Kaiserslautern „Brutal harte Arbeit“

Hilft, Talente zu finden und zu formen: Sven Höh, Koordinator Torwartbereich des FCK, hier im Training mit Jan-Ole Sievers.
Hilft, Talente zu finden und zu formen: Sven Höh, Koordinator Torwartbereich des FCK, hier im Training mit Jan-Ole Sievers.

Die „Gerry Ehrmann Torwartschule“ ist nicht nur bei nationalen Vereinen ein Begriff. Der Koordinator Torwartbereich beim 1. FC Kaiserslautern, Sven Höh, ließ hinter die Kulissen blicken und zeigte auf, wie schwer es heute ist, an gute Torwarttalente zu kommen und deren Ausbildung voranzutreiben.

„In den letzten Jahrzehnten haben wir uns beim FCK etwas aufgebaut. Früher hieß es immer „Torwartschmiede FCK“, da wir schon immer gute Torhüter hatten. Das wurde teilweise irgendwann als selbstverständlich angesehen, sodass wir um 2013 auf der Torhüterposition in allen Altersbereichen leistungstechnisch gesehen eher dünn besetzt waren“, zeigte Höh die Gründe für die Entstehung seines Postens beim Traditionsverein auf. „Das hat sich nun wieder gewandelt, sodass wir deutschlandweit einmalig besetzt sind: Alle drei Torhüter im Lizenzbereich kommen aus dem eigenen Nachwuchs. Mit Julian Pollersbeck haben wir im Sommer noch einen Abgang gehabt, der ebenso aus dem eigenen Nachwuchs kam. Mit Raphael Sallinger einen Torhüter abgegeben, der jetzt in Österreich in der Ersten Liga spielt“, hob Höh einige Beispiele an Torhütern hervor, die den Weg durch die FCK-Ausbildung nahmen. „Im Sommer konnten wir dann ohne jegliche Zahlung Matheo Raab für die U23 verpflichten, der definitiv eine Profiperspektive mit sich bringt. In der U19 haben wir Jonas Weyand, der beim DFB im Sichtfeld ist. Dann haben wir Lorenz Otto in der U17, der vorher nicht groß bei Erfurt in Erscheinung trat, bei uns nun aber eine überragende Leistung zeigt und damit nun Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen geweckt hat. Hinzu kommt in der U16 Elija Wohlgemuth, der ebenfalls beim DFB im Blickfeld ist. Nicht zu vergessen Leon Hoffmann, der beim DFB als einer der besten Torhüter seiner Jahrgangsstufe gesehen wird“, wurde Höhs Liste an Torwarttalenten im Nachwuchsbereich nicht kürzer. „In der Summe haben wir also Torhüter in allen Jahrgangsstufen, die im Blickfeld des DFB sind und dahinter weitere, die ihren Weg in den Profifußball gehen können“, sieht Höh hier hervorragende Arbeit aller Torwarttrainer im Sportpark Rote Teufel. Bei der Suche und Ausbildung nach neuen Torhütertalenten setzt der FCK auf ein Anforderungsprofil. „Wir haben ein ganz klares Torwartprofil, das sich in den athletischen, technischen, taktischen und mentalen Bereich aufgliedert und für jede Jahrgangsstufe heruntergebrochen wird“, lässt er in das Grundprinzip einblicken. „In der Masse sehen wir hier einen Erfolg, auch wenn es natürlich immer mal wieder einen Torhüter gibt, der sich nicht so entwickelt, wie wir uns das vorgestellt haben.“ Entsprechend des 300 Seiten dicken Torhüterausbildungsplans der Roten Teufel, „der so in der Bundesliga einmalig ist“, werden dann unterschiedliche Schwerpunkte im Training gesetzt, doch muss zuvor um die Gunst des Torhüters gebuhlt werden, was sich mitunter über Jahre hinziehen kann. „Hinter jedem Spieler steckt heute brutal harte Arbeit“, erklärt Höh und nennt den Transfer von Lorenz Otto in die U17 Anfang der Saison als ein Musterbeispiel: „Otto hatte in Erfurt wenig bis gar nicht gespielt, sein Konkurrent jedoch gar nicht in unser Profil gepasst. Ihn zu entdecken, war daher schon relativ schwierig“, nannte Höh die erste Hürde. Die zweite Hürde musste dann bei der Kontaktherstellung genommen werden: „Wir hatten keine Kontaktdaten. Der offizielle Weg war über den Verein, doch kam hier keine Rückmeldung.“ Der FCK lief in eine Sackgasse. So musste einmal das Telefonbuch hoch und runter telefoniert werden, bis am Ende eine Nachbarin den Kontakt zu dem Spieler herstellte. „Die Dame hat dann einen Zettel mit meinen Kontaktdaten in den Briefkasten bei Familie Otto geworfen, die sich dann kurz darauf bei mir meldete“, schilderte Höh die erste Kontaktaufnahme. „So hat jeder Spieler seine ganz eigene Geschichte! Es folgen viele Gespräche, bis dann der Spieler den Schritt aus seinem vertrauten Umfeld, weg von der Freundin und den Freunden, wagt. Diese Wege gehen Spieler heute nicht einfach so. Hier brauchen die Eltern und die Spieler ein gutes Gefühl.“ Von der Kontaktaufnahme im April bis zum Wechsel im Sommer verstrich kaum Zeit. „Hier griff wirklich ein Zahnrad perfekt in das andere. In der Regel hast du aber über Jahre mit den Jungs Kontakt.“

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