Kaiserslautern Ein abgehängter Ehegatte und ein guter Plan B

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Wenn so manch guter Vorsatz fürs neue Jahr schon am Tag eins in die Tonne gekickt wird, wie sollen da um Himmels Willen alle guten Pläne für den letzten Tag des Jahres aufgehen? Einige Vorhaben sind beim Silvesterlauf gescheitert. Etwa der von Josefa Matheis, die „familiär“ ins Ziel hat bummeln wollen. Oder der von Matthias Hecktor, mal wieder vorne mitzumischen. Prächtig aufgegangen ist allerdings der Plan des SV Kottweiler-Schwanden: Der Verein hat aufs Neue ein grandioses Sportereignis auf viele, viele Beine gestellt.

Als Erster über die Ziellinie zu sausen, das war nicht unbedingt der ausgereifte Plan von Sammy Schu. Der kam, sah – und siegte, ohne allerdings vorab allzu große Hoffnungen zu hegen. Mag eher sein, dass Tim Könnel ihn schon vorm Start „gepiekst“, seinen Ehrgeiz angestachelt hat: „Wir waren uns eigentlich gleich einig, dass wir das zusammen angehen. Unsere Zeiten über zehn Kilometer waren nah beieinander“, plauderte der 22-Jährige aus Tholey kurz nach dem großen Schluss-Spurt, bei dem er seinen ein Jahr jüngeren Konkurrenten um ein paar Zentimeter distanzierte. Der für die Lauffreunde Marpingen startende Saarländer und der Pfälzer waren sich auch nach dem spannenden Finish einig, klackten symbolisch die Teebecher aneinander – auf einen großartigen Lauf, ein tolles Duell. Beide hatten sich gezogen und geschoben, die motivierende Wirkung blieb nicht aus: Die Zeiten waren prima. So gut, dass Könnel mit seinen 31:41,20 Minuten ein Jahr zuvor den Sieger André Bour glatt um mehr als eine Minute hinter sich gelassen hätte. Und doch reichte es für den im Trikot des TuS Heltersberg laufenden 21-Jährigen wieder „nur“ zu Platz zwei. Schu war eine halbe Sekunde schneller. Egal: „Das war für mich eine klasse Zeit. Und ich mache jetzt erst mal drei Wochen Pause“, kündigte der Heltersberger eine Ruhephase an, nach der er sich dann neuen Herausforderungen widmen will. Verdammt schnell, eigentlich viel zu schnell, war Josefa Matheis. Ein bisschen bummeln, gucken, gemeinsam mit Ehemann Ralf ins Ziel laufen – der „familiäre Saisonabschluss“ war eigentlich ein guter Plan für den Jahreswechsel. Der aber wurde am Donnerstag durchkreuzt. Weil der Gatte nicht recht nachkam – und ein Gaul namens Ehrgeiz mit Ralf Matheis’ Angetrauter durchging. „Ich hatte sie im Blick, sie hat mich gezogen; da hat es mich schon gepackt“, sagte die 49-jährige Eisenbergerin später. Sie, das war Heike Kohler. Die Frau aus Schiffweiler war bei ihrem vierten Auftritt in der Westpfalz zum dritten Mal die Schnellste. Jetzt allerdings hält ein neuer Name Einzug auf der großen Liste der Jahressieger, die bei den Läufen an der Hallenwand im SVK-Vereinsheim hängt: Kohler hatte ihre beiden ersten Siege noch unter ihrem Mädchennamen Alaimo errungen. Seit anderthalb Jahren ist sie vermählt. Ihr Mann flitzte allerdings nicht hinter ihr her wie bei Ehepaar Matheis der Fall. Sondern begnügte sich damit, seine Liebste mit Beifall und Lob im Ziel zu empfangen. Heike Kohler indes zollte ihrer härtesten Silvesterlauf-Rivalin Tribut. „Klasse, was die noch immer bringt“, sagte sie, nachdem sie Josefa Matheis zu deren zweiten Platz gratuliert hatte. In dem Moment war von Ralf Matheis noch nichts zu sehen. Er war erst Teilnehmer 65, der hinter der Zweitplatzierten der Frauen-Wertung ins Ziel kam. Jenes Ziel erreichten 885 Sportler – super, wie die Veranstalter fanden. Kottweilers Club-Chef Sigbert Natter, Stellvertreter Peter Scherne, Wolfgang Müller und ihr gesamtes Team hatten Grund, mit der während des Laufs mehr als nur vorwitzig aus den Wolken lugenden Wintersonne um die Wette zu strahlen. Besagte Sonne und angenehme Temperaturen, vor allem Trockenheit bescherten traumhafte Bedingungen. Also könnten auch nur Traumergebnisse dabei herauskommen, wie Ortsbürgermeisterin und Schirmherrin Gabriele Schütz den Läufern als guten Wunsch mit auf den Weg gegeben hatte. Weil ein anderes Vorhaben für den Jahresabschluss von vornherein gescheitert war, hatte Matthias Hecktor Plan B ausgepackt. Wenn schon nicht starten, dann wenigstens helfen, sagte sich der Sportler. Der 41-Jährige, Silvesterlauf-Sieger vor zwei Jahren, hatte den Sportdress zu Hause gelassen und sich stattdessen in den Feuerwehr-Arbeitsanzug geworfen. Hecktor hatte nämlich gesundheitliche Probleme, war nicht rechtzeitig fit geworden. Hatte aber in der Nacht als Chef der Ramsteiner Wehr-Einheit noch einen Einsatz mitgeritten. Ehrensache, dass er sich denn auch als Streckenposten zur Verfügung stellte, um seinen Teil zum Gelingen des Laufs beizutragen. Von solchem Engagement lebe das Sportereignis. Das hatte auch Sigbert Natter einmal mehr dankbar betont: „100 bis 110 Helfer haben hier mitgemacht, hauptsächlich vom Verein, auch aus anderen örtlichen Vereinen, auch aus den Nachbarorten. Einfach klasse ...“ Sport

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