Kaiserslautern Der dunkle Charmeur

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69 Jahre, Tod durch Krebs: Im gleichen Alter wie sein Landsmann David Bowie ist nun auch der große englische Schauspieler Alan Rickman an der Krankheit gestorben. In Deutschland war Rickman durch seine Rolle als fieser Professor Snape aus den „Harry Potter“-Verfilmungen bekannt, in seiner Heimat und in den USA galt er auch als Bühnengenie.

Allein schon diese Stimme: So distinguiert englisch wie Alan Rickman klang kein Zweiter. Der aus einer Arbeiterfamilie stammende Londoner war geboren für die Bühne, studierte zunächst aber Grafikdesign, bevor er an die berühmte Royal Academy Of Dramatic Arts ging und zur Royal Shakespeare Company. Er spielte in „Der Sturm“ wie in „Maß für Maß“, war Hendrik Höfgen in einem „Mephisto“ und gab einen ebenso verführerischen wie gefährlichen Valmont in „Gefährliche Liebschaften“ auch am Broadway. Im Kino war der großgewachsene Schauspieler mit der Adlernase auf Bösewichte abonniert, seit er 1988 in „Stirb langsam“ als Bruce Willis’ Widersacher mit eisiger Präzision begeisterte und 1991 den abgründigen Sheriff von Nottingham in „Robin Hood – König der Diebe“ mit Kevin Costner gab. Dabei konnte der Mime mit dem wehmütigen Zug um den aristokratisch wirkenden Mund auch ganz romantisch werden: In „Wie verrückt und aus tiefstem Herzen“ spielte er 1991 einen sensiblen Cellisten, dessen plötzlicher Tod die Partnerin aus der Bahn wirft: ein herzzerreißender Liebesfilm über Trost und Trauer, der nach Rickmans Tod nun eine neue Dimension bekommt. Leise agierte der Brite hier, aber mit dem für ihn typischen augenzwinkernden Humor. Genüsslich zelebrierte er auch die Rolle des undurchsichtigen Professor Snape in den „Harry Potter“-Filmen. Oft schien es, als würde sich Rickman auch über sich selbst amüsieren, so machte ihm auch sein Auftritt als selbstverliebter Schauspieler in der Science-Fiction-Komödie „Galaxy Quest“ sichtlich Spaß. Eine Rolle voller Selbstironie wählte er auch für seinen letzten Kinoauftritt, den er zudem selbst inszenierte: In „Die Gärtnerin von Versailles“ spielte er Sonnenkönig Ludwig XIV., als eitlen Monarchen, aber auch als Mann mit Hintersinn. Vielleicht trug er da ein bisschen zu dick auf, aber Rickman liebte eben auch die Gelegenheit, groß aufzuspielen. Ein „Method Actor“ war er nie, Distanz zur Rolle war ihm wichtig. Rickman war ein Meister des Wortes, badete in der Sprache, dehnte Silben und dekonstruierte Sentenzen nahezu, verlieh so auch schlichteren Dialogen Tiefe – was die meist nur an Synchronstimmen gewöhnten deutschen Zuschauer nicht im vollen Umfang genießen konnten. So bleibt Rickman hierzulande vor allem als „Snape“ in Erinnerung, wobei er dieser Rolle des Experten für schwarze Magie, dessen eigene Agenda lange Zeit im Dunklen blieb, mit seiner enormen Präsenz tatsächlich solche Kraft verlieh, dass selbst Größen wie Michael Gambon oder Maggie Smith daneben nahezu blass wirkten. Unterfordert war er dagegen im Weihnachtsklassiker „Tatsächlich Liebe“ als Emma Thompsons untreuer Gatte, der sie mit seiner Vorzimmerdame (Heike Makatsch) betrog – wobei er auch die gedankenlose Zerstreutheit dieses Machers pointiert aufzeigte. Privat galt Rickman wiederum als zurückhaltend, Skandale gab es nie, mit seiner Frau war er seit der Studienzeit zusammen, gemeinsam engagierten sie sich für soziale Belange. Politisch gefärbt war auch sein einziges eigenes (mit Katharine Viner vom „Guardian“ entstandenes) Bühnenstück, das er 2005 auch in London inszenierte: „My Name Is Rachel Corrie“ über eine junge US-Studentin, die bei einer Friedensdemonstration in Israel umkam.

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