Grünstadt „Vielfalt ist unsere Stärke“

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Mit einer von Schülern und Lehrern sehr schön gestalteten Veranstaltung voller kreativer, intelligenter und teils humoriger Beiträge ist der Rektor der Integrierten Gesamtschule (IGS) Grünstadt, Hans-Uwe Chormann, am Donnerstag in der Aula offiziell zum Direktor befördert worden.

Er trat sein Amt als kommissarischer Schulleiter am 17. Februar 2014 an und wurde vor einem Jahr zum Direktor-Stellvertreter, wobei aber auf eine Feier verzichtet worden ist. Der Referent der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Neustadt, Hans-Joachim Lillig, ermutigte Chormann, den von ihm eingeschlagenen Weg zur Entwicklung einer guten Schule weiterzugehen. Dabei warf er in seiner launigen Rede die Frage auf, ob man denn überhaupt wisse, was eine gute Bildungsstätte ausmache. Anhand vieler Begriffe und Abkürzungen wie Bilingualer Unterricht, DaF (Deutsch als Fremdsprache), Evaluation, Inklusion, MINT, PeS und Pisa zeigte er das Wirrwarr im bildungspolitischen Dschungel auf. Nach einem Blick auf das, was im Lauf der Geschichte unter Schule verstanden wurde, kam er zu der Erkenntnis: „Eine Schule, die mich für irgendeine Spezialaufgabe trimmt, und dies isoliert von anderen Leuten tut, wird mir nicht helfen können, ein guter Mensch zu werden.“ Zum Glück gebe es ja noch die Definition als „Lebens- und Erfahrungsraum“, in dem jeder ganzheitlich betrachtet wird und Unterschiede gelebt werden. Die neu gedachte, moderne Schule müsse eine Antwort geben auf Hoyerswerda und Mölln, Herxheim, Bautzen und Pegida. „Wir freuen uns, dass die IGS Grünstadt Strahlkraft hat und in der Öffentlichkeit positiv wahrgenommen wird“, sagte der Kreisbeigeordnete Frank Rüttger. Beleg dafür seien die hohen Anmeldezahlen. Für den Besuch der im Sommer startenden Oberstufe haben sich bereits mehr als 80 Jugendliche angekündigt und um die 112 Plätze für Fünftklässler rund 150 Kinder beworben. Die IGS trage nach den zwei Jahren, die sie unter Chormanns Leitung steht, schon deutlich dessen Handschrift. Rüttger lobte den frisch gebackenen Direktor als motivierten, offenen und vertrauensvollen Vermittler zwischen Pädagogik und Schulträger. Bürgermeister Klaus Wagner betonte die wichtige Funktion, die der Schule bei der Integration der Neuankömmlinge zufalle. Äußerst beeindruckt zeigte er sich von dem Auftakt der Feier. Nach einem Cajon-Intro hatten sich Schüler mit Migrationshintergrund, jeweils ihre Nationalflagge hochhaltend, vorgestellt. Sie stammen aus zahlreichen Ländern, von Afghanistan über Iran und Ruanda bis Türkei. Ein syrisches Mädchen, das seit sieben Monaten in der Bundesrepublik ist, erläuterte in ausgezeichnetem Deutsch, dass sie gern wieder in ihre Heimat zurückkehren würde, aber fliehen musste vor Krieg, Terrorismus und Tod. „Wir brauchen Zeit, um uns besser verstehen zu können. Bitte gebt uns diese Zeit“, appellierte sie. „Vielfalt ist unsere Stärke“, meinte Chormann und verglich die IGS mit der Handball-Nationalmannschaft. Das Team sei bunt zusammengewürfelt und habe sich bei der Europameisterschaft durchsetzen können, weil das eigene Ich in den Dienst der Gemeinschaft gestellt worden sei. Der Umgang mit Heterogenität sei jedoch kein Selbstläufer. Mit Blick auf die Flüchtlinge erklärte der Direktor, dass Schule den gesellschaftlichen Auftrag habe, diese Kinder zu integrieren, für ihre Bildung zu sorgen und Vorurteile abzubauen. Dass Asylbewerber-Unterkünfte brennen, sei beschämend. Als „die perfekte Lösung für unsere Schule“ bezeichnete die Elternsprecherin Kerstin Pontasch den Beförderten. Er sei voller Elan und fleißig, nehme sich viel Zeit, um konstruktive Lösungen für Probleme zu finden. „Ich schätze an Ihnen Ihre Integrität, Ihren Enthusiasmus und Ihren Ideenreichtum“, so Pontasch zu Chormann, dem vom Personalrat Steffen Mayer „für Entspannung und gute Träume“ ein Single-Malt-Whisky überreicht wurde. (abf)

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