Kaiserslautern Den Horizont erweitern

Mit vier Frauen als Filmgästen eröffnet das 63. Filmfestival Mannheim-Heidelberg am 6. November in Heidelberg: Die belgische Regisseurin Savina Dellicour und ihre drei Hauptdarstellerinnen präsentieren die feinfühlige, sorgfältig beobachtete Jugend- und Familienstudie „Alle Katzen sind grau – Tous les chats sont gris“.

Der lebensnah inszenierte Film um eine 15-Jährige aus gutem Haus, die ihren unbekannten Vater sucht, und einen bärbeißigen Privatdetektiv, der vielleicht der Gesuchte ist, läuft zugleich im 13 Beiträge starken Wettbewerb. Der undotierte Hauptpreis „Newcomer Of The Year“ wird zum Festivalfinale am 16. November vergeben. 24 Filme von Nachwuchsregisseuren aus 23 Ländern laufen in den Reihen Wettbewerb und Internationale Entdeckungen. Über den Siegerfilm entscheidet eine dreiköpfige Jury: Schauspielerin Catherine Flemming, die im Juni mit „Ein offener Käfig“ auch Gast des Festivals des deutschen Films in Ludwigshafen gewesen ist; Azize Tan, die Leiterin des Istanbul Film Festivals, und der polnische Schauspieler und Drehbuchautor Maciej Karpinski. In Mannheim eröffnet das Festival am 7. November mit einer Vorab-Premiere des Films „Auf das Leben!“ von Uwe Janson, der am 27. November in die Kinos kommt. Hannelore Elsner spielt darin eine ehemalige jüdische Kabarett-Sängerin, deren Vergangenheit ein von Max Riemelt gespielter Möbelpacker nachspürt. Zur Vorführung kommen Regisseur Janson und Produzentin Alice Brauner. Am 12. November erhält der Belgier Geoffrey Enthoven den Preis „New Master Of Cinema“, eine Art „Tapferkeitsmedaille“, so Festivalleiter Michael Kötz. Denn der Preis richtet sich an jene Regisseure, die es geschafft haben, nach einem vielversprechenden Debüt weiter im Geschäft zu bleiben. Enthoven, der bereits drei Filme in Mannheim gezeigt hat, stellt seine Komödie „Hasta la Vista – Pflücke das Leben“ vor, die 2011 auch in deutschen Kinos erfolgreich lief, sowie seinen neuen Film „Halfway“, der sich um einen ungewöhnlichen „Hausgeist“ dreht. Enthoven kommt mit Drehbuchautor Pierre Le Clerq und Produzent Mariano Vanhoof. Das Festival, das 2013 rund 55.000 Besucher anzog, rechnet mit einer guten Resonanz auf die 63. Ausgabe. „Im Vorverkauf liegen wir 20 Prozent über dem Vorjahr“, sagte Michael Kötz gestern bei der Programmvorstellung. Das Budget des elftägigen Festivals in fünf Kinos in zwei Städten liegt weiter bei 1,3 Millionen Euro, wobei die Städte Mannheim 380.000 und Heidelberg 180.000 Euro beisteuern. Vom Land kommen 380.000 Euro, vom Bund 61.000 Euro. Das Festival selbst will 375.000 Euro erneut selbst erwirtschaften, bietet zugleich aber auch kostenlos Filme an: Es gibt eine mitternächtliche Kurzfilmreihe, zuvor legt ab 23 Uhr ein DJ auf. Ans noch jüngere Publikum richtet sich das Kinderfilmfest mit sieben Filmen, die zwar im Gegensatz zum Hauptprogramm keine Premieren sind, aber den Kindern Filmwelten abseits der üblichen Großproduktionsware bieten möchten. Das Filmfestival versteht seine Aufgabe auch als pädagogische und kuratorische: In der Flut der Filme will es mit einem handverlesenen Angebot dem Publikum auch Orientierungshilfe geben, betont Festivaldirektor Kötz. „Ich fühle mich verantwortlich für meine Zuschauer und will nichts zeigen, hinter dem ich nicht stehe.“ Unter den 24 Filmen der Reihen Wettbewerb und Entdeckungen sind eine Weltpremiere („Tricolarum“ aus Frankreich), zwei internationale Premieren (aus den Niederlanden und der Schweiz), neun europäische Premieren sowie zehn Deutschlandpremieren. Auch bei den 13 Sondervorführungen gibt es eine europäische und eine deutsche Premiere, hinzu kommen Filme von Größen wie Roman Polanski („Venus im Pelz“) und Alejandro González Iñárritu („Birdman“, Eröffnungsfilm des diesjährigen Filmfestivals von Venedig). Einen thematischen roten Faden hat diese Sonderreihe nicht. Es sind laut Michael Kötz schlicht „gute Filme“.

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