Kaiserslautern Ein aufgedrehter und am Ende erschöpfter Haufen

Der Heartchor Kaiserslautern geht auf Konzerttournee: fünf Konzerte vor internationalem Publikum. Tourbus, Übernachtung und Verpflegung inklusive. Mal ehrlich, das klingt schon nach ganz großem Kino. Viele von uns haben bei der Gründung des „Heartchors“ vor drei Jahren nicht mal im Ansatz mit so etwas gerechnet. Eine Woche nach unserem Auftritt mit Jennifer Rush in Linden geht es gleich international weiter. Wir brechen zu unserer mittlerweile dritten Chorreise auf. „Heartchor goes Lanzarote“!

Wie kommt man nur auf Lanzarote? Warum nicht Mallorca, Paris oder New York? Ganz einfach: Die Insel ist seit den 70er Jahren die zweite Heimat unseres Chorleiters Andy Dodt. Es war ihm ein Anliegen, seinen Chor dort zu präsentieren und uns die Insel näherzubringen. Und wir tun ihm gern diesen Gefallen. Samstag, 10.30 Uhr. Ein völlig aufgedrehter Haufen trifft sich in Kaiserslautern und wartet auf den Bus zum Flughafen. Erste Panikattacken machen sich in der Gruppe breit. Hab’ ich alles dabei? Mikrofon, Kabel, Bühnenoutfits? Außerdem sind 15 Kilo Gepäckbeschränkung echt wenig. Die vereinzelt mitgebrachten Kofferwaagen finden reichlich Verwendung und natürlich muss hier und da umgepackt werden. Dank des spitzen Organisationsteams aus den Reihen des „Heartchors“ sind am Ende alle im richtigen Bus, Flugzeug und vollzählig in Lanzarote angekommen. Mit dem richtigen Koffer in der Hand schoben wir uns in Richtung Ausgang. Die Schiebetür ging auf und was dann passierte, damit hatte wirklich niemand gerechnet: Eine siebenköpfige Musikgruppe mit landestypischen Instrumenten und einem riesigen Banner mit der Aufschrift „Herzlich Willkommen Heartchor“ begrüßte uns. Was für ein Empfang. Werden so nicht auch Staatsgäste empfangen? So konnte unser Arbeitsurlaub beginnen. Komme, was da wolle. Am Sonntag ging es dann so richtig in die Vollen. Der härteste Tag unserer Konzertreise stand uns bevor. Gleich nach dem Frühstück wurde eingesungen. Danach brachte uns der Bus nach Teguise. Teguise war früher die Hauptstadt Lanzarotes. Eine malerische alte Stadt, ganz im Stile des Künstlers Caesar Manrique, dessen Skulpturen und Architekturen überall auf der Insel zu finden sind. Dort gibt es jeden Sonntagvormittag einen großen Textil- und Nahrungsmittelmarkt. Im Anschluss daran sollte unser Konzert im großen Saal des „Convento“ stattfinden, einer schönen alten Kirche mit toller Akustik. Trotz „privater“ Konzertatmosphäre war die Stimmung im Publikum gut. Der Funke sprang schnell über. Daran sieht man mal wieder, dass Musik verschiedene Nationalitäten zusammenbringen kann und sie dann alle dieselbe Sprache sprechen. Die Sprache der Musik. Man ließ uns nicht ohne Zugaben von der Bühne. Am Ende gab es viel Lob und wir gaben die ersten Autogramme unseres Lebens. Ausruhen und sich in Anerkennung baden: Fehlanzeige. Schnell zurück zum Bus und auf dem Rückweg zum Hotel noch zum Soundcheck für den Auftritt am Abend anhalten. Völlig ausgehungert freuten wir uns auf ein vorgezogenes Abendessen im Hotel. Die Köchin zauberte extra für uns eine richtig gute Paella. Für viele die Rettung des Tages. Nach dem Essen blieb eine Stunde Zeit, um sich für das wichtige Konzert am Abend umzuziehen und die Erschöpfung aus dem Gesicht zu pinseln. Der Kontrast zum Auftritt am Nachmittag hätte nicht größer sein können. Ein modernes Theater in der Stadt Tias mit großer Bühne und bequemen Sesseln. Das Konzert zählte zu den wichtigsten unserer Tour, weil diese Gemeinde sich sofort als Sponsor für unsere Unterkunft, den Tourbus und die Verpflegung für den ersten Teil der Chorreise gemeldet hat. Die Anspannung war daher besonders groß. Schließlich wollten wir uns mit einem tollen Konzert für die Gastfreundschaft bedanken. Dieses Publikum war nicht ganz so leicht zu erobern. Aber Begeisterung steckt an und am Ende rissen wir die Leute dann doch von den Stühlen. Dass auf der Bühne stehen nicht nur unendlich viel Spaß macht, sondern auch harte Arbeit ist, wurde uns allen spätestens in dem Moment bewusst. Glücklich, diesen Tag so gut gemeistert zu haben, gab es noch ein Feierabend-Bier und danach fielen alle erschöpft in die Betten.

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