Kaiserslautern Der König des Blues

„Wenn man so lange wie ich auf der Bühne gestanden hat, ist es nicht leicht, aufzuhören. In bin in Mississippi geboren und aufgewachsen, da hat man mich gelehrt, so lange zu arbeiten, bis man tot umfällt. Und ich will 100 Jahre werden”, erzählte B. B. King einmal in einem Interview mit der RHEINPFALZ. Er hat es nicht geschafft. Gestern ist der „King of Blues“ für immer verstummt. Mit 89 Jahren ist der Sänger und Gitarrist in Las Vegas gestorben.

Schon vor zehn Jahren hatte B. B. King seinen Rückzug von der Bühne bekanntgegeben – ob aus Geschäftstüchtigkeit oder aus der Einsicht, den eigenen, schon seit vielen Jahren an Diabetes leidenden Körper nicht weiter quälen zu wollen. Doch letztlich lassen konnte er es nicht. Auf die erste Abschiedstour folgte die zweite, darauf eine dritte und so fort – noch im Herbst gab er in den USA Konzerte. Diese und schon die letzten Auftritte vor vier Jahren in Deutschland zeigten einen gebrechlichen Mann, der zwar noch mit routiniertem Wortwitz das Publikum unterhielt und seiner Gitarre die zärtlichsten Töne entlockte, doch schon nicht mehr die Energie an den Tag legte, mit der er zum „King des Blues“ wurde. Sein Gesicht gen Himmel gerichtet, lebte er den Blues. Es war seine Sprache, die in den 67 Jahren, in denen B. B. King als Berufsmusiker unterwegs war und dabei manches Jahr bis zu 300 Konzerte gab, nichts von ihrer positiven Energie verloren hatte. „Ich spiele und singe direkt aus dem Herzen”, versuchte King die Faszination seiner Musik zu erklären, sah sich aber nur als Mittler, als „einfachen Gitarristen” und „passablen Sänger”. „Wenn dich jemand mitten in der Nacht weckt und dir eine Frage stellt, kannst du einfach nur die Wahrheit sagen. So empfinde ich, wenn ich Blues spiele.” Dabei hatte der Blues für King viele Gesichter. „Er wirkt wie ein Verstärker der Gefühle. Ist man traurig, wird man durch den Blues noch trauriger, ist man glücklich, wird man durch ihn noch glücklicher.” Über viele Jahre hat er diese Musik mitgeprägt und wie kaum ein anderer mit Rock und Jazz zu einer Einheit verschmolzen. Von den Rolling Stones, John Lennon, Gary Moore bis zu U2: Die Zahl der Rock- und Blues-Größen, die ihn als Vorbild nennen, ist groß, und für viele, die längst selbst zum Star geworden sind, war es eine Ehre, mit B. B. King musizieren zu dürfen. Selbst für „Gitarrengott” Eric Clapton, der mit King im Jahr 2000 die CD „Riding With The King” aufgenommen hat und diesen auf dem Coverfoto symbolträchtig im Cabrio chauffiert. Mit diesem Album, das sich über vier Millionen Mal verkaufte, erreichte B. B. King auch die höchste Chart-Platzierung seiner Karriere. B. B. King war einer der letzten großen Blues-Musiker, die noch aus dem tiefsten Süden der USA stammten, einer, der den Blues des Lebens tatsächlich noch erlebt hat. Aufgewachsen auf einer Baumwollplantage, arbeitete Riley B. King lange Jahre als Farmarbeiter und Traktorfahrer. In seiner Freizeit sang er im Gospel-Chor der Kirche, deren Prediger ihm ein wenig Gitarrespiel beibrachte. Erst, als er 1943 zur Armee eingezogen wurde, fing er an, Blues zu spielen. Als er schon kurze Zeit später dem Militär den Rücken kehrte, weil er als landwirtschaftlicher Treckerfahrer unentbehrlich war, begann er als Straßenmusiker Bluesern wie T-Bone Walker und Jazzern wie Django Reinhardt nachzueifern. Er entfernte sich aber gerade einmal so weit von seinem Zuhause, dass seine Familie ihn beim Singen der „Teufelsmusik“ nicht erwischen konnte. Seinen Feinschliff erhielt er, als er 1946 nach Memphis zog, wo ihn sein Cousin Bukka White, einer der Großen des Country-Blues, in die tieferen Geheimnisse der Bluesgitarre einweihte. 1947 erhielt er einen Job als Radio-Discjockey. Zwischen den Ansagen spielte King Gitarre und machte Reklame für seine Auftritte. Mit dem „Three O’Clock Blues” hatte er 1952 seinen ersten Hit. Die Nummer behauptete sich 15 Wochen an der Spitze der Rhythm’n’Blues-Charts. Zu dieser Zeit legte sich King auch das Pseudonym „Beale Street Blues Boy” zu, später abgekürzt zu „B. B.”. Er war der erste schwarze Musiker, der für ein großes weißes Publikum spielte. So sahen ihn 1969 über eine Million Menschen auf Tournee zusammen mit den Rolling Stones. Immer dabei war Lucille, seine Gitarre. Und wie die zu ihrem Namen kam, gehörte zu Kings liebsten Anekdoten: „Als ich 1949 in einem Club in Arkansas spielte, kam es zu einer Schlägerei wegen einer Frau namens Lucille. Zum Schluss stand der ganze Club in Flammen. Obwohl wir alle schon im Freien waren, rannte ich noch einmal hinein, um meine Gitarre zu retten. Und wir haben es beide wie durch ein Wunder unbeschadet überlebt. Seitdem heißt meine Gitarre Lucille – sie soll mich stets daran erinnern, meinen Schutzengel nicht zu sehr zu strapazieren.“

x