Kaiserslautern „Eine Wahnsinnsleistung“

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Fantastische Musik, tolle Leistung der Compagnie, vielleicht insgesamt etwas anstrengend: Allen voran die Fans des Tanztheaters im Publikum feierten am Samstag im Pfalztheater die Uraufführung des Tanzabends „Zyklus“ von Chefchoreograph James Sutherland mit minutenlangem, auch stehend dargebrachtem Beifall.

Auf ihre Kosten kamen auch jene Premierengäste, die vorwiegend wegen der Musikauswahl gekommen waren, die Generalmusikdirektor Uwe Sandner mit dem Tanz-Direktor getroffen hatte. Großer Applaus für Sandner, das Orchester des Pfalztheaters und Pierre-Eric Monnier, der den Solopart im Violinkonzert von Philip Glass lieferte. Die Eindrücke von Premierengästen hat die RHEINPFALZ im Anschluss an die 70-minütige Aufführung eingeholt. „Das war schon sehr speziell“, fand Ina Ölmez. Die tänzerische Leistung sei sehr toll, den „Sinn des Lebens“ habe sie in der Choreographie jedoch nicht erkannt. Jedenfalls hatte sie etwas ganz anderes erwartet. Ihre Begleiterin Anneliese Schnell, Ballettfan und durchaus auf Tanztheater eingestellt, fand ihren Erwartungen nicht ganz entsprochen. „Vom Tänzerischen eine Wahnsinnsleistung, die Musik sehr gewöhnungsbedürftig“, lautete ihr Fazit. „Der Zyklus-Gedanke war das Verbindende“, antworteten Claudia Krämer und Manfred Müller auf die Frage nach ihren Eindrücken. Sie lobten die Musik – „fantastisch“ – und die Leistung des Ensembles – „die Tänzer sind jetzt Bundesliga“. Die Choreographie hatten sie am Anfang als „etwas anstrengend, mit zu vielen Aktionen“ erlebt. „Jetzt muss man nicht mehr nach Mannheim fahren“, stellten die Freunde modernen Tanztheaters fest. Vergleichbares hatten sie bisher im Pfalztheater vermisst. „Schwierig“ fand Sobir Utabaev die Interpretation des „Zyklus“: „Die Tänzer sind super, aber ihren Gesichtern fehlen die Emotionen. Sie wirken angestrengt“, so sein Eindruck. Der Tänzer hatte nach seiner Ausbildung hauptsächlich klassisch getanzt. Von 2007 bis 2012 war er Mitglied im Tanz-Ensemble des Pfalztheaters und führt heute in der Region seine eigene Tanzschule. Den Kontakt zu seiner früheren Wirkungsstätte hat gehalten. „Großes Kompliment an das Pfalztheater, der Choreograph ist ein Zugewinn für das Haus“, lobte der Vorsitzende der Freunde des Pfalztheaters. Musik und Bewegung hatte Michael Krauß als perfekt aufeinander abgestimmt erlebt. Die Idee, dass das Leben endlich ist, die hinter der Choreographie stecke, habe ihn in seinem Alter doch sehr berührt, räumte er ein. Im Tanztheater als Form müsse er sich allerdings erst zurechtfinden. Er hätte sich dazu mehr Interpretationshilfe gewünscht. Für die Freunde des Pfalztheaters überreichte Krauß den Mitwirkenden bei der Premierenfeier langstielige rosa Rosen. Gabriele Völker-Schanne und Michael Schanne hatten den „Zyklus“ in seiner Aussage als „ganz klar“ erlebt. Die Choreographie insgesamt wie auch die Integration nichttänzerischer Elemente – es treten ein Kind und ein alter Mann auf – hatten dem Paar gut gefallen. Nach der Tanzproduktion „Same time tomorrow“ in der Werkstattbühne waren sie neugierig auf den „Zyklus“ geworden. Sie fanden ihn „sehr interessant mit guter Musik“. Intendant Urs Häberli sprach bei der Premierenfeier von einem Stück, das in den Bann gezogen habe und nachdenklich mache. Weil die Inszenierung ohne Pause getanzt wird, werde es künftig nach den Vorstellungen im Foyer die Möglichkeit für den Gedankenaustausch auch bei einem Getränk geben. Der Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder dankte der Tanz-Compagnie des Pfalztheaters unter der Leitung ihres „noch neuen“ Direktors und auch dem „tollen Orchester“ unter der Leitung von Uwe Sandner für einen großartigen Abend. Ein schwierig zu gestaltendes Thema zu gestalten zeuge von großer Kreativität, so Wieder. Im Pfalztheater erlebe er diese öfter. Kultur

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