Grünstadt Sanierungsstau im Heizungskeller

Reparieren oder direkt komplett austauschen? Bei alten Heizungen muss genau gerechnet werden.
Reparieren oder direkt komplett austauschen? Bei alten Heizungen muss genau gerechnet werden.

Die Energiewende ist nach wie vor in aller Munde. Aber sie endet oft an der eigenen Kellertür. Von insgesamt 21 Millionen Heizungen in Deutschland sind zwei Drittel 20 Jahre und älter – „und damit nicht mehr Stand der Technik“, sagt Lothar Breidenbach, Geschäftsführer Technik im Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) in Köln. Dabei gibt es sehr gute Gründe, auf moderne Anlagen zu setzen.

Die meisten Hausbesitzer tauschen eine Heizung erst dann aus, wenn sie kaputt ist. Viele fragen sich: warum eine noch funktionierende Heizung für viel Geld austauschen? Selbst wer die Mittel hat, denkt nicht sofort an die Heizung. „Das Geld ist da, und es wird auch investiert“ – aber eher in ein schickes Auto, eine vorzeigbare Küche oder in den Badezimmer-Ausbau, berichtet Frank Ebisch vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima. Da hilft kaum das Argument, dass langfristig Ersparnisse bei den Betriebskosten möglich sind. Dazu kommt die Unsicherheit: Langfristiges Ziel ist es, aus Klimaschutzgründen den Verbrauch von Öl, Kohle und Gas zu drosseln. In der Politik wurde in den vergangenen Jahren auch immer wieder ein Steuerbonus für die Heizungssanierung diskutiert – der aber nicht kam. Dagegen sank der Ölpreis zeitweise deutlich. Die erwartbaren Ersparnisse bei Betriebskosten durch eine Modernisierung können Haushalte nur einfahren, wenn sie vorher Geld investieren. Welchen praktischen Nachteil sollte es aber schon geben, die ältere Heizung zu erhalten, solange sie gut läuft? „Wenn ein Kessel optimal läuft und zum Wärmebedarf des Hauses passt, muss er nicht unbedingt ausgetauscht werden“, sagt zwar Marcus Weber von der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online. Doch er ergänzt: Die wenigsten Anlagen sind richtig eingestellt. Immerhin: Öl- oder Gasheizkessel werden heute durch öl- oder gasbasierte Brennwerttechnik ausgetauscht. Diese ist energieeffizienter als die alten Niedertemperaturkessel. Der BDH spricht von möglichen Einsparungen von bis zu 30 Prozent der Energiekosten. „Aber man verzichtet auf alle anderen Möglichkeiten“, sagt Ebisch. Solarthermie lasse sich zwar bei praktisch allen Heiztechnologien noch nachrüsten, erklärt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer vom Bundesverband Solarwirtschaft. „Effizienter und preiswerter ist es jedoch, im Falle einer Heizungsmodernisierung gleich auf ein Kombisystem zu setzen, da das Gesamtsystem dann gleich optimal aufeinander angepasst werden kann.“ Ebisch empfiehlt Besitzern von Heizungen, die mehr als 15 Jahre alt sind, sich Gedanken darüber zu machen, was sie künftig haben wollen. Das braucht kein ausgereifter Schlachtplan sein, der sich auf die Schnelle umsetzen lässt. Aber man sollte sich mindestens informiert haben, was möglich ist, und entschieden haben, was man künftig möchte. BDH-Sprecher Frederic Leers meint: „Viele Hausbesitzer haben kein Gespür dafür, wie es um den energetischen Zustand ihrer Heizung bestellt ist“. Daher raten alle Experten übereinstimmend den Hausbesitzern, ihren Heizungsbauer oder den Schornsteinfeger beim nächsten Routinetermin um eine Einschätzung zum Gesamtzustand und zum energetischen Zustand der Heizung zu bitten. Beim Thema Förderung ist Wissen und Planung ein Vorteil. Denn der Austausch von Komponenten und das Aufrüsten und Modernisieren der Heizungen lässt sich mit staatlichen Fördergeldern und zinsgünstigen Krediten kofinanzieren. Aber: Oft müssen vor Beginn der Arbeiten ein Antrag gestellt sowie bestimmte Standards erfüllt werden.

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