Kaiserslautern Anna Stucky verzaubert die Hörer im Salon Schmitt

Verbreitet im ausverkauften Salon Schmitt eine wohlig-warme Stimmung mit ihren starken Songs: Anna Stucky.
Verbreitet im ausverkauften Salon Schmitt eine wohlig-warme Stimmung mit ihren starken Songs: Anna Stucky.

Indie-Folk und Americana mit tiefgründigen Texten und eigener Klangwelt: Dafür steht die Musikerin Anna Stucky. Beim wiederholten Heimspiel der Singer-Songwriterin mit Kaiserslauterer Wurzeln war der Kulturclub Salon Schmitt dicht an dicht gefüllt.

Es gibt nicht viele Bühnen für Singer-SongwriterInnen in Kaiserslautern. Eine ganz außergewöhnliche Location ist zweifelsohne der Kulturclub Salon Schmitt. Wohnzimmeratmosphäre mit dem besonderen Etwas. Wer in der ersten Reihe die Hand ausstrecken würde, bekäme im wahrsten Sinne des Wortes die direkte Tuchfühlung zum Künstler. So auch an diesem Freitagabend. Das Haus ist ausverkauft, letzte freie Plätze werden auf der zweiten Ebene erklommen. Zahlreiche alte und noch ältere Bekannte aus der Lauterer Heimat haben sich erwartungsvoll eingefunden. Mit diesem Konzert möchte sich Anna Stucky auch ein wenig bei Salon-Chef Michael Halberstadt – ihrem ehemaligen Gitarrenlehrer, Fürsprecher und Fan – bedanken. Sie kokettiert: „Ich darf heute hier spielen, weil der Halby mein Gitarrenlehrer war.“

Mit ihrer warmen und charaktervollen Stimme wandelt Anna Stucky nach Aktivitäten in Coverbands seit ein paar Jahren auf Solo-Pfaden. Inspiriert durch Singer-Songwriter der frühen 1970er Jahre, fasst sie die Einflüsse aus Folk, Country und Blues neu zusammen, um in der deutschen Musiklandschaft damit eine Nische zu bedienen. 2022 veröffentlichte Anna Stucky ihre Solo-Debüt-EP „Flowers“ mit fünf Songs.

Jeder Platz ist gefüllt bei Anna Stuckys Konzert im Salon Schmitt.
Jeder Platz ist gefüllt bei Anna Stuckys Konzert im Salon Schmitt.

Allein ihr persönliches Credo macht schon neugierig: „Mach nie das, was die anderen sagen, sondern das, was dein Herz dir sagt.“ Und genau so selbstbewusst präsentiert Anna Stucky ihre Lieder. Die handgemachte Musik changiert zwischen Folk und Pop mit einer besonderen, eigenwilligen Note. Die ersten musikalischen Einflüsse bekam sie durch ihre Mutter, die selbst Gitarristin und Multiinstrumentalistin ist. Mit elf Jahren lernte Anna Stucky das Spiel auf der Akustikgitarre, später auch Klavier, als Teenie entstehen bereits erste Songs. Diese sind oft autobiografisch, es geht um Heimat, Menschen, Natur, Reisen und Engagement.

Bei der Langen Kulturnacht vergangenes Jahr noch mit Band aus der neuen Heimat Heidelberg angereist, spielt sie nun im Salon solo mit Akustik- und E-Gitarre. Doch nicht zu vergessen diese Stimmbänder, die all ihren Songs die besondere Farbe verleihen. Anna Stuckys dunkle Stimme taucht tief und intensiv in den Raum ein und zeigt ihre Wirkung: Konzentriertes Lauschen herrscht im Salon, kein Geplapper, kein Geklapper. Die Balladen sind ihr Ding, allesamt mit deutlicher Folk-Attitüde. Aber gerade nicht gewöhnlich, sonder irgendwie anders. Die tiefe Stimme fliegt dabei auch mal zu höheren Gefilden, hin und wieder auch zum Falsett. Mit der dezent gezupften E-Gitarre wird ein sphärischer, leicht rotierender Sound gezaubert („Voices“). Wie ein Mantra wiederholt sich die Akkordfolge, wird lediglich durch Stimmvariationen verändert.

Eine Gitarre genügt ihr: Anna Stucky im Salon Schmitt.
Eine Gitarre genügt ihr: Anna Stucky im Salon Schmitt.

Diese Stimme wirkt im positiven Sinne wie ein „Rattenfänger“, ja der Lauscher kann sich dem Ausdruck kaum entziehen. Man kann sich förmlich in diesem Strudel verlieren. So mancher Zuhörer genießt mit geschlossenen Augen. Mit ihrer großvolumigen Akustikgitarre erzeugt Stucky einen warmen, runden Sound, der perfekt mit ihrem Timbre harmoniert. All das schafft ein wohliges, ja fast geborgenes Gefühl. Da wird locker überhört, wenn der Text mal nur aus wenigen Sätzen besteht. So zeigt etwa ihre eindringliche Wiederholung der Textphrase „Will you wait?“ auch an dieser Stelle seine unbedingte Wirksamkeit. Man könnte auch sagen: Vergessen Sie ihren Arzt oder Apotheker und wenden sich an Anna Stucky!

Mal thematisiert sie das Elend in der Welt („Head above water“), um im nächsten Moment ein Country-Cover zu intonieren. Auf einer ausgedehnten USA-Reise hat sie viele musikalische Eindrücke aufgesaugt, wie sie betont.

Ein Höhepunkt des Abends schließlich ist ein Duett mit Michael Halberstadt. Zweistimmig groovt der Song „Angel from Montgomery“ dahin und nimmt mit den kleinen Fill-Ins von Halbys Stahlsaiten gar eine beschwingte Fahrt auf. Für die nächste Handvoll an selbstgeschriebenen Songs bringt Anna Stucky die Gitarre fix auf eine offene Stimmung. Und man hat das Gefühl, sie bade förmlich in diesem voluminösen Klang aus Grundton, Oktav und Quinte, ohne sich exakt festlegen zu müssen.

Für die interessierten Salon-Hörer wären ergänzende Ansagen eine wertvolle Hilfe zum Songverständnis gewesen; das gibt es aber nur als Minimaldosis. Dennoch springt der empathische Funke sprichwörtlich über die Theke und erfüllt den gesamten Raum. Die Begeisterung ist zu spüren, und am Applaus nach jedem Song zu hören. Das steigert sich in frenetischem Beifall, um die Zugabe einzufordern.

Ein Lieblingssong an diesem Abend ist „Where I belong“ mit Zeilen wie „Between K’Town and Auckland – this is where I belong“. Ein Lied darüber, wie wichtig es ist, einen Rückhalt im Leben zu haben, egal wo man auch ist. Und das Publikum ist sich einig, dass Anna Stucky noch mehr Songs schreiben muss, damit Konzerterlebnisse noch länger dauern. Wieder mal zeigt sich, dass es keiner Fingerakrobatik auf den Saiten bedarf, um packende, handgemachte Songs zu präsentieren.

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