Kaiserslautern „Besser werde ich nur hier“

Im November gewann Sebastian Berberich in Neuwied erstmals die Deutsche Meisterschaft im Kickboxen. Mit dem Titelgewinn hat der 22-Jährige für eine Überraschung gesorgt, sieht sich aber erst am Anfang einer erfolgversprechenden Kickboxlaufbahn. Am Montag wurde er von seiner Heimatstadt Landstuhl geehrt.

„Respekt, Höflichkeit, Durchhaltevermögen, Selbstdisziplin, Hilfsbereitschaft“ – steht in großen Lettern an der Wand der Trainingshalle des Taekwon-Do Centers in Ramstein. Wer dort bei Kim Herzog in die Kampfsportschule geht, ist sich dieser Tugenden stets bewusst. Sebastian Berberich, der soeben mit seiner Trainingstasche den Vorraum betritt, lebt diese Grundsätze – auch außerhalb der Trainingshalle. Er kommt gerade aus Köln, wo der in Landstuhl geborene Athlet Sportmanagement studiert. Die Woche über beschäftigt er sich mit der Theorie und Praxis verschiedener Sportarten, mit bio- und trainingswissenschaftlichen Grundlagen, sportpraktischen Anwendung. Am Wochenende fährt er nach Ramstein zum Training. So macht das der junge Kickboxer schon seit über zwei Jahren. Berberich ist im fünften Fachsemester, geht das Studium genauso an wie seinen Sport: ehrgeizig. Abends, nach den Vorlesungen und Seminaren, übt er in einem ortsansässigen Verein, bei den Rheinfighters. Natürlich könnte er auch ausschließlich an seinem Studienort trainieren, das würde einiges vereinfachen. Doch das will Berberich nicht. „In Köln trainiere ich, um mich fit zu halten, besser werde ich nur hier“, erklärt er. Der Erfolg gibt ihm Recht: Mit gerade einmal 22 Jahren gehört er zu den besten Kickboxern des Landes, im November wurde er erstmals Deutscher Meister im Leichtkontakt – eine Überraschung, gerade auch für die erfahrene Konkurrenz. Dabei kam er vergleichsweise spät mit dem Kampfsport in Berührung. In seiner Jugend spielte er Fußball, kickte für Kindsbach, später in der A-Jugend Blaubach-Diedelkopfs. Eine Zeitungsannonce machte Berberich auf das Taekwon-Do Center in Ramstein aufmerksam. Er war neugierig, rief bei Kim Herzog an und nahm an einem Probetraining teil. Bereits da war es um ihn geschehen, ein halbes Jahr später gewann er sein erstes Anfänger-Turnier. „Irgendwann habe ich mich gefragt, wo ich mehr erreichen kann“, erzählt er, wie er sich eines Tages dazu entschloss, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen und sich gänzlich dem Kickboxen zu widmen. Mit dem deutschen Meistertitel hat er nun den vorläufigen Höhepunkt seiner Sportlerkarriere erreicht, bleibt aber hungrig: „Ich bin noch lange nicht da, wo ich sein möchte.“ Bei Wettkämpfen ist er immer einer der jüngsten, so war das auch im November in Neuwied. Er startete in der Schwarzgurtklasse bis 85 Kilogramm, gemeinsam mit den stärksten Kickboxern der Nation. Man kannte ihn da bereits schon, als junger Blaugurt war er dennoch Außenseiter. Doch diesen Status dürfte er nun endgültig abgelegt haben. „Jetzt kann man mich ernstnehmen“, sagt er stolz und selbstbewusst. Der Finalkampf selbst begann für ihn durchwachsen. „Ich habe einfach nicht gehört, wie mich Kim gecoacht hat, war voll im Tunnel und habe mein Ding gemacht“, reflektiert er selbstkritisch die ersten Augenblicke, in denen er sogar in Rückstand geriet. Dann setzte er die Anweisungen seines Trainers um – und gewann. Das Verhältnis zu Kim Herzog ist ohnehin ein besonderes, wie Berberich betont. Er ist nicht nur sein Trainer, er ist Mentor und Freund. „Er weiß, wie er mit mir umgehen muss“, sagt der Landstuhler über den mehrfachen Weltmeister, der seinen Schützling auch in den gemeinsamen Trainingseinheiten stets an seine Leistungsgrenzen führt. Berberich braucht das, „nur Lob alleine“, sagt er, „bringt mich nicht weiter“. Herzog ist kleiner und leichter als Berberich. Das hat Vorteile, denn gerade in den unteren Gewichtsklassen zählen vor allem Schnelligkeit und Technik. Im Training legen beide gerade auch darauf besonderen Wert, und das kommt dem jungen Sportler bei seinen Wettkämpfen zugute. Gerne würde sich Sebastian Berberich auch mit der internationalen Konkurrenz messen, mit den starken Ungarn etwa, oder den Briten. Gelegenheit dazu hätte er im Oktober 2015, wenn in Spanien die Weltmeisterschaft ausgetragen wird. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg. Die Deutsche Meisterschaft in Neuwied war erst das erste Turnier der noch jungen Saison, in dem man Wertungspunkte sammeln konnte. Daher fokussiert er sich auch zunächst auf die kommenden Wertungswettkämpfe, will weitere wichtige Qualifikationszähler sammeln und bleibt bescheiden: „Ob es am Ende dann für die WM reicht, werden wir sehen.“

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