Kreis Kaiserslautern Frühaufsteher auf den Spuren der Heidelerche

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„Morgenstund hat Gold im Mund“ war das Motto, unter dem Naturfreunde am Sonntagmorgen dem Sonnenaufgang mit Vogelerwachen entgegenschauten. Zu dem besonderen Tagesanbruch in der Mehlinger Heide um 5.30 Uhr hatte der Naturschutzbund (Nabu) Weilerbach geladen.

„Ich hätte auch gerne warmes Frühlingswetter gehabt“, begrüßt Exkursionsleiter Hans Rudolf Güttinger die 15-köpfige Teilnehmergruppe in der Dunkelheit. Regen prasselt auf die Jacken der Ausflügler. In diesem Jahr sind weniger zusammengekommen als 2015. Da waren bei schlechtem Wetter 33 Personen beim Vogel-Morgenspaziergang dabei. „Es hat Tradition, den Tag mit Vogelgesang zu beginnen“, sagt Güttinger unverdrossen und setzt sich in Bewegung. Es ist noch dunkel, als die Gruppe die Brücke über die A63 in Richtung Mehlinger Heide überquert. „Stopp“, heißt es vom Leiter der Exkursion. Die Gruppe wird auf Zuruf still. Zu hören ist ein Vogel, der mit zu den ersten Sängern des Tages gehört: der Hausrotschwanz. Zu sehen ist er nicht. Auf eine Wohlfühlumgebung kann dieser gefiederte Sänger eigentlich verzichten. Ihn hört man von den Bergen bis in die Gletscher und auch mitten in der Stadt singen, erklärt Hans Rudolf Güttinger. Achtsam geht es vorbei am alten jüdischen Friedhof vor dem Heidegelände. Dort machen Rotkehlchen und Amsel auf sich aufmerksam. Die Amsel sticht klar hervor. „Das gibt einen tollen Klangeindruck“, zeigt sich Hans Rudolf Güttinger begeistert. Als Professor für Biologie an der Technischen Universität Kaiserslautern versteht er sich auf die Laute der Singvögel. Etwas nebelig ist es auf dem Heidegelände in den frühen Morgenstunden. Der rote Bundsandstein-Boden ist aufgeweicht, es haben sich Wasserlachen gebildet. Unter den Teilnehmern sind Familien, Ehepaare und Einzelpersonen. Alle sind wetterfest gekleidet, die Kapuzen haben sie über den Kopf gezogen. „Auf die Morgendämmerung habe ich mich gefreut“, sagt eine Teilnehmerin aus Neuhemsbach, die zum ersten Mal dabei ist. Auch im heimischen Garten lauscht die Frühaufsteherin gerne den Singvögeln. Da komme eben eins zum anderen. Nicht alle kennen sich gut aus auf dem Naturschutzgebiet. Das stellt Hans Rudolf Güttinger jedes Mal vor Herausforderungen. Schließlich sollen bei dem Naturerlebnis ja alle auf ihre Kosten kommen, sagt er. Er selbst kennt das Gelände noch als Truppenübungsplatz. „An der Mehlinger Heide schätze ich vor allem die Offenheit“, sagt der Fachmann. Im Gegensatz zum Pfälzerwald habe man hier den Überblick, führt er weiter aus. Allerdings lässt sich dieser Zustand nur durch den Einsatz der Heideschützer genießen. Die sorgen gemeinsam mit der Beweidung der Heidschnucken dafür, dass sich Bäume wie Birken nicht ausbreiten können. Auch gegen Pionierpflanzen wird so vorgegangen: Die Symbiose von Algen und Pilzen, die die Flechten eingehen, führe nämlich zu Moosbildung, die wiederum den Baumwuchs möglich mache, erklärt Güttinger. „Wann kommt der Zaunkönig?“, fragt ein Junge seinen Vater. Abdelhamid Idboukat nimmt mit seinen beiden Kindern und seiner Frau an der Exkursion teil. In seinen Händen hält er ein Vogelkundebuch. Das frühe Aufstehen war für die Kleinen kein Problem. „Wenn es sie interessiert, machen sie mit“, beschreibt Idboukat seine Kinder, die gespannt zuhören. Äußerst musikalisch gibt sich plötzlich der Buchfink. Er singt in Strophen und hat ein Gespür für Lautmuster. Leicht könne er den Gesang anderer Vögel nachahmen, erklärt Güttinger. Zu erkennen ist er außerdem an kurzen Lautfolgen. Etwas geziert hat sich an dem nasskalten und windigen Morgen dagegen die erwartete Heidelerche. „Man kann nie wissen, ob man sie hört“, sagt Güttinger mit einem Achselzucken. Da helfen auch Kamera und Fernglas wenig. Stattdessen gibt die Waldlerche hoch über der Gruppe ihre Tonleiter zum Besten. Eine Besonderheit: Denn in der Mehlinger Heide gehöre die sonst so weit verbreitete Waldlerche zur Minderheit, erklärt der Ornithologe. (srg)

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