Grünstadt „Verbandsliga ist die richtige Liga“

Er weiß wie Aufstiege funktionieren: Der Eisenberger Ako Yalcin trainiert den TuS Rüssingen.
Er weiß wie Aufstiege funktionieren: Der Eisenberger Ako Yalcin trainiert den TuS Rüssingen.

«EISENBERG.» In 15 Trainerjahren hat Ako Yalcin seine jeweiligen Fußballmannschaften zwölfmal zu Aufstiegen geführt. Das dürfte ihn zu einem der erfolgreichsten aktiven Trainer im Südwestdeutschen Fußballverband machen. In der vergangenen Spielzeit gelang dem 43-Jährigen, der bereits den ATSV Wattenheim erfolgreich trainierte, mit dem TuS Rüssingen die Rückkehr in die Verbandsliga Südwest. Im Gespräch mit Reiner Bohlander erzählt der Eisenberger, was ihm der jüngste Aufstieg bedeutet.

Über die Aufstiegsspiele ging es in der letzten Runde für den TuS Rüssingen nach oben. War der zwölfte Aufstieg in Ihrer Karriere ein hartes Stück Arbeit?

Ich würde es einmal so ausdrücken: Es war diesmal sehr kompliziert. Aber ich habe mich sehr darüber gefreut, denn nach der letzten schwächeren Spielzeit haben wir endlich wieder unser selbst gestecktes Ziel erreicht. Wieso war es kompliziert? Ich hatte hier beim TuS Rüssingen eine Topmannschaft. Eigentlich hätten wir die Meisterschaft von unserem Potenzial und unserer Spielstärke her holen müssen. Gegen die direkten Konkurrenten haben wir auch kein einziges Spiel verloren. Aber in den Begegnungen gegen die Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte haben wir alles andere als gut ausgesehen. Woran lag das? Das war ein Kopfproblem. Hat vielleicht bei dem ein oder anderen die Einstellung nicht gestimmt? Kann auch möglich sein. Aber bei Spielern wie René Schwall oder Ferhat Gündüz war immer klar: Die geben 100 Prozent von der ersten bis zur letzten Minute. Generell muss ich letztlich sagen: Wir haben es uns mit dem Aufstieg selbst schwer gemacht. Wir hätten es einfacher haben können. In den Aufstiegsspielen gegen Wormatia Worms II profitierten Sie von dem Fauxpas der Rheinhessen, mit Steffen Straub einen nicht spielberechtigten Akteur gebracht zu haben. Der schoss ihr Team beim Wormser 3:1-Sieg ja quasi im Alleingang ab ... Dieses Thema geht mir langsam auf die Nerven. Ich arbeite ja in Worms, und dauernd kommt jemand zu mir und sagt: Ihr seid doch nur wegen des Fehlers der Wormser aufgestiegen. Meine Antwort lautet aber immer: Wir hätten die Wormatia II im dritten Spiel besiegt. Wir hatten ja schon das erste Spiel dominiert und waren auch im zweiten Spiel lange besser. Dass Straub plötzlich mitgespielt hat, hat mich sowieso gewundert. Aber das haben die Wormser versemmelt, ich schäme mich deshalb bestimmt nicht, weil wir aufgestiegen sind. Ex-Profi Mario Basler hatte ja auch einige Einsätze. Es hieß, es gab aber am Schluss der Saison Differenzen zwischen Ihnen beiden? Ach nein, wir hatten einen kleinen Disput, weil ich einen Spieler härter kritisiert habe und Mario anderer Meinung war. Aber: Vor dem eventuellen dritten Entscheidungsspiel gegen Wormatia Worms II sind mir plötzlich wichtige Leistungsträger wie Schwall, der sich eine Rote Karte eingehandelt hatte, weggebrochen. Mario war zu diesem Zeitpunkt in Osnabrück. Ich habe ihn angerufen und wollte wissen, ob er aushelfen könnte. Er hat spontan gesagt: Ja Ako, ich komme. Er hat sich sofort ins Auto gesetzt, ist hergefahren, aber dann musste ich ihm leider sagen: Mario, das Spiel fällt aus. Das fand er dann nicht so dufte (lacht). Das heißt, Mario Basler wird auch in der neuen Verbandsliga-Saison mitwirken? Er hat seinen Pass hier, und Verbandsliga traut er sich auch noch zu. Was ist das Ziel in der neuen Saison? Der Aufstieg in die Oberliga? Nein, ich denke, die Verbandsliga ist für den TuS Rüssingen die richtige Liga. Wir wollen den Klassenerhalt schaffen, wenn es geht, ohne Stress. Das wird schwer genug. Aber ich freue mich auf die Verbandsliga, wir haben attraktivere Gegner als noch in der Landesliga. Mit den Zuschauerzahlen in Rüssingen sind Sie zufrieden? Ja, wir haben bei wichtigen Partien auch mal 200 Leute hier. Das ist in Ordnung. Der Vorwurf, den man manchmal hört, ist, dass zu viele Auswärtige in Ihrer Mannschaft spielen. Wenn ich hier gute Spieler suche, die für die Verbandsliga taugen, suche ich meistens vergeblich. Ich frage Sie: Wie viele Madrilenen spielen in Madrid, wie viele Deutsche beim FC Bayern? Diese Vorstellungen, eine Mannschaft in den höheren Ligen aus regionalen Akteuren bilden zu können, ist antiquiert. Leider. In Rüssingen fühlen sie sich wohl? Absolut, mit Präsident Klaus-Peter Hornung habe ich jemanden, der voll hinter mir und der Mannschaft steht. Gibt es Veränderungen in der Mannschaft? Es gehen einige Akteure, aber das Gerüst bleibt. Was ich derzeit suche, ist ein Assistenz- und Co-Trainer. Das kann durchaus ein junger Mann sein. Wichtig ist: Er sollte ein Aufwärmprogramm leiten können.

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