Kaiserslautern Kein Geld für Blumenpracht und Rasenteppiche

Im Frühjahr 1938 führt die Stadt einen Kahlschlag durch. Den gusseisernen Brunnen hat die Firma Gienanth 1877 gespendet (linkes
Im Frühjahr 1938 führt die Stadt einen Kahlschlag durch. Den gusseisernen Brunnen hat die Firma Gienanth 1877 gespendet (linkes Foto von der Nordwestecke des Parks). Heute ist der Park eine gepflegte Anlage. Eine 1972 errichtete Betonmauer soll den Anblick der heruntergekommenen Anlage kaschieren (rechtes Foto).

Postkartenmotiv, Kahlschlag, Heuernte, Hundeklo, Obdachlosenasyl, ein Sanierungsfall und heute eine gepflegte Anlage mit allen Möglichkeiten innerstädtischer Erholung: All das verknüpft der Kaiserslauterer mit dem Stadtpark. Die Anlage hat eine bewegte Geschichte.

Die Stadt führt im Frühjahr 1938, vor 80 Jahren, eine „Holzaktion“ im Stadtpark durch. Der Baumbestand wird abgeholzt. In mäßigem Umfang wird aufgeforstet und ein Teil der Wege wird neu gestaltet. Das Reich könne sich keine Blumenpracht und Rasenteppiche leisten, steht in der Zeitung. Das Gras wächst aus, und 1943, vor 75 Jahren, werden Mädchen zur Heuernte im Stadtpark dienstverpflichtet. Das war die Zeit, in der vor der Pfalzgalerie und vor dem Mittelblock der Bau-AG-Wohnanlage in der Fischerstraße französische Kriegsgefangene Kartoffeln pflanzen und ernten mussten. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg ist kaum Zeit für Stadtparkpflege, nur Wohnungsbau zählt. Doch Anfang der 1950er Jahre nimmt sich das damalige Grünflächenamt wieder etwas dem Park an. Bundespräsident Theodor Heuss kommt nach Kaiserslautern und pflanzt am 29. März 1954 im Stadtpark einen Baum. Die Stadt entwickelt ein kurzes Parkbewusstsein. Dann tritt die Pflege wieder in den Hintergrund. „Darauf können wir nicht stolz sein, auf jene ungepflegte Grünanlage, die sich Stadtpark nennt“, schreibt die Volkszeitung im August 1970. Der Park war über Jahre völlig vernachlässigt worden. Er war Müllabladeplatz, er war Hundeklo und Penneroase. Immer wieder steht in der Zeitung, dass die Polizei „obdachlose Personen“ aufgefordert habe, die Bänke nicht als Schlafplätze zu benutzen. Oberbürgermeister Hans Jung und Bürgermeister Emil Demmerle hatten eine Idee: Auf der besonders verkommenen Ostseite des Parks, an der Trippstadter Straße, lassen sie bei der ersten größeren Sanierung 1972 eine 13 Meter lange Betonmauer als „Sichtblende“ bauen. Vier Bänke davor sollen zum Verweilen einladen. Sie sind schon bald wieder Nachtquartier für Stadtstreicher. Kurz nach dem Bau wettert der damalige DKP-Stadtanzeiger gegen den „Mauerbau“ im Stadtpark, auch in einem Brief an den Oberbürgermeister. Die RHEINPFALZ reagiert differenzierter. In der Ausgabe vom 4. August 1972 heißt es, über den Sinn und Zweck der Mauer sei sich der größte Teil der Bevölkerung im Unklaren, genauso wie über die Umstände, die zum Bau geführt hätten. In der Ausgabe vom 18. August 1972 steht, dass der Stadtpark ein Stein des Anstoßes sei. Es habe den Anschein, als lasse ihn die Stadt langsam vergammeln. Die Mauer sei ein „vielversprechender Auftakt“ für die so dringend notwendige Sanierung „für den fast ruinierten Stadtpark“. Die Mauer schirme den Lärm der rückwärtigen Straße ab und sie sei „Trennwand von den Abgasen und verpesteter Luft“. Beim ersten Stadtparkfest, 1983, vor 35 Jahren, erkennt man, dass sich die Stadt des Parks annimmt. Eine endgültige Neugestaltung kommt in Sicht. Im Wintersemester 2001 ist die Neu- und Umgestaltung des Stadtparks Planungsthema. Auch die Mauer soll verschwinden. Schon viel früher, 1875, hatte sich der Kaiserslauterer Verschönerungsverein das Ziel gesetzt, auf dem als Sauwasen bezeichneten Terrain an der Pirmasenser Straße einen Stadtpark herzurichten. Der Park mit Bäumen, Sträuchern, Blumenbeeten, Rasenflächen und Promenadenwegen war 1876 fertig. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wird die Anlage sorgfältig gepflegt. Sie ist Bestandteil jeder Kaiserslauterer Postkartenserie. Die öffentlichen Klagen beginnen 1911. Der Promenadenweg auf der Nordseite stehe nach jedem Regen unter Wasser. Er sei in Schmutz und Morast versunken, steht in der Zeitung. Kaum seien die Beete angelegt, kämen die „Rohlinge“ und zertrampelten die Blumenpracht. Auch vor und nach dem Ersten Weltkrieg wird der Stadtpark trotz verschiedener Attraktivierungsversuche immer etwas stiefmütterlich behandelt.

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