Kaiserslautern Die Seele des Gitarristen

Deutschlands bester Rock- und Popgitarrist zollt der Gitarren-Legende schlechthin seinen Tribut, oder kurz „Blug plays Hendrix“. So nennt sich das aktuelle Projekt von Thomas Blug und seiner Band. Am Donnerstagabend brachten die Musiker alte Hendrix-Klassiker in neuem Gewand auf die Cotton-Club-Bühne.

„Ihr werdet viele Jimi-Hendrix-Songs hören, aber wir werden sie auf unsere Art spielen, weil good old Jimi hätte sie auch so gespielt, wie er sie hätte spielen wollen“ – das war die Ansage von Thomas Blug zu Beginn des Konzerts. Und nach der wurde im Verlauf des Abends gehandelt. Was er damit meint, wurde mit dem Opener schnell klar. Ein dezenter Schwenker zu der Beatles-Psychedelic-Hymne „Lucy in the Sky with Diamonds“ inmitten von Hendrix’ „Are you experienced?“ demonstrierte, wie experimentierfreudig die Musiker an ihre Interpretationen herangingen und wie grenzenlos doch die Möglichkeiten für Fusionen sind. Nur ein Gitarrist von Blugs Format hat das Potenzial, die Klassiker eines Jimi Hendrix auf diese Art zu covern, ohne ihre Identität zu beschädigen. Was Blug auszeichnet ist, dass er die Hendrix-Titel nicht bloß nachspielt, sondern sie sich zueigen macht. Wenn er über die Saiten flaniert, dann weiß auch der erfahrenste Hendrix-Kenner nicht mehr, wo das Covern beginnt und die individuelle Spielweise Blugs aufhört. Genau das macht den Gitarristen zu einem der renommiertesten, die Deutschland zu bieten hat. Als gekürter „Stratking of Europe“ zaubert der gebürtige Saarländer auf seiner Fender Stratocaster so manch grandioses Solo und unerwartetes Arrangement aus den Saiten. So wird beispielsweise „Purple Haze“ der orientierungslos treibende Sound genommen, die „dreckigen“ Verzerrungen gedämpft und mit gradlinigen und sanfteren Melodie-Abfolgen sowie überragenden Soli von Blug ersetzt. Das Endprodukt klingt fast wie eine solide Rock-Ballade statt der ursprünglich verspielten Psychedelic-Nummer. Lediglich das markante und immer wiederkehrende drei-tonige Intervall, welches musikhistorisch als „Diabolus in musica“ (zu deutsch „Teufel in der Musik“) bezeichnet wird, macht das Stück unverkennbar. Hinter jedem Ausnahme-Gitarristen steht bekanntlich eine Ausnahme-Band. Und die setzt sich bei Blug aus einer hochkarätigen Ansammlung internationaler Musiker zusammen, die jeweils ihre eigene Herangehensweise an die Hendrix-Epen haben. Da wäre zum einen Raoul Walton, der als gewandter Bassist auf der Bühne für den nötigen Groove sorgt. Seine amerikanische Herkunft und musikalischen Wurzeln im Jazz sind unüberhörbar. Ein raffiniertes Bass-Solo rundet die packenden Riffs in „Hey Joe“ meisterlich ab und verleiht dem Stück genau den Schwung, den Saitengott Hendrix beim Komponieren sicherlich im Kopf hatte. Sänger der Band ist der Brite David Readman, ehemaliger Vokalist der Karlsruher Rockband Pink Cream 69. Readman bringt das Hardrock-Element ein. Er nutzt Songs wie „Crosstown Traffic“ um die Bandbreite seiner Stimme auszuweiten, wodurch die Hendrix-Kompositionen fast klingen, als stammten sie aus der Feder von Journey oder Deep Purple. Zwischenzeitlich liefern sich Sänger und Gitarrist einen musikalischen Schlagabtausch: Blug gab an der Gitarre die Melodien vor, Readman folgte mit viel Druck und Elan in der Stimme. Schlagzeuger Manfred von Bohr dürfte wohl die meiste Erfahrung mit dem musikalischen Vermächtnis Hendrix’ haben. Seit Jahren schwingt er die Stöcke bei den Konzerten von Randy Hansen, einem Musiker, der nicht nur Hendrix spielt, sondern auch in altem Hendrix-Outfit auftritt. Bei einem minutenlangen Solo während des Songs „Fire“ stellt von Bohr sein ganzes Können am Schlagwerk unter Beweis und reißt das Publikum fast von den Sitzen. Fazit: Die vier Musiker schaffen es tatsächlich der Gitarren-Legende Hendrix einen gebührenden Tribut zu zollen, ohne dabei ihren eigenen Stil zu verfälschen.

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