Kaiserslautern Makler kommt von Makel

Und immer droht das Monster: Petra Mott, Philipp Tulius, Marina Tamassy (von links).
Und immer droht das Monster: Petra Mott, Philipp Tulius, Marina Tamassy (von links).

Nach der Sommerpause stiegen die Untiere am Donnerstag wie Phönix aus der Asche, um sich in der neuesten Ausgabe ihrer satirischen Streiche „Fünf Freunde und das Monster“ einem – nur vordergründigen – kabarettistischen Vergnügen im Edith-Stein-Haus hinzugeben. Doch das Programm des Quintetts um Wolfgang Marschall hielt manchen Hieb besonders fürs politische Personal bereit.

Ein köstlicher Antagonismus: Die Einen – böse Zungen behaupten Politiker – vergraben, decken zu und lieben die Dunkelziffer. Die Anderen – Kabarettisten wie Urgestein Marschall – spielen den sprichwörtlichen Maulwurf, türmen Haufen auf, bringen manches ans Tageslicht. Der dialektische Dualismus, frei nach Karl Marx, mutet an wie ein Gesellschaftsspiel. Doch hinter dem Versteck- und Ränkespiel steckt weit mehr – und das machte dieses außergewöhnliche multimediale Programm deutlich. Und zwar mit allen kabarettistischen Stilmitteln. Allein die Umtextierung und Bearbeitung von Erfolgstiteln aus den Genres Schlager (Ära Peter Alexander), Rock (Nick Cave), Popballade (etwa von Sting), Chanson (Charles Aznavour), Country & Western (Johnny Cashs „Ghost-Riders“) und sogar Oper (Habanera aus „Cramen“) hätte in dieser Qualität der Textierung und dank der blendend eingespielten Band um David Punstein ein abendfüllendes Musikprogramm ergeben. Auch führten die selbst gefertigten Videoeinspieler neben schauspielerisch-komödiantisch ausgereizten Episoden zum übergeordneten Thema hin. Um der Fantasie der zahlreichen Besucher auf die Sprünge zu helfen, griffen Marschalls Untiere und die als „Praktikantin Adelheid“ mitwirkende Petra Mott tief in die Trickkiste: In einem sichtbar gemachten Monster wurden Probleme personifiziert, die sich sonst nur in abstrakten Zahlen darstellen. Und Marschall liebte es, das Publikum bis zum Anfang des zweiten Teils auf die Folter zu spannen, was sich denn nun hinter dem Monster verbirgt: die Verkörperung der Umweltproblematik samt Klimakatastrophe, das soziale Gewissen in alptraumhaften Visionen? Oder ein Wesen, genährt und aufgebläht von Umweltgiften? Oder ein Menetekel? Aufschluss gab das Programm selbst, das akribisch den Werdegang des Plastiksacks aufzeigte. Der gelbe Sack ist demnach völlig von der Rolle, im doppelten Sinn: Herbeigefahren von China, hier mit Sondermüll befüllt, gehen Ariel und Pril dann an den Nil. Wär’s nicht so ernst, würden sich die schmunzelnden Gäste vor Lachen biegen ob dieser originellen Textvariante im Lied „Müll macht mobil.“ Die Kunst dieser Kabarettisten besteht auch darin, den Bogen von Klimakatastrophen und Hitzeperioden zu lokalpolitischen Persönlichkeiten zu schlagen: Von Hitzewallungen kamen sie rasch auf OB Klaus Weichels Gefühlsbarometer, das angesichts wechselnder Liebschaften unaufhaltsam steige. Philipp Tulius in der Rolle des OB Klausi outete sich als „Womanizer“, der in der Frage nach Mono- oder Polygamie emphatisch forderte: „Entdecke den Wolf in Dir.“ Nach dem Abgesang Klausis (Tulius) auf die scheidende „O-Böse“ (Wimmer-Leonhardt), kam die Abrechnung für die Beigeordneten: Baudezernent „Bau-Peterle“ Kiefer sahen die Untiere in seiner Amtsruhe in der Beletage des Rathauses gestört durch Hupkonzerte von Blechlawinen, die sich durch die Stadt quälen. Und Joachim Färber bringe sich „alle Jahre wieder“ durch bürgerfeindliche Öffnungs- und Schließungszeiten der Schwimmbäder in Erinnerung. Und aufgrund Marschalls Sinn für Wortspiele wissen wir nun auch, dass im Hinblick auf den Rücktritt von SPD-Stadtverbandsvorsitzenden Guckenbiehl schon in dessen Berufsbezeichnung „Immobilienmakler“ etymologisch das Wort Makel stecke. Mit diesem kabarettistischen Rundumschlag gegen die Stadtspitzen hätte das Programm ausklingen können: Doch das Künstlerehepaar Marschall und Marina Tamassy durfte vor seiner Haustüre selbst erleben, wie Bürger vom Ordnungssinn der Stadtbildpfleger heimgesucht werden. Sie schilderten zwischen Loriot und Schilda den Kampf gegen aufkeimenden Pflanzenwuchs in den Fugen ihres Bürgersteigs. Da wurde städtischerseits porentiefe Reinigung verlangt, ein Werbespot der 60er lässt da grüßen...

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