Kaiserslautern Die Welt des Blues in der Kammgarn

High-Energy-Zydeco am Donnerstag: Dwayne Dopsie.
High-Energy-Zydeco am Donnerstag: Dwayne Dopsie.

Das Kammgarn International Blues Festival findet heuer zum 18. Mal statt und hat sich zum bekanntesten dieser Art im südwestdeutschen Raum entwickelt. Auch dieses Jahr hat sich Kammgarn-Chef Richard Müller wieder großartige, darunter Grammy-nominierte Musiker aus der ganzen Welt ins Haus geholt. Dabei ist jeder einzelne Auftritt ein Höhepunkt für sich. Publikumsrenner dürfte die Supersession am Samstag sein, wenn das einst von dem im Juli verstorbenen Superschlagzeuger Jon Hiseman gegründete Powertrio JCM mit Gitarrist Clem Clempson, Bassmonster Mark Clark (beide Colosseum) und Van-Morrison-Drummer Ralph Salmins auf die Hamburg Blues Band trifft. Der diesjährige Blues-Marathon beginnt am Donnerstag, 25. Oktober, 20 Uhr, mit einem dreifachen American Cajun, Zydeco & Blues-Abend. Die RHEINPFALZ hat schon mal in die aktuellen Silberlinge der beteiligten Bands reingehört.

Roddie Romero and the Hub City All-Stars: „Gulfstream“ (USA, Donnerstag, 25. Oktober, 20 Uhr, Kasino):

Der Multiinstrumentalist und Sänger Roddie Romero lebt und atmet die Kultur von South-Louisiana. Doch bevor der gefeierte Frontmann seine drei Grammy-Nominierungen erhielt, war er schon als Jugendlicher Zeuge des Zaubers von Cajun- und Zydeco-Musik. Und diesen ureigenen Sound aus Lafayette, Louisiana, präsentiert er nun erstmalig, eingedampft und konzentriert, in Deutschland. Bereits beim American Cajun, Blues & Zydeco Festival 2017 zeigte Romero in der Band von Yvette Landry, dass er nicht nur ein virtuoser Akkordeon- und Gitarrenspieler ist, sondern auch eine tolle Stimme hat. Dwayne Dopsie and the Hellraisers: „Top of the Mountain“, (USA, Donnerstag, 25. Oktober, 21.30 Uhr, Kasino): Das ist einmaliger High-Energy-Zydeco. Nicht umsonst gilt Dwayne Dopsie, 1979 in Lafayette geboren, als „America’s Hottest Accordion“ und sogar als Jimi Hendrix des Akkordeons. Er spielt einen ultrakraftvollen Zydeco und hat einen ganz eigenen Stil entwickelt. Dabei fordert er gängige Stereotypen heraus und schlägt einen neuen, erfrischenden Pfad für den Zydeco des 21. Jahrhunderts ein. Die explosive Mischung aus traditionellem Zydeco, angereichert mit Elementen aus Blues, Soul, Funk und treibenden Rhythmen des Waschbretts, hat es ganz schön in sich. Nicht umsonst hat sie der Gruppe innerhalb von sechs Jahren zahlreiche Auszeichnungen eingebracht. 2018 hat Dwayne Dopsie and his Hellraisers einen Grammy in der Kategorie „Best Regional Roots Music Album“ erhalten. Blues à Bébé (Deutschland, Donnerstag, 25. Oktober, 23 Uhr, Kasino): Blues à Bébé ist ein Tribut des Geigers Johannes Epremian, der in Freiburg geboren ist, an die Cajun-Fiddler Louisianas. Seit vielen Jahren durchforstet der musikalische Grenzgänger die Sümpfe von Louisiana nach Cajun Grooves, die auf der Fiddle entstanden sind. Stilbildenden Geigern dieses Genres wird hier mit eigenständigen, unverwechselbaren Klangfarben Tribut gezollt. Die ausgelassene Lebensfreude des Cajun ist in ihrer Musik stets verwoben mit Schmerz, den Lasten des harten Alltags oder schwerblütiger Traurigkeit. So entsteht ein einzigartiges Klanggemälde, das die Tiefe des Cajun in ihren vielen Facetten auslotet. Wayne Baker Brooks (USA, Freitag, 26. Oktober, 20 Uhr, Kasino): „Wenn Sie von den Besten lernen, was tun Sie? Sie tun Ihr Bestes.“ Sagt der 1970 in Chicago geborene Brooks. Er gilt als einer der besten Gitarristen der Gegenwart. Mit Berühmtheiten wie Buddy Guy, Otis Rush, Taj Mahal, Otis Clay und vielen mehr hat er schon zusammen gespielt. Unter zahlreichen Ehrungen war die höchste Ehre für ihn, dass er 1998 mit seiner Band für die First Lady Hillary Clinton spielen durfte. 2003 trat er vor 47.000 Zuschauern beim Major League Baseball All Star Game auf. Typisch für ihn: sein kraftvoller Gesang und die leidenschaftliche Intensität seines feurigen Gitarrenspiels, das sein reiches Blues-Erbe würdigt und gleichzeitig die Grenzen des Genres mühelos erweitert. Anspieltipp: Nr. 1, „Changeling“. Sehr empfehlenswert. Shemekia Copeland: „America’s Child“ (USA, Freitag, 26. Oktober, 21.30 Uhr, Kasino): Die dreifache Grammy-Kandidatin, 39 Jahre alt, die als eine der größten Blues-Stimmen unserer Zeit gilt, hat mit ihrem brandaktuellen, sechsten Album ein faszinierendes, genreübergreifendes Werk vorgelegt, das über den Blues hinaus in Elemente aus Rock, Soul und Country übergeht. Ihre Stimme in diesen Songs ist die reinste Magie. Jeden Song liefert sie mit beispielloser Ehrlichkeit und Leidenschaft. Anspieltipps: das hymnische Eröffnungsstück „Ain’t Got Time For Hate“, das traditionelle „Go To Sleepy Little Baby“ (Nr. 12), ein sanftes Wiegenlied. In „Great Rain“ (Nr. 4) gesellt sich die amerikanische Musiklegende John Prine zu Shemekia zu einem mitreißenden Duett. Mit diesem Album steht sie laut Kritik an der Schwelle zu ihrem größten Erfolg. NPR-Music schreibt: „Wenn Shemekia Copeland den Mund öffnet, werden alle aufmerksam.“ Nicht verpassen. Mojo Makers: „Songs For The Sirenes“ (Dänemark, Freitag, 26. Oktober, 23 Uhr, Cotton Club): Mojo Makers aus Dänemark extrahieren die Grundelemente der amerikanischen Musik zu etwas ganz Eigenem. Von den Kritikern wurden sie schon zur neuen nordischen, innovativen Generation des Blues-Rock ernannt. Auf ihrem aktuellen Album von Jazzhaus Records mischt die Band den Blues mit Rock und Soul. Die Dänen liefern zwölf einzigartige, beeindruckende und höchst unterschiedliche Songs ab. Der Opening Track „Bless My Soul“ beeindruckt durch Tempo und Intensität. Die Nummer „Away“ hingegen führt den Hörer zu einem introvertierten und eindringlichen Ort. Der Blues war schon immer die DNA von den MM, und immer wieder erkunden sie neue Facetten des Genres. Lead-Sänger Kasper Osman erinnert mit seiner geheimnisvollen, verführerischen Stimme an Ikonen wie Paul Rogers oder Robert Plant. Auch der Lead-Gitarrist Kristian Hoffmann hinterlässt mit seiner unberechenbaren Spielart großen Eindruck. Jesper Munk: „Favourite Stranger“, (Deutschland, Samstag, 27. Oktober, 20 Uhr, Kasino): Was bewegt einen 1992er-Jahrgang dazu, für Mississippi-Delta-Blues und Motown-Soul in den Kampf zu ziehen? „Das ist eine Lebenseinstellung, eine Leidenschaft“, sagte der „Milchbub“ Jesper in einem Interview 2014. Im Süden der Republik wird der gebürtige Münchner wegen seiner brachialen Blues-Stimme und dem schiebenden Drive schon lange als Wunderkind und neue Hoffnung des angestaubten Genres gefeiert. Als 21-Jähriger erhält er den „Stern des Jahres“ in der Kategorie Blues. Trotz steiler Erfolgskurve krempelt er ab 2016 in seinem Leben viel um. Sein Domizil verlegt er aus der Münchner Heimat nach Berlin und ändert seinen Musikstil. „Favourite Stranger“ steht für eine gänzlich neue Mission: alles zerreißen, alles auf Anfang. Statt berstendem Bluesrock gibt er auf seinem dritten Album Soul, Jazz und eine melancholische Grundhaltung zum Besten. Neben dem Raubein hat er auch Falsett im Programm. Nirgends wird dies besser deutlich als in dem Titel „Happy When I’m Blue“. Das eingängige Streichermotiv fängt seine neue musikalische Ausrichtung ein. Eines der innovativsten Alben des deutschen Pop-Rock, das Jesper Munks längst überfälligen Sprung in internationale Gefilde markiert. Jon Hiseman, Clem Clempson, Marc Clarc (JCM): „Heroes“ (England, Samstag, 21.30 Uhr, Kasino): Sie sind selber längst Musik-Helden – garantiert nicht nur für Colosseum-Fans, die hier mit „Heroes“ ihre ganz speziellen, sie prägenden musikalischen Helden ehren. Natürlich sind die (toten) Helden von JCM eindeutig definiert, so dass es auf „Heroes“ Songs von den Bands Colosseum, Tempest, Humble Pie, Colosseum II und The Graham Bond Organization zu entdecken gibt, von denen jeder einem bereits verstorbenen und an diesen Bands ehemals beteiligten Musikern gewidmet ist: Dick Heckstall-Smith, Gary Moore, Graham Bond und Larry Coryell. Mit ausgiebigen Soli, stimmungsvoll-rockigen Feuerwerken, tiefem Blues und gefühlvollem Gesang erweisen die Drei den verstorbenen Helden allerhöchste Ehre. Anspieltipp: Das unter die Haut gehende „Rivers“ (aus dem Colosseum II-Album „Electric Savage“), das erfrischend-virtuose Instrumental „The Inquisition“ (Colosseum II „Wardance“). „Only Sixteen“ ist der Wahnsinn schlechthin, und Larrry Coryells „The Real Great Escape“ ist der abschließende Höhepunkt eines Albums, bei dem die drei Heroes den Hörer auf eine gelungene Reise der Musikgeschichte mitnehmen. Clem Clempson, Marc Clarc spielen an diesem Abend mit der Hamburg Blues Band. The Hamburg Blues Band: „Friend for a Livetime“ (Deutschland, Samstag, 27. Oktober, 21.30 Uhr, Kasino): Und noch eine Zeitreise. Ebenfalls mit Heroes des Blues. Zum 30-jährigen „St. Pauli Blues“ vor fünf Jahren ging die Band um den oft mit Joe Cocker verglichenen Sänger Gert Lange, die mit zum Besten überhaupt gehört, was die europäische Bluesszene zu bieten hat, auf große Jubiläumstour. Das Ergebnis ist auf diesem Live-Silberling zu bewundern: intensiver, clever arrangierter und umwerfender Roots-Blues, der Puristen ins mentale Wanken bringt. Dazu brettharter Blues-Rock, traditionsbewusst vermengt mit Soul, Psychedelic, Rhythm & Blues, Boogie und sogar Ausflüge in den Jazz. Mit dabei sind Weltstars wie Jack Bruce, der Colosseum-Sänger Chris Farlowe, Mike Harrison, Arthur Brown und Gitarrenheroen wie Clem Clempson. Sogar der legendäre Dick Heckstall-Smith, der zwei Saxophone gleichzeitig spielte, war kurz vor seinem Tod im Jahr 2004 noch dabei. Und nicht zuletzt die Gesangsstars Inga Rumpf, Maggie Bell, Miller Anderson (Jon Lord) und Pete Brown (Cream). Anspieltipp? Jeder Song ein Volltreffer! Charles Pasi: „Bricks“, (Frankreich, Samstag, 27. Oktober, 23 Uhr, Cotton Club): Mit einer fast schon jugendlichen Unbedarftheit hat der „freche“ Charles Pasi als erster französischer Sänger einen Plattenvertrag beim renommierten Plattenlabel Blues Note erhalten. Er ging bereits mit Carla Bruni auf Tour und begeisterte im Vorprogramm von Neil Young. „Bricks“ bietet ein facettenreiches Potpourri aus Jazz, Blues, Pop und Soul und präsentiert einen Sänger mit einer rauen Stimme sowie Songs mit sehr reflektierten Texten und ausgefeilten Arrangements. Der Song „Shoot Somebody“, den man auch in einer akustischen Version mit Pasis eindrucksvollem Bluesharp-Spiel findet, reflektiert schonungslos offen die tragischen Ereignisse der letzten Zeit in Nizza und Paris. Die Songs täuschen einem nichts vor und zeugen von einer unbestreitbaren Kraft und Klasse. Karten... ... im Vorverkauf bei Thalia, 0631/36219814, Pop Shop, 0631/64725, Soundcheck, 0631/891712, und www.kammgarn.de .

Eine Blueslady gibt sich am Freitag die Ehre: Shemekia Copeland.
Eine Blueslady gibt sich am Freitag die Ehre: Shemekia Copeland.
Blues made in Germany am Samstag: Hamburg Blues Band.
Blues made in Germany am Samstag: Hamburg Blues Band.
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