Kaiserslautern 50 Zeilen Pop: Die Getriebenen: Zwei Berlinale-Musikfilme

Musikfilme haben auf der Berlinale schon Tradition, dieses Jahr ging es vor allem um die Dämonen, die zwei der größten US-Songwriter heimsuch(t)en: Kurt Cobain und Brian Wilson. Im Spielfilm „Love & Mercy“ verkörpert der auf verwirrte Charaktere fast schon abonnierte Paul Dano („There Will Be Blood“) den von Ängsten geplagten Brian Wilson. Als Kopf der Beach Boys entwickelte der Musiker in den 1960ern diesen so fluffig-leichten California-Sound, der doch so harte Arbeit war. Paul Dano spielt Wilson ein wenig enervierend zappelig als Getriebenen, als Perfektionisten, der stets an den eigenen Ansprüchen scheitert. Den älteren Wilson gibt dann John Cusack etwas nuancierter, aber doch auch als äußerst wunderliches Wesen. Wilson selbst gefällt’s, er kam mit nach Berlin. Ein Dokumentarfilm dagegen ist „Cobain: Montage of Heck“. Regisseur Brett Morgen stellt vor allem das Privatleben des Nirvana-Masterminds ins Zentrum, was doch zu intim wirkt. Morgen beteuert, den „final cut“ gehabt zu haben, stützt sich jedoch vor allem auf Super-8-Filme von Cobains Mutter Wendy und Ehefrau Courtney Love. So sehen wir Kurt den ersten, zweiten und dritten Geburtstag feiern: ein süßer Fratz, den später keiner mehr haben wollte. Nach der Scheidung der Eltern wurde der Neunjährige herumgereicht unter der Verwandtschaft, offenbart halbwegs selbstkritisch die neue Stiefmutter. Courtney Loves Filme wiederum zeigen das Paar während der Schwangerschaft, beide recht kaputt von allerlei Drogen, und später liebevoll verpeilt mit Baby Frances. Kurt Cobain hätte dieses Auswälzen des Privaten kaum gefallen. Und über den Mann als Musiker sagt der Film fast gar nichts aus. Immerhin aber ist „Cobain: Montage Of Heck“ sehr sehr laut.

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