Grünstadt „Wir sind gekommen, um zu bleiben“

Bauleiter Carsten Schicht setzt einen der zum Warentransport im Logistikzentrum eingesetzten Behälter aufs Förderband: Hier soll
Bauleiter Carsten Schicht setzt einen der zum Warentransport im Logistikzentrum eingesetzten Behälter aufs Förderband: Hier sollen künftig bis zu zwei Millionen Waren umgeschlagen werden.

„Wir sind gekommen, um zu bleiben“, sagt Gregory Bryan. Der für die Amazon-Logistikzentren in Koblenz, Pforzheim und künftig auch Frankenthal zuständige Regionaldirektor ist beim Rundgang über die Baustelle erkennbar darum bemüht, den Willen seines Unternehmens zur regionalen Verankerung zu betonen. Er erwähnt die Gespräche mit der Stadtspitze über eine Anbindung des Industriegebiets „Am Römig“ an den öffentlichen Nahverkehr. Er hebt die Kooperation mit der Kommune und der Agentur für Arbeit bei den Vorbereitungen auf die Mitarbeitersuche hervor. Und er unterstreicht: „Wir wollen zur Gemeinde gehören.“ Das Bekenntnis des Internetversandhändlers zum Standort – Frankenthals Oberbürgermeister Martin Hebich (CDU) wird es gerne gehört haben, muss er sich doch seit Bekanntgabe der Investitionspläne mit Kritik an verschiedensten Aspekten des Projekts auseinandersetzen. Moniert werden – unter anderem von der Bürgerinitiative „Lebenswertes Ruchheim“ – der Flächenverbrauch, die Effekte der Ansiedlung auf den Verkehr und nicht zuletzt auch die Arbeitsbedingungen bei dem US-Unternehmen. Angesprochen auf dieses Thema, weist Gregory Bryan auf die beispielsweise in Koblenz gezahlten Stundenlöhne zwischen elf und 13 Euro plus Prämien hin. Ein ungelernter Mitarbeiter im Versand könne es nach zwei Jahren auf brutto 2600 Euro bringen. Es gebe aus seiner Sicht an den Standorten eine gute Zusammenarbeit zwischen Management und Betriebsräten. „Da braucht es keine dritte Partei mit möglicherweise völlig anderen Interessen“, sagt er und meint die Gewerkschaft Verdi, eine der schärfsten Amazon-Kritikerinnen. Bryans Kommentar: „Wir haben mehr Angst vor einem Stromausfall als vor einem Streik.“ In Frankenthal ist derzeit geplant, dass die Förderbänder mit im Schnitt um die 100.000 bis 200.000 Sendungen am Tag, von 6 Uhr morgens bis 2 oder 3 Uhr in der Nacht laufen. Vorgesehen sei ein Vier-Schicht-System von Montag bis Samstag. Dass das Logistikzentrum später als vorgesehen und nach dem besonders hektischen Weihnachtsgeschäft den Betrieb aufnehme, sei für die neuen Mitarbeiter eher ein Vorteil, betonen die Amazon-Manager. Sie könnten die notwendigen Handgriffe dann besser trainieren. Bedenken, sein Unternehmen strebe eine Vollautomatisierung der Arbeitsabläufe an, um Personal einzusparen, versuchte Bryan zu zerstreuen. „Eine solche Investition würde sich nicht lohnen. Wir machen den Großteil unseres Geschäfts in zwei Monaten des Jahres.“ In Frankenthal würden künftig ähnlich wie in Koblenz 1,5 bis 2 Millionen verschiedene Artikel umgeschlagen.

x