wird eine Hebebühne als Parkfläche gebaut und auf einer höheren Ebene ein Hubschrauber-Landeplatz. Die Ost-Westachse soll aufgestockt und eine Betonschiene über die heutige Fahrbahn gelegt werden mit Haltepunkt Schillerplatz.“ Das stand in der RHEINPFALZ am 1. April (!) 1977. Bei der Zeitung sollen die Telefone heiß gelaufen sein. Die Schimpfkanonaden, die die Stadt über sich ergehen lassen musste, eignen sich nicht zur Veröffentlichung. Der Platz ist kein Ergebnis städtischer Planung. Er war unbebaubares Sumpfgelände und Schuttabladeplatz. Die Platzgestalt ergab sich durch die Randbebauung des felsigen Untergrunds im 19. Jahrhundert. Die erste Randbebauung ist aus den Jahren 1822 bis 1824 bekannt. Der Platz selbst soll noch 1826 als sumpfiges, teilweise aufgefülltes Gelände brach gelegen haben, steht in der Stadtliteratur. Nach 1826 wurde ein erster Versuch gemacht, das sumpfige Gelände teilweise zu pflastern. Die erste Umgestaltung erfuhr der Platz 1865. Durch entsprechende Korrekturen legte die Stadt die endgültige quadratische Form fest. Die Anwohner des Schillerplatzes kamen 1896 zusammen, um sich darüber zu unterhalten, wie dem „heruntergekommenen Platz“ wieder ein „würdiges Aussehen“ zu geben sei und wie man ihn mit einem auf Friedrich Schiller hinweisendes Wahrzeichen gestalten könnte. Julius Küchler vertrat bei der Versammlung die Auffassung, dass man umsichtig vorgehen müsse, weil nach dem großen Stadtbrand im Jahr 1288 die sumpfige Vertiefung mit Schutt aufgefüllt worden sei. Kulturreste wie Ziegeln, Scherben und Waffen seien bei früheren Arbeiten gefunden worden. Ecke Schillerstraße / Schillerplatz wurden im Juli 1964 Reste eines mittelalterlichen Mauerwerks und Teile einer hölzernen Wasserleitung ausgegraben. Eine Veränderung der Platzkulisse ergab sich 1928: Wegen des zunehmenden Verkehrs und der um den Platz führenden Straßenbahn wurden Häuser auf der Nordwestecke zur Fruchthallstraße abgerissen und der erste fünfstöckige Stahlskelettbau in Kaiserslautern nach Ideen des Bauhauses wurde hingestellt. Die „Autofalle Schillerplatz“ sei damit beseitigt, stand in der Zeitung. Beim Ausbau der Fußgängerzone wurden 1975 die Randbürgersteige entfernt, und es ergab sich eine einheitliche Freifläche von fast 1900 Quadratmetern. Schließlich wurde 1975 auch die alte Brunnenidee mit dem Leo-Erb-Brunnen „Konstruktion und Bewegung“ umgesetzt. Ein Stück Alt-Lautern ging auf der Südseite bereits 1967 durch Bau des „Iduna-Hauses“ verloren und 1976 durch ein weiteres Wohn- und Geschäftshaus. Im Vorgriff auf das 50. Todesjahr Friedrich von Schillers (1855) ließ die Stadt 1854 den „Platz vor der Fruchthalle“ mit einem kleinen Brunnen und einer Schillerbüste aus Gips auf einem Obelisken schmücken. Seinen Namen erhielt der Platz 1859 anlässlich des 100. Geburtstags des Dichteres. Der Rat beschloss am 11. April 1860, Bäume zu pflanzen, und ein „monumentaler artesischer Brunnen“ sollte den Platz schmücken. Das Brunnenprojekt fiel ins Wasser, die Bäume wurden von rangierenden Heu- und Strohwagen umgefahren. Und der kleine Brunnen aus dem Jahr 1854 plätscherte bei dem Gips-Schiller weiter. Die Schiller-Büste verkam, und schon 1861 fehlten die Gipsnase und die Ohren. In einem Leserbrief vom 29. April 1874 im Stadtanzeiger beschwerte sich ein Bürger, dass der Obelisk mit einem Bretterzaun verunziert sei, der oft als Pissoir benutzt werde. Der Bretterzaun wurde entfernt und der Obelisk bekam auf dem Maxplatz, dort, wo heute das Rathaus steht, einen neuen Platz. Die Stadt bot die Schiller-Büste einem Bürger als Haus-schmuck an. Der Bürger soll den „geruchs-, gehörlosen und verätzten“ Schiller dankend abgelehnt haben, stand in der Zeitung. Das „Schmidt’sche Kunstinstitut“ in den Nebenräumen des Hotels Zur Post, Ecke Schillerplatz/Fruchthallstraße, zeigte um 1885 in seinem „Panorama“ auf eine Leinwand projizierte Bilder. Das war eines der ersten „Lichtspiele“ in der Stadt. Bis 1903 hielt die Stadt auf dem Schillerplatz einen Kraut-, einen Stroh- und Heumarkt ab. Als Veranstaltungsfläche schien sich der Platz von jeher gut zu eignen. So nahm er beispielsweise 1872 einen Teil der Leistungsschau der Pfälzischen Industrie auf, und 1909 stellten der Verein deutscher Militärfahrzeug-Hersteller und der kaiserliche Automobilclub kriegstaugliche Lastwagen aus. Nachdem „stehende Bilder“ uninteressant geworden waren, übernahm Josef Hatzmann das Kaiser-Panorama im Hotel Zur Post am Schillerplatz. Dort flimmerten bis 1912 die ersten Filme. Auf dem Schillerplatz wurden 1914 vor Kriegsbeginn patriotische Ansprachen gehalten und „stürmische Hochrufe“ auf Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Josef ausgebracht, wie die Presse immer wieder berichtete. Der Schillerplatz war im Ersten Weltkrieg Kommunikationszentrum. Am 29. Mai 1929 zogen Blitz, Donner, Regen und Hagel über die Stadt. Am Schillerplatz soll, laut Stadtanzeiger, das Wasser 40 Zentimeter hoch gestanden haben. Der Schillerplatz wurde Straßenbahnhaltestelle, Omnibushaltestelle, Parkplatz, und in den 1950er Jahren wurde er mit einer beachtlichen Fahrradständerreihe ausgestattet. Als die Stadt den Platz 1974 im Rahmen des Ausbaus der Fußgängerzone neu zu gestalten begann, rief Oberbürgermeister Hans Jung die Bürger auf, Ideen über die Nutzung einzubringen. Es mangelte nicht an Einfällen: Ein Bürger hätte gerne ein „Aquarienhäuschen“ mit Goldfischen gesehen. Das Pfalztheater wollte eine Glasvitrine aufstellen. Die ältere Generation wollte eine Skatecke und eine Meckerecke als öffentliches Forum. Einen Brunnen wollten alle; der kam und sonst nichts von den guten Ideen. Der Weihnachtsmarkt wurde 1975 erstmals auf dem neu gestalteten Platz abgehalten und neuerdings die RHEINPFALZ-Sommerredaktion. Mit Kunst hat es die Stadt auf dem Schillerplatz immer wieder einmal versucht. So auch mit der Löwenmaske von Gernot Rumpf. Sie stand auf der Nordwestseite des Platzes nahe der Ost-Westachse. Sie wurde öfter beschädigt, entfernt, und sie steht seit 1999 im Foyer des Rathauses.

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