Kaiserslautern Kaiserslautern: Unwetter-Resümee der Stadtentwässerung

Bei so extremen Regenfällen wie am Montag, 11. Juni, kommt die Kanalisation trotz riesiger Rückhaltebecken an ihre Grenzen, schi
Bei so extremen Regenfällen wie am Montag, 11. Juni, kommt die Kanalisation trotz riesiger Rückhaltebecken an ihre Grenzen, schildert Stadtentwässerungs-Vorstand Jörg Zimmermann.

Jörg Zimmermann, Vorstand der Stadtentwässerung Kaiserslautern, resümiert die beiden heftigen Unwetter der vergangenen Wochen. Der extreme Starkregen Mitte Juni sei schlicht „nicht mehr beherrschbar“ gewesen. Er fordert dazu auf, sich verstärkt mit dem Thema zu beschäftigen.

Die Stadtentwässerung steckt laut Vorstand Jörg Zimmermann noch mitten in der Analyse der beiden Starkregenereignisse, wie es in der Fachsprache heißt: „Natürlich wollen wir wissen, was wir verbessern können oder wie wir künftig mit Risiken umgehen müssen.“ Zumindest beim ersten Unwetter, am 27. Mai, habe man die Situation „an vielen Stellen im Griff“ gehabt. Der Hagel habe an dem Sonntag zusammen mit Laub und Ästen die Einläufe verstopft – „in der Burgstraße, die in einer Senke liegt, konnte das Wasser erst wieder abfließen, nachdem die Einsatzkräfte die Sinkkästen herausgezogen hatten“. Anders lief es am vorvergangenen Montag. Zimmermann: „Das war eine Extremsituation. In drei bis vier Stunden gingen 50 bis 90 Millimeter Niederschlag über Kaiserslautern herunter.“ Da sei die Kanalisation bei Weitem nicht mehr hinterhergekommen und im ganzen Stadtgebiet überlastet gewesen. Zimmermann betont: „Das Kanalnetz von Kaiserslautern geht ein gutes Stück über das gesetzlich geforderte Maß hinaus – aber bei so extremem Starkregen stoßen wir an die Grenzen.“

Bremerstraße: Hochwasser bereits in den 1970ern

Die mehr als 100 offenen und geschlossenen Rückhaltebecken könnten insgesamt rund 300.000 Kubikmeter Wasser aufnehmen – bei einem extremen Starkregen wie am 11. Juni kämen allerdings mehrere Millionen Kubikmeter zusammen: „Diese Mengen sind nicht mehr beherrschbar“, sagt der Stadtentwässerungs-Vorstand, dabei habe man die Kapazität der Zwischenspeicher schon massiv erhöht. Er dämpft auch die Erwartungshaltung, dass mit dem Bau neuer, großer Becken alle Probleme gelöst seien: „Bei so einem extremen Starkregen wie am 11. Juni laufen die schnell voll.“ Zimmermann äußert sich auch zur Situation in der Bremerstraße, dort richtete vor allem der Starkregen am 11. Juni Schäden an (wir berichteten mehrfach). Seiner Einschätzung nach wäre es dort auch ohne das neue Mehrparteienhaus bei so starkem Regen zu Überschwemmungen gekommen: „Sie müssen sehen, dass das Wasser nicht nur den einen Hang herunterläuft, sondern aus einem Waldgebiet von gut einem Hektar zusammenfließt.“ Die Anwohner hatten das Haus als Grund für die Überflutung ausgemacht. Die Stadtentwässerung habe im Bebauungsplan des Bereiches Bremerstraße darauf hingewiesen, dass sich Wasser zurückstauen könnte und für Wasserstände in der Straße sorgen könnte, betont Zimmermann. Hochgemauerte Lichtschächte bei Altbauten dort seien außerdem ein Hinweis, „dass es da wohl in den 1970er Jahren ein Hochwasser gegeben hat“.

Eigentümer müssten sich selbst um Schutz kümmern

Damit solche Erkenntnisse künftig nicht mehr verloren gehen, arbeite man im städtischen Projekt Klimaanpassungsstrategie unter anderem an einer Stadtkarte, die besonders Hochwasser- oder überschwemmungsgefährdete Gebiete farblich kenntlich macht, schildert Zimmermann. Daraus sollen konkrete Maßnahmen entstehen. Doch der Fachmann warnt: „Da geht es weniger um bauliche Veränderungen des Kanalnetzes oder von Rückhaltebecken. Eher darum, wie sich Schäden begrenzen lassen.“ Bei der Stadtentwässerung stünden drei Themenfelder im Mittelpunkt, schildert Zimmermann: „Es wird Schäden geben, wir müssen Risikogebiete ausmachen und versuchen, Schäden zu begrenzen.“ Themenfeld zwei sei die Zusammenarbeit mit Feuerwehr, die Koordinierung bei Einsätzen und gleichzeitig eine „wassersensible Stadtentwicklung“ – gerade in Neubaugebieten könne die Stadtentwässerung gemeinsam mit den Bauherren einiges für den Überschwemmungsschutz tun. „Der dritte Punkt ist für viele Menschen eine unbequeme Wahrheit“, sagt Zimmermann: „Wir müssen unsere Öffentlichkeitsarbeit intensivieren und für Eigenvorsorge und Objektschutz werben.“ Er appelliert an Hausbesitzer, Institutionen und Geschäftsleute: „Das Thema Abwasser muss stärker berücksichtigt werden. Bisher fragen uns Bauherren oft nur: ,Wo ist der Kanalanschluss?’“ Das sei in Zeiten des Klimawandels zu wenig, man müsse sich verstärkt selbst um den Schutz kümmern – beispielsweise durch Rückstausicherungen. Das „Rundum-sorglos-Paket“ der Stadtentwässerung in Sachen Abwasser habe nämlich seine Grenzen.


Info Die Stadtentwässerung bietet an, Geschädigten eine Bescheinigung für die Versicherung über die beiden Starkregen-Ereignisse auszustellen. Weitere Informationen unter Telefon 0631/37230. .

Jörg Zimmermann
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