Grünstadt Raserei sogar amtlich bestätigt

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Wattenheim. Wenn Ortsbürgermeister Andreas Werle mit Tempo 30 auf dem Tacho auf der Hettenleidelheimer Straße in Wattenheim unterwegs ist, überholt und als „Verkehrshindernis“ angesehen wird, dann kann wohl jeder verstehen, dass die Anlieger der Straße auf die Barrikaden gehen und fordern, dass endlich etwas gegen Raser vor ihrer Haustür getan wird. Am Dienstag hat die Polizei erstmals mit der Laserpistole gemessen. Sie empfiehlt bauliche Veränderungen.

„Der Protest der Bürger ist bekannt, das Schreiben mit elf Unterschriften liegt uns vor“, sagt Werle. „Wenn ich in der Hettenleidelheimer Straße unterwegs bin, fahre ich ganz bewusst höchstens 30 Kilometer. Dass mich dort dann ein anderer Autofahrer überholt und auch noch deutlich sichtbar beschimpft, dass hat schon eine Dimension, die uns seitens der Gemeinde sehr nachdenklich macht.“ Initiiert haben die Unterschriftenaktion der Anlieger Christiane Sende und Theo Fuchs, die in ihrem Brief, der auch der RHEINPFALZ vorliegt, die für sie unerträgliche Situation beschreiben. „90 Prozent der Autofahrer und Linienbusse halten die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit nicht ein“, schreiben sie. Fuchs berichtet im Gespräch, dass es sehr gefährlich sei, als Fußgänger die Hettenleidelheimer Straße überqueren zu wollen. Wer als Anwohner versuche, die zu schnellen Fahrer auf ihr Verhalten aufmerksam zu machen, der bekomme mit eindeutigen Gesten gezeigt, was die Raser davon halten. Gefährlich sei für die Anlieger auch, aus ihren Garagen oder Grundstücken auszufahren. „Wenn dann plötzlich ganz schnell ein Auto hinter einem steht, der Fahrer womöglich bremsen muss, dann hagelt es Beschimpfungen, es gibt Hupkonzerte. Das passiert auch, wenn man anhält, um beispielsweise sein Fahrzeug zu entladen“, beschreibt Fuchs die unhaltbaren Zustände. „Wir werden hier in jedem Fall aktiv werden“, so der Ortsbürgermeister, der allerdings kurzfristige bauliche Maßnahmen ausschloss. „Nach dem Eingang des Schreiben habe ich das persönliche Gespräch gesucht, auch in einer Veröffentlichung darum gebeten, mehr Rücksicht zu nehmen“, so Werle, der sich aber bewusst darüber ist, dass solche Appelle wenig Wirkung zeigen. „Jeder, der einmal um die Ecke am Anwesen Hemmer ist, der will aus dem Ort ausfahren und gibt hier bereits Gas“, weiß Werle. „Am 31. August wird es eine Verkehrsschau geben, bei der wir in jedem Fall diese Problemstelle besichtigen und über Lösungsmöglichkeiten sprechen wollen“, kündigt der Bürgermeister an. Eventuell Parkflächen einzuzeichnen, sieht Werle als eine Möglichkeit, die Geschwindigkeit zu reduzieren. Auch die Polizei in Grünstadt kennt das Problem in der Hettenleidelheimer Straße, wie deren Leiter Sigfried Doll auf Nachfrage informierte. Grundsätzlich wolle die Polizei auch in weniger befahrenen Straßen Laser-Messungen vornehmen. Problem sei, dass die Geschwindigkeits-Messgeräte der Inspektion nicht ständig zur Verfügung stünden und dann meist dort eingesetzt werden. Prinzipiell gilt: Um eine dauerhafte Wirkung auf zu schnelle Zeitgenossen zu erzielen, müssten Kontrollen häufig wiederholt werden. Das könne die Polizei Grünstadter aber nicht leisten, so Doll. Für die Hettenleidelheimer Straße in Wattenheim sieht das die Polizei mittlerweile anders. Wie wir gestern berichteten, ist am Dienstag erstmals in der Ortsstraße mit der Laserpistole kontrolliert worden. Das Ergebnis: vier Bußgelder und 18 Verwarnungen in 60 Minuten. Die Klagen der Anwohner seien offensichtlich berechtigt, heißt es im Einsatzbericht. Auch zahlreiche Einheimische ignorierten die Tempo-30-Regel. Deshalb werde die Kontrolle wiederholt. Außerdem empfiehlt die Polizei bauliche Veränderungen. Die Anwohner dürfen also hoffen, dass bei der Verkehrsschau am 31. August Lösungen erzielt werden. |jös

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