Kaiserslautern „Bock auf Sport“

Sie ist berühmt. Berühmt berüchtigt: die Sporteignungsprüfung an deutschen Hochschulen. Nur wer diesen Test besteht, wird für einen Sportstudiengang zugelassen. Das Auswahlverfahren ist mitunter hart, die Anforderungen hoch. Einen echten Sportler schreckt das aber nicht – gestern traten wieder zahlreiche Studienanwärter an der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern zur Prüfung an.

„So langsam steigt die Anspannung“, sagt Viviane Steil, kurz Vivi, die in der Sporthalle der TU Kaiserslautern gerade auf ihren nächsten Einsatz wartet. Den 30-Meter-Sprint hat sie schon erfolgreich hinter sich, die Richtzeit von 4,95 Sekunden klar unterboten. Jetzt, es ist kurz nach zehn, geht es ans Reck – ein sportliches Kontrastprogramm. „Wir suchen und prüfen hier Allroundsportler“, erklärt Sportwissenschaftler Christoph Zangerl. Die Herausforderung des Tests, der in ganz Rheinland-Pfalz Standard ist, sei es, sich in verschiedensten Disziplinen beweisen zu müssen. Für Vivi ist Geräteturnen wahrlich nicht alltäglich. Die Handballerin aus Trier, die für den Bundesligisten HSC Schweich auf Torjagd geht, hat sich aber vorbereitet und die Übungen einstudiert. Das haben hier alle. „Die Erwartungshaltung ist groß“, weiß Zangerl. „Es geht hier für die Teilnehmer um ihren Berufswunsch, die Prüfung ist die erste Hürde“, sagt der Sportdozent und Organisator der Veranstaltung, während Vivi an die Reckstange tritt. Einmal tief durchschnaufen und dann geht es schnell: Auf-, Um- und Abschwung gelingen souverän. Es läuft für die 27-Jährige. „Ich hatte schon immer Bock auf Sport“, erzählt sie nun. Ihre Hände zittern nach der Turnübung noch ein wenig. Nach dem Abitur habe sie bereits eine zweijährige Sportlehrerausbildung gemacht, erklärt sie, wegen mangelnder beruflicher Perspektiven im Anschluss aber noch einmal umgesattelt. Den Traum vom Lehramt hat sie aber nicht aufgegeben. Gerne würde sie in Koblenz Grundschulpädagogik mit Schwerpunkt Sport studieren. In Kaiserslautern könnte sie dem ein ganzes Stück näher kommen. Und im Moment ist sie auch voll im Soll. Beim Volleyball gibt sie eine gute Figur ab, beim beidhändigen Überkopfwurf und dem gar nicht mal so einfachen Sprung-Test braucht sie jeweils nur einen Versuch. Draußen, auf der Außensportanlage, demonstriert sie den Prüfern beim Fußball und Basketball ihr Ballgefühl und ihre Übersicht – für die Handballerin kein Problem. Doch auch wenn es gerade so gut läuft, vor der nächsten Aufgabe hat nicht nur die Triererin großen Respekt. „Knackpunkt wird für die Teilnehmer der 3000-Meter-Lauf“, glaubt Peter Kovar, neben der Sportdozentin und Olympiamedaillen-Gewinnerin Claudia Reidick einer von acht Sportwissenschaftlern, die gemeinsam mit den rund 30 studentischen Hilfskräften für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Vivi ist nervös, Laufen ist nicht so ihr Ding. Dann aber geht es los. Erst lässt sie es langsam angehen, folgt dem Fahrrad, das den Läufern die Richtzeit vorgibt. Nach und nach erhöht sie das Tempo, lässt das Rad weit hinter sich und hat es am Ende geschafft. Die letzten drei Runden, da musste sie kämpfen, sagt sie erleichtert und noch immer etwas außer Atem. Eine Disziplin steht jetzt zwar noch aus, Vivi ist aber zuversichtlich. „Ich schwimme ja gerne“, sagt sie schmunzelnd und zieht sich ihre Trainingsjacke über, um sich auf den Weg zur Schwimmhalle zu machen. Nicht alle 240 Anwärter werden dort aber diesen Eignungstest beschließen können, einige haben den 3000-Meter-Lauf nicht in der geforderten Zeit geschafft. Sie werden es vielleicht im nächsten Jahr nochmal versuchen. 84 Teilnehmer erhalten in drei Wochen eine neue Chance. Heute reichte noch nicht ganz für sie. Vivi aber kann schon die ersten Vorkehrungen treffen. Für eine Hochschulausbildung in Koblenz. Denn auch im Schwimmbecken gab sich die angehende Studentin keine Blöße.

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