Grünstadt Vor der Sitzung eine Demo

Immer wenn das Thema „Gemeindewald“ auf der Tagesordnung des Wattenheimer Ortsgemeinderats steht, ist das ein Garant für Sitzungen mit höchstem Unterhaltungswert. Traditionell legen die Wattenheimer Gemeinderäte Herzblut und Verve in die Debatten, liefern sich beachtenswerte Schlagabtausche oder stehen geschlossen hinter jedem einzelnen der Büsche und Bäume, die auf den beachtlichen 730 Hektar Gemeindewald wachsen.

Am Freitagabend wurden die Ratsmitglieder und die zahlreich erschienenen Zuhörer mit dem Politikum Wald schon konfrontiert, da war die Sitzung noch gar nicht eröffnet: Vor dem Haupteingang zur Gemeindefesthalle hatte sich eine Gruppe von 20 bis 30 Personen eingefunden, die mit Plakaten und Handzettel gegen eine Ausweisung von Windkraftflächen im Gemeindewald demonstrierte. Die Handzettel wiesen die Demonstranten als Mitglieder der „Initiative Pro Pfälzerwald“ aus. Der Grund für das Erscheinen der Initiative, die sich, so deren Internetauftritt, gegen den Bau von Windrädern im Pfälzerwald – nicht nur auf Wattenheimer Gemarkung – ausspricht, war wohl der mit „Windenergie – Bericht des Ortsbürgermeisters“ betitelte Punkt auf der Tagesordnung. Gestärkt wird diese Vermutung dadurch, dass zunächst zwei Personen aus der Gruppe der Sitzung als Zuhörer beiwohnten, den Saal jedoch unmittelbar nach Abhandlung des Punkts verließen. Dieser selbst erwies sich nicht gerade als spektakulär, denn Ortsbürgermeister Andreas Werle unterrichtete die Räte lediglich über ein Schreiben des Innenministeriums über die neuen Richtlinien der Landesregierung beim Bau von Windkraftanlagen in „sensiblen Bereichen“ – wie dem Pfälzerwald oder dem Mittelrheintal. Wie mehrfach berichtet, will die Gemeinde im Pfälzerwald in unmittelbarer Nachbarschaft zur Autobahn einige Windkraftanlagen errichten, um die chronisch klamme Gemeindekasse zu entlasten – ein Vorhaben, das vom Gemeinderat mit großer Geschlossenheit vorangetrieben wird. Ein weiterer Punkt, der sich mit dem Wald beschäftigte: Werle teilte mit, dass in gut einer Woche umfangreiche Forstpflegearbeiten im Bereich des Neuwoogsbergs beginnen. Wegen der Arbeiten, zu denen auch das Fällen von Bäumen entlang der Kreisstraße 32 gehörten, muss die Straße durch das Amseltal zwischen der Hetschmühle und der Schmelz voll gesperrt werden. Wie der Bürgermeister ausführte, sollten die Arbeiten bereits im vergangenen Jahr in Angriff genommen und dabei die Holzrückarbeiten mit Pferden durchgeführt werden. Diese Pläne hätten sich jedoch zerschlagen, da nicht genügend geeignete Tiere vorhanden sind. Deshalb müsse jetzt das bei solchen Arbeiten übliche schwere Gerät eingesetzt werden, die Haupt-Rückestraße für den Einsatz eines Harvesters werde der Waldweg in Verlängerung der Hochgerichtsstraße sein. Der beliebte Wanderweg vom Ortskern zur Hetschmühle werde ebenfalls gesperrt werden. Werle stimmte die Ratsmitglieder darauf ein, dass die Arbeiten nicht ohne Spuren im Wald und insbesondere auf den Waldwegen durchzuführen seien. Die Maßnahme finanziere sich nicht durch den Holzverkauf, alleine für die zur Absperrung notwendigen Schilder würden 3000 Euro Kosten anfallen, die Arbeiten müssten jedoch unter anderem wegen der Verkehrssicherungspflicht der Gemeinde entlang der K 32 durchgeführt werden. Für den Herbst seien ähnliche Forstarbeiten an der L 520 notwendig, für die in den Ferien die Straße zwischen Wattenheim und Carlsberg gesperrt werden müsste. Auch diese Arbeiten müssten von der Gemeine finanziert werden, ebenso wie alle für die Verkehrssicherung notwendigen Forstarbeiten entlang der 5,5 Kilometer Bundesautobahn durch den Wattenheimer Wald. „Da wir alles selbst bezahlen müssen, was mit unserem Wald zusammenhängt, haben wir es nicht gerne, wenn man sich von außen in Angelegenheiten mischt, die mit unserem Wald zusammenhängen“, sagte Werle auch mit Blick auf die bereits seit rund 90 Minuten abgezogenen Mitglieder der „Initiative Pro Pfälzerwald“. |ink

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