Kaiserslautern „De Do Do Do, De Da Da Da“

Quer durch die Rock- und Poplandschaft: Hit History mit Line Geldsetzer und Sänger Peter Kühn.
Quer durch die Rock- und Poplandschaft: Hit History mit Line Geldsetzer und Sänger Peter Kühn.

Manchmal steckt hinter einer Sache mehr, als es auf den ersten Blick oder das erste Hinhören den Anschein hat. Das gilt auch für so etwas Alltägliches wie die Rock- und Pop-Hits, die man immer mal wieder im Radio hört. Am Freitagabend gewährte der SWR1-Musikexperte Werner Köhler im ausverkauften Emmerich-Smola-Saal des SWR-Studios in seiner Reihe „Hits und Storys – Die Show“ erneut unterhaltsame und informative Einblicke hinter die „Kulissen“ großer Songs.

Oft steckt da nämlich eine skurrile Entstehungsgeschichte oder eine besondere Bewandtnis bezüglich der Textaussage dahinter. Oder es gibt etwas Ungewöhnliches im Hinblick auf den Bandnamen oder eine neckische Anekdote rund um den Titel oder ihre Produzenten. Werner Köhler, der diese Storys so ziemlich alle kennen dürfte, hat daraus eine erfolgreiche Radiosendung gemacht, darüber ein Buch geschrieben und nicht zuletzt die entsprechenden Live-Shows auf wechselnden Bühnen im SWR1-Land organisiert. In der nunmehr dritten Runde der Veranstaltungsreihe war Kaiserslautern erneut als erster am Start. Und es wurde wieder einmal ein voller Erfolg. Denn Köhler präsentierte in längenmäßig überschaubaren, stilistisch prägnanten Textbeiträgen nicht nur schnöde eine Information nach der anderen. Vielmehr wurden die angesprochenen Songs aus über 60 Jahren populärer Unterhaltungsmusik in den meisten Fällen auch live gespielt – und das mit der Band Pop History von einer Gruppe, die der damit notwendigerweise breiten Palette an Stilen und der nötigen Qualität gerecht wurde. Im Mittelpunkt des Interesses standen aber erstmal die Geschichten rund um die Songs. Da gab es mehr als einmal ein Aha-Erlebnis. Warum heißt Jethro Tull etwa eigentlich so und nicht anders? Nun, weil die später berühmte Band in ihrer Anfangszeit so schlecht war, dass kein Veranstalter sie ein zweites Mal buchte. Deshalb wechselten die Jungs jede Woche ihren Bandnamen, um doch immer mal wieder auf einer Bühne stehen zu können. Bis eines unerwarteten Tages doch einer die Gruppe erneut engagierte. Und in dieser Woche hießen die Musiker gerade Jethro Tull. Dabei blieb es dann. Oder: Wer weiß schon, dass es die „Eleanor Rigby“ aus dem Beatles-Song tatsächlich gab? Und zwar auf einer Grabstein-Inschrift, die Lennon und McCartney vermutlich als Jugendliche unbewusst lasen? Sinéad O’Connor weint im Video zu ihrem Erfolgshit „Nothing Compares To You“, so Werner Köhler, ungeplant und ohne Absicht, weil sie in diesem Moment an ihre eigene schwierige Lebenssituation erinnert wurde. Und „De Do Do Do, De Da Da Da“ ist eigentlich nichts anderes als nervöses Stammeln. Manchmal erzählte Werner Köhler gar nicht allzu viel über die Songs an sich, verband sie stattdessen mit eigenen Erinnerungen, plänkelte mit Band-Sänger Peter Kühn, ließ Promis in eingespielten Interviews zu Wort kommen oder zeigte Beziehungen zwischen zwei vordergründig nicht viel miteinander zu tun habenden Songs oder Begebenheiten auf. So hatte etwa die Neue Deutsche Welle-Band Trio („Da Da Da“) mit den Vier aus Liverpool in Person des deutschen Musikers, Grafikers und Beatles-Freunds Klaus Voormann ein berühmtes Bindeglied. Über 20 Titel konnten die durchweg begeisterten Zuhörer, die es manchmal nicht mehr auf den Plätzen hielt, an diesem langen Abend solcherart miterleben. Dass am Schluss nahezu der ganze Saal stehend Beifall spendete, lag auch und besonders an den Musikern der Band. Meistens ziemlich nah dran am Vorbild lieferten Matthias Schärf und Uwe Grau (Gitarren), Alexander Schaaf (Keyboard), Marc Jullien (Bass) und Tim Kosack (Schlagzeug) zusammen mit den nur gelegentlich mitspielenden Musikerinnen Line Geldsetzer (Violine) und Celia Eichhorn (Cello) eine stimmige, technisch wie interpretativ überzeugende Leistung ab. Apropos Lindenberg: den mimte Tontechniker Tom Krause mit typischem Hut und knarzender Stimme – erste Klasse! Ansonsten waren es indes die beiden stimmstarken Vokalisten Peter Kühn und Helen Forster, die in vorderster Reihe begeistern konnten. Und hin und wieder ließ es sich auch der erfahrene Musiker Werner Köhler nicht nehmen, per Gitarre auf der Bühne selbst mitzumischen. Das gab dem Ganzen dann noch einmal eine ganz besondere Note.

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