Grünstadt Wie sind Saga finanzierbar?

Beim 13. Neuleininger Burgsommer können sich die Besucher auf drei Originale, zwei alte Bekannte und zwei neue Tributebands freuen. Kabarett-Fans kommen nicht auf ihre Kosten, denn die Comedynight fehlt in diesem Jahr. Ob das auf Dauer so sein wird, wie sie den neuen Sänger der Queen Kings finden und warum sie jetzt die Rucksäcke der Gäste kontrollieren lassen, fragte Anja Benndorf die Organisatoren, Rainer Klundt und Tobias Ueberschaer.

Herr Klundt, Herr Ueberschaer, weil Sie in den vergangenen Jahren bei der Comedynight immer draufgelegt haben, fällt sie nun weg. Für immer? Klundt:

Die Comedynight war jahrelang ein fester Bestandteil des Burgsommers. Es scheint aber so zu sein, dass sich die Gewichtung deutlich zugunsten von Musikdarbietungen verschoben hat. Wir haben vieles versucht, aber die Resonanz hat wiederholt gezeigt, dass unser Publikum lieber Musik hören will. Ich bedauere es, kein Kabarett im Programm zu haben, aber es wäre unvernünftig, es nochmals zu versuchen. Ueberschaer: Für mich ist Comedy noch nicht endgültig abgehakt, aber es muss uns wirklich jemand über den Weg laufen, der passt: von der Qualität, von den Konditionen und von den Terminen. Mit Kabarett haben Sie draufgezahlt, aber Saga können Sie sich leisten? Ueberschaer: Leisten ist gut. Verdienen kann man an so einem Act nichts, dafür ist die Burg zu klein. Aber Saga ist darstellbar, weil der Zuspruch der Fans enorm ist. Die Flyer waren noch nicht gedruckt, da waren online schon alle Karten verkauft. Wir hatten noch nie ein Konzert, das so eine enorme Nachfrage ausgelöst hat. Auch erhalten wir täglich E-Mails von Fans, die uns ihre Begeisterung über diesen Act mitteilen. Klundt: Diese Band hat Strahlkraft weit über die Region hinaus. Die Tickets gingen unter anderem nach Köln und Stuttgart. Wie ist es Ihnen gelungen, die kanadische Band im 40. Jahr ihres Bestehens und auf ihrer wohl letzten Tour ausgerechnet nach Neuleiningen zu locken? Klundt: Indem wir einfach mit den Leuten reden. Zur Agentur, die uns auch Manfred Mann’s Earth Band vermittelt hatte, gibt es einen guten Kontakt. Die kennen den Neuleininger Burgsommer, wissen, dass wir zuverlässige Veranstalter sind und alles reibungslos funktioniert. Aber die Rockröhre Tina Turner konnten Sie nicht überzeugen, zu kommen? Klundt: Ach, Tess röhrt auch ganz gut. Sie stammt aus dem Raum Mannheim, und ich kenne sie schon länger. Ich bin sehr überzeugt von ihr und auch von ihrer Band. Allein der Baritonsaxofonist ist sensationell. Kannten Sie Gregor Meyle auch? Klundt: Nein, eher weniger. Seine Lieder musste ich mir erst einmal anhören, als er angefragt hatte. Und da wurde mir schnell klar, dass ich wohl etwas verpasst hatte. Gregor Meyle ist ein herausragendes Talent, er macht tolle Gitarrenmusik und schreibt sehr gute Texte. Ueberschaer: Er bereitet deutsche Musik, die früher vornehmlich mit Schlager gleichzusetzen war, cool auf und macht sie so der jüngeren Generation zugänglich. Haben Sie bei Laith Al-Deen auch an das jüngere Publikum gedacht? Klundt: Er geht zumindest ganz nah ran ans Publikum. Er überzeugt live und ist ein Magnet in der Region. Darüber hinaus ist Laith Al-Deen ein unkomplizierter und sehr netter Mensch. Das ist uns auch wichtig. Ueberschaer: Ich bin ganz sicher, dass auch Leute, die sich seine Musik nicht auf CD kaufen würden, ihn mögen und das Konzert toll finden werden. Er ist großartig und stammt aus der Region. Für den Burgsommer eine Idealbesetzung. Wie gefällt Ihnen der neue Sänger der Queen Kings? Und glauben Sie, dass die Band den Burghof wieder in gewohnter Weise rocken wird? Klundt: Das wird sich herausstellen. Sascha Krebs macht einiges anders als Mirko Bäumer. Stimmlich überzeugt er aber auf ganzer Länge, und die Konzerte der Queen Kings laufen gut. Und wie die Queen Kings muss auch Phil wieder sein? Ueberschaer: Ja, auf Lebenszeit. Beim Phil-Konzert trifft sich eine große Clique auf der Burg. Die Leute nutzen den Auftritt als Termin, um sich wiederzusehen. Wieder hören kann man diesmal in Neuleiningen die alten Beatles-Songs. Das gab es noch nie bei diesem Festival, oder? Ueberschaer: Beatles kriegt man ebenso wie Stones bei jedem Weinfest auf die Ohren. Das geht aber auch anders. Wir wollen Qualität bieten, die Musik muss stimmen und auch die Show. Klundt: Die Tributeband ReCartney kommt aus Norddeutschland und hatte uns im E-Mail-Verteiler. Als sie diesmal anfragte, sagten wir anlässlich 50 Jahre Sergeant Pepper zu. Kommt das öfter vor, dass Musiker bei Ihnen anfragen und nicht umgekehrt? Ueberschaer: Ja, zunehmend. Während wir uns anfangs fragen mussten, wie wir unsere sieben Festival-Termine füllen können, stellen sich inzwischen pro Woche rund fünf Bands bei uns vor. Mittlerweile haben wir 2000 Acts in der Adresskartei. Mittlerweile haben Sie aber auch Security auf der Burg und die Rucksäcke werden kontrolliert. Wegen der Terrorgefahr? Ueberschaer: Auch. Wir sehen uns zwar nicht im Fokus, tun aber dennoch alles, was wir können, um unseren Besuchern ein sicheres Umfeld zu bieten. Klundt: Die Bands verlangen heute Security. Die ersten zehn Jahre brauchten wir das nicht. Ab einem gewissen Bekanntheitsgrad sind die das halt so gewohnt. Für uns ist das kein Problem, da wir immer das gleiche Personal haben. Die gehören quasi schon zur Familie. Ueberschaer: Unser Problem ist auch der Müll, der vor allem dadurch entsteht, wenn die Besucher sich Speisen und Getränke mitbringen. Die Flaschen werden dann liegen gelassen, weil kein Pfand drauf ist. Die gehen oft zu Bruch, was klar gegen unseren Sicherheitsanspruch geht. Wir kommunizieren auf unserer Homepage, auf Facebook und auf unseren Flyern, dass es auf der Burg ausreichend zu essen und zu trinken gibt. Apropos Müll: Im Gemeinderat wurden die Kippen-Berge moniert, die nach dem Festival im Burghof zu finden seien. Ueberschaer: Den Schuh ziehe ich mir nicht an. Nach jedem Konzert gehe ich am nächsten Morgen persönlich in den Burghof und sammele den Müll ein. Und am Tag nach dem siebten Konzert lassen wir den Burghof gründlich reinigen. |abf

x