Kaiserslautern Abschlussprüfung live

Das dritte Pfalztheaterkonzert der Saison geht am Sonntag, 31. Mai, um 18 Uhr über die Bühne des Theaters. Es sprengt in vielfacher Hinsicht den programmatischen Rahmen des Gewohnten.

Neben der dritten Beethoven-Sinfonie („Eroica“) steht mit einem Konzert für Marimba und Orchester von Ney Rosauro eine Rarität auf dem Programm. Und das Konzertstück selbst mit dem Latin-Feeling und südamerikanischen Motiven und Melodien ist für beide Seiten – Solistin Nora El-Ruheibany und Orchester – eine immense Herausforderung, weil ständige Takt- und Tempowechsel zu bewältigen sind. Taktarten wie 5/8 oder 7/8 sind hierzulande sehr ungewöhnlich. Der 1952 in Rio de Janeiro geborene brasilianische Komponist schrieb über 50 solcher Werke im Spannungsfeld zwischen Klassik und Folk. Ungewöhnlich ist noch immer, dass Frauen am Schlagwerk bei professionellen Orchestern unter Vertrag sind. Nora El-Ruheibany gehört zu den ganz wenigen Auserwählten (nach ihrer Einschätzung höchstens fünf in Deutschland), die so Akzente setzen. Und: „Als Frau und noch dazu mit orientalischem Touch hat man doppelt gegen Vorurteile zu kämpfen, um sich in einer Männerdomäne durchzusetzen“, berichtet die in Dannenberg (Niedersachsen) geborene Musikerin mit Eltern aus Syrien und Libanon. So seien ihre Bewerbungen schon mal kommentarlos zurückgeschickt worden. Nicht beim Pfalztheater, das ohnehin in seinem Orchester einen hohen Frauenanteil hat und wo die sympathische Künstlerin seit zwei Jahren fest angestellt ist. Womit die nächste Kuriosität angedeutet ist, denn Nora El-Ruheibany bekam die Stelle ohne Studienabschluss. Den wird sie – hoffentlich – mit dieser konzertanten Aufführung erwerben. Der Studiengang für Orchestermusik beinhaltet üblicherweise eine Konzertaufführung im Hochschulrahmen. Die Schlagzeugerin wird ihre „Feuertaufe“ allerdings im großen Konzertrahmen am Sonntag erleben, wenn einige Hundert Besucher ihr die Daumen drücken. Ein eigens anreisender Hochschulprofessor aus Hannover, Andreas Boettger, wird ihre Interpretation dann bewerten. „Es ist auch nicht selbstverständlich, dass Solisten aus den eigenen Reihen solche Chancen zur Profilierung erhalten“, weiß die Musikerin die Offensive des hiesigen Generalmusikdirektors (GMD) Uwe Sandner zu schätzen. Wie kommt nun eine zierliche Frau ans Schlagwerk? Zunächst begann sie mit fünf Jahren mit Klavier- und Geigenunterricht, dem weiblichen Gesellschaftsbild entsprechend. Nach Wettbewerbserfolgen bei „Jugend musiziert“ und im Repertoire weit vorgedrungen bis hin zu Mozarts Violinkonzerten, schien der Weg für eine erfolgreiche Karriere mit gängigen Instrumenten geebnet. Es war wohl Schicksal, das sie zur Musikmesse nach Frankfurt am Main führte, wo sie einen Marimbaspieler erlebte, der mit vier Schlägeln Erstaunliches vollbrachte. Und das faszinierte sie nachhaltig. Reagierten die Eltern zwar wohlwollend auf den Wunsch ein neues Instrument zu erlernen, erwies sich die Suche nach einem Lehrer als Hürde. Erst im rund 70 Kilometer entfernten Wolfsburg wurde die Familie fündig. Das Schicksal nahm seinen Lauf (seine Wende). Mit 17 Jahren begann sie diese Ausbildung auf Marimba und lernte parallel Pauke und die Trommeln dazu. Die auf Anhieb bestandene Aufnahmeprüfung in Hannover für den Diplomstudiengang „Künstlerische Ausbildung“ und Orchesterpraktika bei der Jungen Deutschen Philharmonie, dem Staatstheater Kassel und beim Hessischen Rundfunk ließen sie beim Pfalztheater für die damalige Vakanz prädestiniert erscheinen: Und beim Vorspiel setzte sie sich gegen rund 100 Bewerber durch. Bei dem Konzert für Marimba am Sonntag kommt – und das ist die letzte Besonderheit – ein neu angeschafftes Instrument zum Einsatz. Rund 13.000 Euro kostete es.

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