Kaiserslautern Schnappschüsse zeugen von purer Lebensfreude

Belebt als erster den neuen Kunstraum: der ägyptische Fotograf Hamdi Reda.
Belebt als erster den neuen Kunstraum: der ägyptische Fotograf Hamdi Reda.

In einer Szene aus Bauabsperrungen, Schaufelbaggern, gefliesten Hauswänden und gerade aufglimmenden Straßenlaternen ging die beinahe straßenfest-ähnliche Einweihung des neuen Kaiserslauterer Kunstraums „Brownian Motion“ inklusive der Ausstellungseröffnung „Made in UAR“ vonstatten. Den Kunstraum betreibt der Kaiserslauterer Fotograf Jörg Heieck.

Diese lokale Belebung des Lauterer Viertels rund um die Medicusstraße hat aber einen internationalen Bezug. Denn zum Ersten stammt die aktuelle Projektions- und Lochkamerakunst vom Kairoer Fotografen Hamdi Reda. Und zweitens hat der Kunstraum laut Betreiber Jörg Heieck neben der lokalen und regionalen auch eine internationale Ausrichtung. Der Kunstraum selbst ist rundum braun und entfaltete durch Hamdi Redas Kunst eine schier meditative Wirkung. Düster und warm, durchschnitten von den Strahlen eines Projektors. Dazu die an die Wand geworfenen historischen Bilder, oft patiniert und stimmungsvoll. Das auf dem Kopf stehende Dauerbild der Straßenszenerie, von einer urzeitlichen Lochkamera in den Kunstraum gezaubert, trug zu der unwirklichen Stimmung bei. Reda, der in Kairo eine Galerie betreibt und als Fotograf weithin Ansehen genießt, hat die gezeigten Bilder auf Flohmärkten gesammelt. Alle stammen aus den 1950er- und 1960er Jahren, als es die wenige Jahre dauernde Union aus Ägypten und Syrien namens „United Arabic Republic“ gab. Und diese Republik scheint nicht unbedingt negative Auswirkungen gehabt zu haben, denn alle Fotos zeigen Familienfeste, reich geschmückte Bräute, beisammen sitzende Freunde oder lachende Bäcker bei der Arbeit. Schnappschüsse von echter Lebensfreude, ungeschönt und unverstellt. Dazu sind diese Bilder Dokumente und künden vom entsprechenden Zeitgeist, vergangenen Techniken oder Moden. Jörg Heieck sagte, die „Braunsche Molekularbewegung“ beschreibe eine Interaktion von Molekülen, beim Kunstraum „Brownian Motion“ gehe es um die Zusammenarbeit von Künstlern. Und zwar auf nichtkommerzielle Art und Weise. Er und Hamdi Reda haben dies beim gemeinsamen Aufbau des Kunstraums ja bereits praktiziert. Dem internationalen Anspruch, den sich die Beiden setzen, können sie sicher gerecht werden. Denn ihre künstlerischen Beziehungen reichen in nahezu alle Erdteile. Trotzdem betont Heieck, die Schauen im neuen Kunstraum sollten für das Publikum niederschwellig bleiben. Man wolle keineswegs eine elitäre Sache daraus machen. Die aktuelle Schau mit Redas Konzeptkunst ist nach Absprache zu sehen. Jörg Heieck hat aber seine Fühler schon ausgestreckt und die in Amsterdam lebende australische Fotografin Sonja Mangiapane bereits für den kommenden Oktober eingeladen. Der Ausstellungstermin wird noch in der RHEINPFALZ angekündigt. INFO Die Schau „Made in UAR“ mit der Kunst Hamdi Redas ist – nach vorheriger Absprache unter der Telefonnummer 0631-3618181 in den kommenden Wochen im Kunstraum, Ecke Medicus- und Ziegelstraße zu sehen.

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