Grünstadt Pop-Attacke: Zum Wein der Klang

Zwei haben sich gefunden: Uwe Zaiser (links) und Felix Mayer haben ein neues Kulturprojekt auf die Beine gestellt, das monatlich
Zwei haben sich gefunden: Uwe Zaiser (links) und Felix Mayer haben ein neues Kulturprojekt auf die Beine gestellt, das monatliche Konzerte in die Weinstube des Weinguts Mayerhof bringen soll.

Zumindest einer hat gesucht, zwei haben sich gefunden und ziemlich schnell eine neue, zeitgemäße Kulturinitiative auf die Beine gestellt, die übermorgen, Montag, um 20 Uhr im Asselheimer Weingut Mayerhof Premiere hat: Vincent Hall, ein Musiker mit charakteristischer Stimme, eröffnet die Reihe „Weinklang“.

Wer gesucht hat, das ist der in der Region bekannte Musiker Uwe Zaiser, der lange Jahre in Tiefenthal wohnte und sich nun stilecht im Grünstadter Musikantenviertel niedergelassen hat, wo die Straßen die Namen großer Komponisten tragen. Er ist Trompeter in der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern und langjähriger Mitstreiter beim leider nicht mehr bestehenden Rennquintett. Vielleicht hatte ihn Letzteres veranlasst, Umschau nach neuen Tätigkeitsfeldern halten. Naheliegend, dass sein unternehmungslustiger Blick dabei auf das Kulturleben seines neuen Heimatstädtchens fiel. In „Sachen Streichquartett“ sei das ja bestens versorgt, sagt er immer wieder und meint die von klassischer Kammermusik dominierten „Sternstunden“ des Grünstadter Kulturvereins, aber sonst? Uwe Zaiser vermisste Moderneres, Jazziges, Poppiges, von dem er überzeugt ist, dass es auch in Grünstadt – freilich noch zu findende – geeignete Säle füllen würde. Beim Kulturverein wirkt Uwe Zaiser mittlerweile bei der Programmgestaltung mit. Den kürzlichen Auftritt des herrlichen Münchner Jazz-Pianisten David Gazarov zur 70-Jahr-Feier des Vereins hatte er angeregt. Der Erfolg gab ihm recht: Die Friedenskirche war erstmals seit Langem ausverkauft, das Publikum begeistert (wir berichteten ausführlich). Das aber war Uwe Zaiser nicht genug. Pop in der Friedenskirche, sagte er sich, ist vielleicht doch nicht das Richtige, und er hielt Ausschau nach einer Location für das Projekt, junge Musiker aus der Popakademie im Mannheimer Jungbusch nach Grünstadt zu bringen. Die Popakademie, anfangs belächelt, habe sich zur wahren Talentschmiede der Popularmusik entwickelt. Zaiser: „Als Beispiel für die vielen Erfolgsgeschichten, die die Akademie seit ihrer Gründung im Jahre 2003 schrieb, sei Alice Merton genannt, die mit ihrem Hit ,No Roots’ inzwischen weltweit zu hören ist“. Die Akademie suche stets geeignete Spielstätten, um ihre Studenten in die freie Wildbahn zu schicken. „Dabei sollen sie ihr Rüstzeug für den harten Alltag als Musiker erhalten. Die Bands müssen einerseits ihre Bühnentauglichkeit beweisen, aber auch lernen, sich selbst zu vermarkten.“ Wo also sollte die Bühne stehen? In Asselheim, im Weingut Mayerhof, das jahrzehntelang für die Auftritte der Showband Atlantis bei der Weinkerwe im August weitbekannt war, traf Uwe Zaiser auf Felix Mayer. „Er ist einer der ganz jungen Wilden der neuen Winzergeneration, 24 Jahre jung. Er hat seit drei Jahren das Sagen im Weingut, und seither wurde jeder noch so kleine Stein dort umgedreht. Der junge Mann sprüht vor Tatendrang. Das ist sofort zu merken, als wir am Ort der Konzerte, einer typischen uralten, kreuzgratgewölbten Stallung, zur Weinstube umgestaltet, beisammensitzen. Unternehmungslustig blitzen Felix Mayers Augen, obwohl er seit dem Morgen tausend Flaschen Wein abgefüllt hat. Er weiß einige Geschichten zu erzählen. Sie reißen mit. Und man versteht sofort, warum Uwe Zaiser sagt, dass Felix Mayer keiner sei von der Sorte „Ja-aber“, sondern einer mit den Worten „Wann gehts los?“ auf den Lippen. Er hat Lust auf das Projekt. Zunächst soll es ungefähr einmal im Monat ein Konzert geben, dazu einen speziellen Wein des Abends, den Mayer passend zum Charakter des Künstlers aussucht und präsentiert. Der Name: „Weinklang!“ Das Weinstubengewölbe ist geeignet, weil es eine L-förmig anstoßende Fortsetzung hat, die Gelegenheit gibt, klanglich abgeschirmt zu sitzen, zu plaudern und eine Kleinigkeit zu essen. Der Konzertsaal soll, außer vielleicht bei Konzerten des Typus Liedermacher, nicht bestuhlt sein. Dann hat er Platz für rund hundert Zuhörer. All das montags, weil da die Künstler Zeit haben und das Publikum auch. Die Popakademie, so die beiden Pop-Aktivisten, habe dem Plan sofort zugestimmt. Nils Max, Leiter der akademieeigenen Künstleragentur, kam im Dezember ins Weingut. In kurzer Zeit war man sich einig. Am 11. Februar 2019 geht’s los. Für den Anfang sind drei Konzerte geplant. Für die Zukunft solle es monatlich einen oder gar zwei feste Termine geben. Auch ein Popakademie-Festival über ein ganzes Wochenende hätte Felix Mayer gern im Mayerhof.

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