Kaiserslautern Ein Klasse für sich

Vor fast 19 Jahren war das Chicago Symphony Orchestra schon einmal im Festspielhaus Baden-Baden. Nun kam es endlich wieder, in erheblichen Teilen neu besetzt, aber immer noch als eines der besten Orchester der Welt zurück. Riccardo Muti, der aktuelle Musikdirektor, stand am Pult.

Die Gastspiele der großen amerikanischen Orchester in Europa sind Raritäten. Das Chicago Symphony kommt kaum noch nach Deutschland. Diesmal gab es nur noch Auftritte in der Elbphilharmonie, wo das Orchester als erstes Gastensemble gebucht war. Groß waren also die Erwartungen in Baden-Baden – und sie wurden erfüllt. Muti hatte ein kluges Programm gewählt, das die Qualität des Klangkörpers optimal zur Wirkung brachte. Am Beginn stand Paul Hindemiths Konzertmusik für Blechbläser und Streicher op. 50. Schon hier entfalteten sich der ganze Schmelz und die Fülle des Streicherklangs – und die Blechbläser aus Chicago bekamen die Rolle, die ihnen gebührt: die an erster Stelle. Angeführt von dem legendären Solotrompeter Adolph Herseth, galt dieses Register in der Orchesterwelt jahrzehntelang als unerreicht. Das Tolle ist: Daran hat sich auch mit neuen Musikern wie Solotrompeter Christopher Martin nichts geändert. In der folgenden Konzertouvertüre „Im Süden“ von Edward Elgar durften nun auch Holzbläser, Harfen und Schlagzeuger ihre Meisterschaft und erlesene Spielkultur zeigen. Muti war wie bei Hindemith ein absolut souverän agierender Gestalter am Pult. Mussorgsky war der zweite Teil mit der „Nacht auf dem kahlen Berg“ und den „Bildern einer Ausstellung“ gewidmet. Diese „Hits“ waren dank der singulären Orchesterkunst und des interpretatorischen Raffinements Mutis einzigartig zu erleben: mit bisher nie gehörten Klangfarben und Ausdrucksnuancen sowie einer Dynamik und Intensität sondergleichen. Das Publikum jubelte und bekam eine diesem Konzert der orchestralen Superlative angemessene Zugabe: die Ouvertüre zu Verdis „Nabucco“. Die macht keiner so mitreißend wie Riccardo Muti. Auch das war und ist so.

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