Grünstadt SPD fällt aus allen Wolken

Im Mai 2018 hat der Stadtrat eine Vorschlagsliste für Schöffen und Hilfsschöffen am Amtsgericht in Grünstadt abgesegnet. Acht Namen standen darauf, einer lautete Ronald Ziese. Just der steht nun auch auf der Kandidatenliste der AfD für die Kreistagswahl. Der SPD macht das besonders zu schaffen, denn sie hatte den Mann ins Spiel gebracht.

Eigentlich lief bei der Zusammenstellung der Liste für Schöffen im vergangenen Jahr alles optimal. Das Verfahren wurde sogar ausdrücklich gelobt, weil die Stadtverwaltung im Vorfeld einen öffentlichen Aufruf gestartet hatte und mit 25 Bürgern deutlich mehr als erwartet Interesse für die Posten als ehrenamtliche Richter zeigten. Ihre Bewerbungen wurden an die Fraktionen im Stadtrat weitergereicht, die ein Vorschlagsrecht genießen. Entsprechend ihrer Kopfstärke im Rat durften CDU und SPD drei Personen vorschlagen und FWG und Grüne jeweils eine Person. Die SPD-Fraktion entschied sich neben Stadtratsmitglied Bernd Fricke und Melanie Oestreich-Hofmann, Tochter eines Parteiangehörigen, für Ronald Ziese. „Das hat für uns von der Zusammenstellung – vom Alter und dem Beruf – her einfach gepasst“, sagt Ortsvereinsvorsitzende Martina Hauenstein. Ziese ist Ende 50, hat drei Kinder und arbeitet als Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik. Für die SPD ebenfalls interessant war, dass sein Vater Wolfgang Ziese, einst Bademeister im Grünstadter Allwetterbad, den Genossen seit jeher nahesteht. Daraus wurden Rückschlüsse auf die politische Einstellung des Sohns gezogen. Im Nachhinein erweist sich das jedoch als Trugschluss. Als die Kandidatenlisten für die Kreistagswahl veröffentlicht wurden, traten Parteimitglieder an Hauenstein heran und machten sie darauf aufmerksam, dass Ziese für die AfD kandidiert. „Da sind meine Kollegen und ich aus allen Wolken gefallen“, sagt die Vorsitzende. „Dass das der Fall sein könnte, darauf wären wir ja niemals gekommen.“ Und vorgeschlagen hätten sie Ziese natürlich auch nicht, wenn bekannt gewesen wäre, dass er von seinen Überzeugungen her eher im konservativen bis rechten Lager zu verorten sei. Das scheint auch den anderen Stadtratsmitgliedern nicht bekannt gewesen zu sein, denn die Liste wurde seinerzeit einstimmig abgesegnet. Ziese selbst kann nicht verstehen, warum die Sache der SPD Kopfzerbrechen bereitet. „Ich bin ein ganz normaler Mensch mit vernünftigen Ansichten“, sagt er. Als Schöffe bewarb er sich aus eigenem Interesse. Ob er ein Mitglied der AfD ist oder als Parteiloser kandidiert, wollte er am Telefon nicht verraten.

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