Kaiserslautern Ein strammer Max

Geborene Anti-Lusche: Holger Müller als Ausbilder Schmidt.
Geborene Anti-Lusche: Holger Müller als Ausbilder Schmidt.

Weltweit hat das Luschen-Virus zugeschlagen. Die Männer verweichlichen zusehens. Was kann man dagegen tun? Es gibt nur einen, der die Männer therapieren kann: Ausbilder Schmidt, alias Holger Müller, der „Erlöser“. In seinem neuen Programm „Die Lusche im Mann“ gab er am Mittwochabend im Cotton Club auf humorvolle Weise Tipps und Anregungen, wie man sich selber entluschen kann.

„Hallo ihr Luschen!“, begrüßt Ausbilder Schmidt – rotes Barrett, Drillichhose, olivfarbenes Shirt und Sonnenbrille – die Gäste. Mit dem Panzer sei er hergekommen. Stau? Kein Problem für den strammen Soldaten. „Da drück’ ich aufs Gas und ramme einfach über die Autoschlange hinweg.“ Da kennt er nichts, der Kommisskopp. Ja, ein strammer Max ist er. Und markige Sprüche lässt er los. Wie alt der Panzer sei, wollten einige wissen. „Der war schon zwei Mal in Frankreich.“ Aber heute gäbe es ja nur noch Luschen, meint der Stand-up-Comedian, der in derselben Stadt geboren ist wie Bruce Willis, in Idar-Oberstein. Ursula von der Leyen habe alles strategisch heruntergewirtschaftet. Beispiel: der gute, alte Kampfrucksack. „Der riecht gut und kann von unzähligen Einsätzen erzählen“, sagt Schmidt. Aber nach Gründung der Freiwilligen-Armee habe man ja alles verscherbelt. Ab Januar nächsten Jahres werde ein neuer Kampfrucksack eingeführt. Modell „Uschi“ stellt er vor. Ein Kindergarten-Ränzlein in bunten Farben mit Hartkeksen gegen den Hunger, einer Tupperdose mit Müsli und einem Allergiker-Ausweis, „damit der Feind weiß, was er für dich kochen darf“. Eine Entspannungs-CD enthalte das Ränzlein obendrein, auf der buddhistische Mönche den Radetzky-Marsch röhrten. Mit dem Nachwuchs habe die Bundeswehr heute ein Riesenproblem. „Es meldet sich keiner mehr freiwillig. Die studieren lieber.“ Deswegen beabsichtige die Verteidigungsministerin junge Leute ohne Schulabschluss aufzunehmen. „Wenn die in Gefangenschaft gefragt werden, die wissen nichts.“ Locker vom Hocker lässt der Draufgänger seine Sprüche los, besticht dabei durch seine schlagfertigen, knappen Pointen und sein kreativ-humorvolles Improvisationstalent. Mit einem Augenzwinkern bezieht er dabei die Zuschauer ständig in seinen Vortrag ein. Mit seinem gebieterisch barschem Ton gibt er sich als die geborene Anti-Lusche. Schließlich weiß er, der sich täglich mit Warmduschern und Waldorfschülern rumärgern muss, was zu tun ist. Über die Bundeswehr weiß er viel zu spotten, aber über den desolaten Zustand ihrer Ausrüstung hält er sich merklich zurück. „Morgen, ihr Luschen!“, begrüßt Schmidt seine Zuhörer nach der Pause mit schneidender Stimme, läuft mit dem Lautsprecher in der Hand durch die Reihen der Besucher und lässt sie erst mal aufstehen. „Morgen, Chef!“, grüßen sie im Chor zurück, und die Stimmung im Saal steigt merklich. Luschen gäbe es überall, der Lusche stecke in uns allen drin, warnt er. Und er stellt Situationen vor, die typisch für Luschen seien. Zuschauer, die sich betroffen fühlen, weil sie etwa mit dem Handy aufs Klo gehen oder Lebensmittel nach Ablauf des Verfallsdatum nicht mehr anrühren, müssen aufstehen und laut und deutlich rufen: „Ausbilder, schuldig!“ Köstlich, wie es Schmidt versteht mit dem Publikum zu spielen. Die Besucher lassen sich aber auch ohne Hemmungen auf seine Sprüche ein und beweisen damit, dass sie alles andere als Drückeberger sind. Zwischen dem Comedian und dem Publikum entwickelt sich ein Agieren und Reagieren, und das Stimmungsbarometer steigt immer höher. Vor allem wenn der Ausbilder die Fragen beantwortet, die die Zuschauer in der Pause per Feldpost aufgeschrieben haben. So fühlen sich alle bestens unterhalten und tief beeindruckt von dem Ausbilder, der allein die Welt retten muss.

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