Grünstadt Todsichere Fallen für "Woimiggelcher"

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So schlimm wie dieses Jahr ist die Tau- oder Fruchtfliegen-Plage bislang noch nicht gewesen. Das ist der Eindruck, den die überwiegende Mehrheit der RHEINPFALZ-Leser hat, die uns gestern angerufen oder eine E-Mail geschickt haben. Die meisten bekämpfen die „Woimiggelcher“ erfolgreich mit Essigfallen.

„Regelrechte Schwärme in kürzester Zeit“ lockt Sandra Hanauer (Kirchheim) mit ihrem Hausrezept an: Sie befüllt ein 0,1-Liter-Weinprobierglas zu einem Drittel mit Apfelsaft, gibt die gleiche Menge Essig dazu sowie zwei bis drei Spritzer Geschirrspülmittel. Spüli sei wichtig, um die Oberflächenspannung der Flüssigkeit zu reduzieren, weiß Rosemarie Schilling (Steinborn), die einfach Bio-Apfelessig in breite Tassen füllt. Viele der Tierchen verschwinden aber auch in den Schlünden ihrer fleischfressenden Schlauchpflanzen, die sie am Küchenfenster stehen hat. „Die sind jetzt richtig satt“, freut sich die Leserin, die generell gegen natürliche Plagegeister Gegenspieler aus der Natur einsetzt. Frisches Obst und Gemüse, sogar Zwiebeln und Knoblauch sowie Brot, verbannt Schilling derzeit in den Kühlschrank. Dieses Jahr seien extrem viele Drosophilidae unterwegs, „aber die übertragen ja keine Krankheiten“, zieht die Steinbornerin einen Vergleich zu anderen Insekten und Spinnen: „Ich habe lieber 1000 Fruchtfliegen als eine Zecke.“ Vor drei Wochen hatte Gertraud Dietrich (Grünstadt) noch jede Menge Taufliegen bei sich im Haus. „Zwei Tage später waren sie fast alle im Glas“, erzählt die Seniorin, die mit folgender Mischung Erfolg hat: Halb und halb billiger Apfelsaft und Wasser, dazu ein Esslöffel süßer Likör und ein Tropfen Spüli. Die Obstschale deckt sie derzeit „ganz dicht“ mit einer Frischhaltefolie ab. Früchte und Gemüse werden bei Vera Hillen (Kirchheim) gegenwärtig in Behälter gepackt oder aus dem Haus verbannt. Zur direkten Bekämpfung der Insekten schwört sie auf Essiglösungen in flachen weißen Gefäßen. „Die werden besser angeflogen als andere Behälter“, so ihre Beobachtung. Der Deckel eines Konservenglases sei völlig ausreichend. Essig, Apfelsaft, Spülmittel und eventuell ein bisschen Wasser füllt Karl Dauth (Grünstadt) in mehrere Schalen, die er in der Wohnung verteilt. Ursula Mosmann-Riedel (Grünstadt) stellt kleine Plastikbecher mit gesüßtem Essigwasser ans Fenster. „Einmal täglich werden sie geleert“, berichtet sie. Helmut Kunz (Grünstadt) nennt Fruchtsaft mit einem Schuss Essig und einigen Tropfen Spüli ein „todsicheres“ Rezept. „Ein kleines tiefes Schälchen steht auf der Fensterbank in der Küche und eines auf der Blumenbank, denn die Viecher kommen auch aus den Pflanzen“, so Kunz, der findet, dass der Befall in diesem Jahr besonders heftig ist. Das Schaufenster einer Bäckerei sei ganz schwarz gewesen, erzählt Heidi Emmert (Grünstadt). Sie selbst habe die „komischen Fliegen“ zum allerersten Mal in ihrer Wohnung in der Obergasse, wo sie schon 20 Jahre daheim ist. Eine Freundin habe ihr den Tipp mit der Essiglösung gegeben. Wichtig sei die Zugabe von Zucker, betont Wilhelm Zimmermann (Asselheim), denn auf den Energieschub seien alle Insekten scharf. Bei der chemischen Fabrik Spiess in Kleinkarlbach habe er Fallen entwickelt. Diese hängt der Rentner in den Garten, direkt über den Komposthaufen. „Was ich draußen fange, gelangt nicht ins Haus“, erklärt er. Innerhalb von zwei, drei Tagen seien die Gefäße schwarz vor Fliegen verschiedenster Art. Zweimal täglich erneuert Silvia Krapp (Obrigheim) die Lockflüssigkeit in der Handvoll Gefäße, die sie in der Wohnung aufgestellt hat. Der Trick mit dem Zucker ist ihr bekannt. „Es ist extrem schlimm in diesem Jahr. Man kann nicht mehr in Ruhe ein Glas Rotwein trinken“, klagt sie. Das bestätigt auch Gabriele Bechtold (Grünstadt), die ebenfalls gute Erfahrungen mit Essigwasser macht, das sie mit einem Kaffeelöffel Zucker süßt. In kurzer Zeit sammelten sich die toten Tierchen auf dem Boden der Schalen. „Den Tipp habe ich von meiner Tochter, die in Dubai mit ähnlichen Insekten zu kämpfen hat“, erläutert sie. Das wirke hundertprozentig und „ist vor allem sehr kostengünstig“, hebt Claudia Zipper (Grünstadt) hervor. Pirmin Maltry aus Hettenleidelheim erzielt Erfolge mit Salatöl statt Essig. „Wir haben daheim bestimmt schon 1000 Fliegen erlegt“, schätzt er. Unappetitlich sieht es zurzeit in den Auslagen von Frische- und Brotabteilungen mancher Supermärkte aus, klagt er. Es sei eine große flächendeckende Plage dieses Jahr, meint Helga Hoffmann (Obrigheim), die jeden Morgen einen Schluck ihres mit Honig gesüßten Milchkaffees in der Tasse lässt, den die Drosophilidae besonders mögen. „Widerlich“, kommentiert Jutta Zinn (Obrigheim) die Quälgeister, die insbesondere „auf Bananen abfahren“ und „einem immer um die Schnut herumfliegen“. Zinn hat Fliegenstrips aufgehängt und zusätzlich klebrige Sticks in die Blumentöpfe gesteckt. Mit von der Decke baumelnden, mit Lockstoffen versehenen Klebestreifen macht Elisabetha Charlotte Brechner (Grünstadt) Hunderten Viechern den Garaus. „Die beste Methode aber ist staubsaugen“, sagt die RHEINPFALZ-Leserin, die momentan nur noch ganz früh morgens lüftet, wenn es noch kalt ist. Ines Holthey (Asselheim) öffnet die Fenster gegenwärtig nur, wenn es dunkel ist. Von eingekauftem Obst werden sofort die Fliegeneier abgewaschen und mit dem Staubsauger die erwachsenen Tierchen schwarmweise eingesaugt. Trotzdem schwimmen noch genug „Miggelcher“ in der Apfelschorle ihrer Kinder. „Aber“, so Holthey, „beim ersten Frost sind sie weg“.

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