Carlsberg Umleitungsstrecke sorgt für Debatte im Rat

Für den anstehenden Ausbau der Dorfstraße in Hertlingshausen, der aufgrund der Förderbedingungen des Landes noch in diesem Jahr starten muss, hat der Ortsgemeinderat Aufträge vergeben müssen. Mit der Herrichtung der Umleitungsstrecke waren etliche Ratsmitglieder aber nicht einverstanden.

CARLSBERG. Zunächst ging es bei der Carlsberger Ratssitzung am Mittwoch um die Instandsetzung der maroden Straße, die spätestens ab März 2022 für rund achteinhalb Monate voll gesperrt wird. Bei dem Gemeinschaftsprojekt mit den Werken der Verbandsgemeinde Leiningerland soll die Dorfstraße auf einer Länge von 200 Metern komplett ausgebaut werden. Die Hauptwasserleitung wird neu verlegt und die Hausanschlüsse werden ausgetauscht. Zudem werden die Kanalanschlüsse und die Schachtabdeckungen erneuert.

Unter den fünf eingereichten Offerten war die der Firma Bender aus Mertesheim mit 782.800 Euro am günstigsten. Dabei hat das Unternehmen auch ein Nebenangebot abgegeben, das die Kosten senkt: Statt für die Stabilisierung des Untergrunds und die Verfüllung der Gräben spezielles Bodenverbesserungsmaterial zu besorgen, soll der Aushub mit einem Kalk-Zement-Gemisch aufgewertet und wiederverwendet werden. Damit reduziert sich der Preis um knapp 16.000 Euro auf 766.850 Euro.

Grünes Licht vom Rat

Für diese Variante gab der Rat einstimmig grünes Licht. Von der Summe entfallen 471.032 Euro auf die Ortsgemeinde, wovon sie 30 Prozent abzüglich eines Landeszuschusses von 74.000 Euro zu tragen hat. Die übrigen 70 Prozent werden über Wiederkehrende Beiträge finanziert. Ganz allein schultern muss die Kommune hingegen den Aufwand für die Herstellung der Umleitung, für die der Weg vom Waldparkplatz bergab in Richtung Naturfreundehaus ertüchtigt werden soll. Auch hier erwies sich die Firma Bender als wirtschaftlichster Bieter. Sie will für die Herrichtung des Weges mit Schotter 30.175 Euro haben.

Valentin Hoffmann (SPD) bezweifelt jedoch, dass dieser Belag das Richtige ist. „Wenn da ein Lkw scharf bremst, haben wir riesige Furchen drin und es werden Nachbesserungen notwendig. Und wenn wir ein Unwetter haben, rutscht das ganze Material zum Rahnenhof“, meinte er und fragte: „Warum setzen wir kein Bindemittel ein, sodass die Zufahrt, die man auch sonst mal für Bauarbeiten und für Rettungsfahrzeuge brauchen könnte, länger hält als ein Jahr?“

Stabilerer Ausbau unverhältnismäßig?

Bürgermeister Werner Majunke (CDU) argumentierte, dass ein stabilerer Ausbau unverhältnismäßig wäre. Es gehe doch nur um eine vorübergehend genutzte Strecke. Dieter Winnewisser (SPD) erinnerte daran, dass man diese Umleitung durch den Wald auch schon nehmen musste, als der Kanal gelegt wurde und Parteikollege Jens Mächler schaute auf Unwetter, bei denen es zu Überschwemmungen am Naturfreundehaus gekommen sei: „Die Starkregenereignisse werden tendenziell mehr.“

Majunke sagte, man habe keine Zeit zu verlieren und müsse den Auftrag jetzt vergeben. „Wir können das doch nicht als öffentliche Straße widmen.“ Peter Schakewitsch (SPD) entgegnete: „Niemand will den Waldweg als Straße ausbauen. Aber die Strecke sollte schon Wind und Wetter standhalten können.“

Knappe Entscheidung dafür

Ob sich das Ingenieurbüro denn vor Ort kein eigenes Bild gemacht habe, wollte Monika Merz (FWG) wissen. Hoffmann zeigte sich überzeugt: „Die schauen sich bloß die Wegführung an, nicht aber den Untergrund.“ Marcus Noll (CDU) fragte, ob dem ausführenden Unternehmen klar sei, dass die Zufahrt ein Jahr halten muss. „Ich will nicht im Sommer über Reparaturen diskutieren und darüber, wer sie zu bezahlen hat“, machte er klar. Majunke sagte: „Ich bin kein Experte auf diesem Gebiet und muss mich auf das Ingenieurbüro verlassen können.“

Bei acht Ja-Stimmen, sechs mal „Nein“ und zwei Enthaltungen erhielt die Firma Bender schließlich den Zuschlag. Für 9954 Euro wurde den Pfalzwerken einstimmig der Auftrag erteilt, an der Umleitung sieben Laternen aufzustellen.

SPONTAN GESAGT

Nach der knappen Entscheidung für die Ertüchtigung der Umleitungsstrecke sagte Bürgermeister Majunke erleichtert: „Na, da haben wir ja gerade noch die Kurve gekriegt.“ Daraufhin meinte Dieter Winnewisser (SPD): „Nein, wir sind geradeaus gegen die Wand gefahren.“

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