Kreis Kaiserslautern Verrückt nach stechenden Insekten

Dem Naturfotografen Alexander Weis vor die Linse geflogen: ein Wespenbussard.
Dem Naturfotografen Alexander Weis vor die Linse geflogen: ein Wespenbussard.

Der Wespenbussard, ein Greifvogel mit Schuppen an den Füßen und besonders dichten Federn, steht auf Wespen. Der etwas andere Greif kann mit viel Glück auch bei uns am Himmel gesichtet werden. Naturfotograf Alexander Weis hat den seltenen Vogel bei Eulenbis mit der Kamera eingefangen.

Wenn am Himmel ein Bussard die Winde nutzt und sich Runde um Runde nach oben tragen lässt, dann ist es zumeist ein Mäusebussard und nicht etwa der für den Laien ziemlich ähnlich aussehende Wespenbussard. Der Wespenbussard hat einen schmaleren und längeren Schwanz, längere und schmalere Flügel, einen langen Hals und einen auffällig kleinen Kopf. An den Schwanzwurzeln sind dunkle Binden, ein deutliches Merkmal dieses Vogels. Der in England so nett Honey Buzzard, also Honigbussard, genannte Vogel ist sehr selten und steht bei uns auf der Roten Liste. Ohnehin ist ein Blick auf ihn nicht leicht zu erhaschen. Der Greif lebt eher im Verborgenen, sitzt nicht so dekorativ auf Stangen, Leitplanken oder Straßenlampen wie der Mäusebussard. Der Wespenbussard lebt sozusagen heimlich im Waldgebiet. Seine für einen Greif doch ungewöhnliche Nahrung, Wespen und ihre Brut, erlauben ihm zudem nur einen rund fünfmonatigen Aufenthalt bei uns, bevor er sich wieder aufschwingt und ins weit entfernte Winterquartier in die Regenwälder Afrikas aufmacht. Honiggeier oder Wespenfalk nennt der Ornithologe Peter Ramachers den Wespenbussard (Pernis apivorus) in seinem Buch „Die Vogelwelt im Raum Kaiserslautern“ und schreibt von drei bis sechs Brutrevieren in unserem Gebiet. Ramachers führt allerdings auch an, dass aufgrund der spärlichen Zufallsbeobachtungen nur eine sehr vorsichtige Bestandsschätzung erfolgen kann. Eine dieser spärlichen Zufallsbeobachtungen ist nunmehr dem Naturfotografen Alexander Weis gelungen. Ob es sich bei dem Wespenbussard um einen ersten Rückflieger ins ferne Afrika handelt, der sich beim Überfliegen der Westpfalz sehen ließ, oder um einen in der Westpfalz brütenden Vogel, der sich wohl zwischenzeitlich ebenso auf die weite Reise aufgemacht haben dürfte, ist nicht klar. Erst Ende Mai kehrt der Wespenbussard aus seinem Winterquartier in die Brutheimat zurück, und das hat seinen guten Grund, sagt Alfred Klein vom Naturschutzbund Weilerbach: „Der Wespenbussard sucht gezielt nach Bodennestern der Deutschen und der Gemeinen Wespe, auch Hummelnester verschmäht er nicht.“ Vorher braucht er nicht zu kommen, denn dann sind die Wespen noch nicht so weit. Hat er ein Nest ausgemacht, dann geschieht durchaus Erstaunliches. Der Vogel scharrt wie ein Haushuhn, öffnet mit Krallen und Schnabel die Insektenlöcher. Sein Ziel sind die Waben mit den fetten Puppen und Maden. Dabei kommt er nicht nur einmal vorbei. „Er merkt sich die Plätze und schaut immer wieder nach, ob die fleißigen Insekten neue Waben gebildet haben“, berichtet Klein. Der Wespenbussard kann sich locker unter die Wespen mischen. Um Augen und Schnabel schützen ihn verhornte Federn. Die Nasenlöcher kann er zu einem Schlitz verengen und die beschuppten Füße bieten ebenfalls keinen Angriffspunkt für die stechenden Insekten. In schlechten Wespenjahren nimmt er auch mit Amphibien, Reptilien und Kleinvögel vorlieb. In diesem Jahr war der „Wespentisch“ zwar gut gedeckt, es gibt reichlich dieser Tiere. Aber wohl insgesamt nicht genug. „Meine in den Vorjahren immer wieder geäußerte Klage, dass wir einen katastrophalen Insektenschwund feststellen müssen, hat sich leider bewahrheitet, und das hat Auswirkungen auch auf den Wespenbussard“, sieht der Naturschützer den ohnehin bedrohten Vogel noch weiter in Gefahr. Die lauert übrigens auch auf seinem Flug ins ferne Afrika. „Abschüsse im Mittelmeerraum habe ich auf Malta selbst schon erleben müssen“, so Klein. Auf dem Eulenkopf können fortziehende Wespenbussarde seit diesem Monat ganz gut beobachtet werden. Mit Geduld, Glück und dem richtigen Blick.

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