Grünstadt Was fürs Auge und die Seele

In Grünstadt können die neuen Wohnhäuser bei der ehemaligen Gesangbuchfabrik heute und morgen von neugierigen Gästen genauer unt
In Grünstadt können die neuen Wohnhäuser bei der ehemaligen Gesangbuchfabrik heute und morgen von neugierigen Gästen genauer unter die Lupe genommen werden.

„Räume prägen“ lautet das Motto der Tage der Architektur im laufenden Jahr, dem des 100. Bauhaus-Jubiläums. Auch im Leiningerland prägen einige ganz besondere Bauten die Ortsbilder einzelner Gemeinden. Drei davon hat eine Jury der Architektenkammer Rheinland-Pfalz für ihre Aktionstage auserkoren: Sie werden der Öffentlichkeit heute und morgen vorgestellt. Die Rede ist von der Erweiterung der Sausenheimer Kita, den neuen Häusern an der ehemaligen Gesangbuchfabrik in Grünstadt und dem Anbau an das Weingut Kreutzenberger in Kindenheim. Der Winzerhof selbst ist ein sachlicher Flachdachbau des Architekten Otto Prott aus dem Jahr 1929. Er wurde 2005 von Professor Heribert Hamann aus Oppenheim um besagten Anbau erweitert. Der ist eines der 100 bundesweit ausgewählten Mustergebäude zum Jubiläum bauhaus100 und gehört zugleich auch zu landesweit sechs Gebäuden aus dem „kleinen Bauhausprogramm“. Letzteres soll den besonderen Geist des von Walter Gropius begründeten Stils verdeutlichen: die Symbiose von Handwerk und Kunst. Das Weingut Kreutzenberger konnte in der Vergangenheit schon öfter besichtigt werden. Ganz neu hingegen sind die beiden anderen Objekte. „Diesmal ist bei den Architektentagen auch die Stadt Grünstadt als Bauherrin mit einem öffentlichen Projekt dabei“, weist der Leitende Beamte der Stadtverwaltung, Joachim Meyer, auf die sanierte und vergrößerte Kindertagesstätte in Sausenheim hin. Der Anbau, der einen großen, multifunktionalen Bewegungsraum und – weiter hinten, abseits vom Trubel – neue Personalräume umfasst, wurde von den Diplom-Ingenieuren Jennifer Bessai und Tobias Klapper aus Freinsheim errichtet. Die im Innenraum sichtbar gelassenen Holzoberflächen „vermitteln den Kindern nicht nur ein Gefühl der Geborgenheit, sondern wirken sich auch positiv auf das Raumklima aus“, sagt Meyer. Eine hinzugefügte Holzbox beispielsweise bietet Platz für einen separaten Schlafbereich. Der Grünstadter Büroleiter findet, dass der Bau verdeutlicht, wie wichtig das Thema „Räume prägen“ gerade auch für die Kleinsten sei. Besonders hell und klar strukturiert wirke jetzt auch das sanierte Bestandsgebäude. Durch die einheitliche Farbgebung und der Verwendung natürlicher Materialien werde eine entspannte Spiel- und Arbeitsatmosphäre erzeugt. Mit Blick darauf wird nun von der Kita „Hin und weg“ gesprochen, wie die Diplom-Ingenieurin Bärbel Zimmer von der Pressestelle der Architektenkammer erklärt: „Hin“ stehe für die Erweiterung in massiver Holzbauweise und „weg“ für die Reduktion der Farben und Materialien. Eine „spannungsreiche, wohl strukturierte Abfolge der Baukörper“ bescheinigt die Jury der Architektenkammer einer Gruppe aus zwei Ein- und drei Mehrfamilienhäusern, die neben der ehemaligen Gesangbuchfabrik in der Sausenheimer Straße in Grünstadt entstanden sind. „Ordnung und Gliederung der Wohnungen sind an den Baukörpern ablesbar“, sagt Öffentlichkeitsreferentin Zimmer. Das einheitliche Material der Fassaden und die nachhaltige Bauweise unterstützten die Ensemblewirkung. „Die neue Wohnanlage ist ein gutes Beispiel dafür, dass Baugruppen zur städtebaulichen Gestaltung und zum Erhalt der Baukultur beitragen können“, meint Zimmer zu dem Projekt der Bauherrengemeinschaft Gesangbuchfabrik. Es wurde vom Frankenthaler Architekten Frank Wolf umgesetzt, der unter anderem den 2006 erbauten Rosengarten Obrigheim entwarf. Insgesamt werden an den Tagen der Architektur diesmal 51 Objekte in Rheinland-Pfalz für Interessierte geöffnet, darunter 18 in der Pfalz. Termine —Kita „Hin und weg“, Erweiterung und Sanierung (2018), In den Maulgärten 2a, Grünstadt, Samstag, 14 bis 18 Uhr, Sonntag, 10 bis 18 Uhr. —Baugruppen Gesangbuchfabrik (2019), Sausenheimer Straße 19, Grünstadt, Samstag, 14 bis 18 Uhr, Sonntag, 11 bis 18 Uhr. — Weingut Kreutzenberger, Bauhausprogramm (1929/2005), Hauptstraße 5, Kindenheim, begleitend: Weinprobe und -ausschank, Führungen mit Kellerbesichtigung und Weinverkauf, Samstag, 12 bis 18 Uhr, Sonntag, 11 bis 18 Uhr.

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