Grünstadt „Weinklang“ wieder brillant

Überzeugten: Singer-Songwriterin Henny Herz sowie ihr Drummer und Keyboarder Daniel Mudrack.
Überzeugten: Singer-Songwriterin Henny Herz sowie ihr Drummer und Keyboarder Daniel Mudrack.

Die neue Musikreihe „Weinklang“ im Asselheimer Weingut Mayerhof ist offenbar auf ein an der Unterhaardt latentes musikalisches Bedürfnis getroffen. Das zweite Konzert am Montag war bestens besucht, das Publikum äußerst aufmerksam und aufnahmebereit. Und das, was Henny Herz in ihrem – zum großen Teil eigenen – Songs bot, war von einer Art, wie man es sonst in Grünstadt und Umgebung kaum zu hören kriegt.

Pop mit viel Jazz, mit Blues und Soul, ab und zu auch mit Reggae-Rhythmen kombiniert. Daraus Lieder gebaut, deren Sprache poetisch-mehrdeutig ist und dem Hörer ganz viele Deutungen offen lässt. Das alles eher leise und zart als laut und heftig, dabei aber durchaus bestimmt und eigensinnig, zumeist in Englisch, einmal auch auf Deutsch: Damit nahm Henny Herz ihr Publikum von Anfang an gefangen. So entstand eine ganz andere Konzert-Atmosphäre als vor 14 Tagen, als eher chillige, eingängige Musik Bar-Stimmung erzeugte. Diesmal waren Stühle aufgestellt, und als Uwe Zaiser, der die Reihe initiiert hat, eingangs sagte, der Ausschank werde während der Musik eingestellt, erschien das zunächst übertrieben. Dann aber zeigte sich, dass dieser tatsächlich sehr gestört hätte, so sehr setzten Henny Herz und ihr Begleiter an Keyboards und Schlagzeug, Daniel Mudrack, zuallermeist auf leise Töne. Melancholische, weit gespannt wirkende Balladen waren da zu hören. Die Stimmung, die Gesang und Begleitung malten, war oft genug so bezwingend und intensiv, dass man sich für die Texte kaum weiter zu interessieren brauchte. Henny Herz probierte stilistisch gewissermaßen verschiedene Kleider an und wusste alle mit Anmut und Stil zu tragen – was ihr am besten steht, muss sich, um im Bild zu bleiben, noch heraus kristallisieren, aber da ist auf jeden Fall noch viel Potenzial. Vor allem: Henny Herz kann singen. Im Forte hat ihre Stimme Kraft und leuchtet, und auch im Piano behält sie klare Kontur. Kleine Lautstärke- und Dynamiknuancen bringen kontinuierlich Variationen des Ausdrucks. Sie kann ganz beiläufig lange, die Spannung mehr und mehr intensivierende Melodiebögen gestalten. Das allein ist schon ein Hörvergnügen für sich. Dazu kommen die ungemein einfalls- und abwechslungsreich erfundenen Begleitstimmen, die sich kaum mit Wiederholungen begnügen, sondern das Ohr durch immer wieder neue Ideen kitzeln. Klar, sie bedient sich aus dem Fundus verschiedener Stilistiken, aber sie greift immer in die passende Schublade. Kein Moment war langweilig, sonst wäre das Publikum nicht so lange so still geblieben wie sonst nur im Streichquartett – es war interessanterweise zu einem guten Teil das Grünstadter Streichquartettpublikum. Zuhörer im Alter der 26-jährigen Sängerin waren nur sehr vereinzelt gekommen. Da gibt es eine Ballade über einen Mann mit Hund, ein romantisch-poetisches Lied über Gedanken, die einem kommen, wenn man vor einem Abgrund steht, in den man springen könnte und sich nun ausmalt, schwerelos über den Weiten zu schweben, dann versucht sich Henny Herz als energische Countrylady – nicht so ganz ihre Bestimmung, aber unterhaltsam –, es folgt ein cooler Jazz-Song mit hinreißend farbiger Begleitmusik. Henny Herz weiß eine an sich schon aus den 70er oder 80er Jahren geläufige Tonfolge so subtil und zart auf der Gitarre zu greifen, dass man mit Spannung auf die Fortsetzung wartet, sie weiß ganz persönlich, ganz intim zu klingen, und sie beherrscht die große Klanggebärde. Bei alledem frisst ihr das Publikum gleichsam aus der Hand: ein herrlicher Abend, bei dem alles stimmte, auch der spritzige Wein, den Felix Mayer erläuterte und kredenzte.

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